Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0299 - Das Lagunen-Monstrum

0299 - Das Lagunen-Monstrum

Titel: 0299 - Das Lagunen-Monstrum
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
länger dauert als geplant!«
    »Und dann?« wollte der blonde Junge wissen.
    »Dann informieren wir den einzigen Mann, der hier die finsteren Mächte, mit denen wir konfrontiert wurden, in seine Schranken verweisen kann!« sagte Carsten Möbius mit fester Stimme. »Ich freue mich wirklich darauf, Professor Zamorra einmal wiederzusehen!«
    »Ohne ihn ist das Leben direkt langweilig!« nickte Michael Ullich. »Da, wo Professor Zamorra ist, da sind auch die Action und das Abenteuer. Nehmen wir die Vaporetto?« Damit meinte er die Barkassen, die in den Kanälen der Lagunenstadt die öffentlichen Verkehrsmittel wie Busse oder Straßenbahn ersetzen.
    »Hast du Kleingeld?« fragte Möbius. Michael Ullich schüttelte den Kopf. Bei der Balgerei mit den Tauben war däs Portemonnaie mit seiner Kleidung zerrissen worden, und auch Carsten Möbius hatte nur sein Scheckbuch gerettet, das er stets in einem festen und wasserdichten Spezialbeutel auf der Brust trug.
    »Ich bin auch am Rio de la Pleite!« sagte Möbius. »Schecks werden sie an der Vaporetto-Stazione nicht nehmen. Wir werden eben laufen müssen!«
    »Wo das doch so ungesund ist!« witzelte Michael Ullich, auf Carstens Lieblingsspruch anspielend.
    »Dabei sehen wir die Schönheit dieser Stadt aus nächster Nähe!« sagte Carsten Möbius. »Venezia lifehaftig. Wir werden durch malerische Gassen schlendern, über verträumte Plätze wandeln, zu kunstvollen Kirchen aufsehen und…!«
    »… und uns irgendwo verfransen, um dann mit deinem im Frankfurter Dialekt angehauchten Italienisch nach dem Weg zu fragen!« vollendete Michael Ullich. »Aber was soil’s? Umwege erweitern die Ortskenntnis. Aber geh mir bitte nicht mit unendlichen Vorträgen auf die Nerven über alle möglichen Kirchen und Bauwerke!«
    »Barbar! Kulturbanause!« zischte Carsten Möbius, während sie sich bereits der Rialto-Brücke näherten.
    »Wer immer nur Bildung im Kopf hat, der hat keinen Platz mehr frei für das Schöne !« erklärte Ullich.
    »Und was meinst du damit?« fragte Carsten Möbius.
    »Das da!« lächelte Ullich und wies auf das Mädchen, das sich neugierig die Auslagen der Geschäfte auf der Rialto-Brücke betrachtete.
    »Ich glaube, ich stehe im Wald, und die Rehlein sagen ›Du‹ zu mir!« stieß Carsten Möbius hervor. »Das ist doch Tanja -Tanja König!«
    »An Tanjas Busen möcht’ ich rasten -wie das Pferd am Futterkasten!« seufzte Ullich. »Nun mach schon, Carsten. Das ist deine Chance!«
    »Aber ich kann doch nicht einfach so hingehen und sie ansprechen!« jammerte Carsten Möbius. »Das geht doch nicht!«
    »Soll ich sie etwa noch für dich anmachen?« fragte Michael Ullich sarkastisch.
    »Wir könnten doch gemeinsam hingehen und dann…!« druckste Möbius.
    »Na, dann komm mal mit, und sieh mal einem erfahrenen Disco-Hasen-Jäger bei der Pirsch zu!« sagte Michael Ullich. Gemeinsam gingen sie hinter das Mädchen. Mit gewollter Aufdringlichkeit sah ihr Michael Ullich über die Schulter.
    »Hallo!« sagte er mit sanfter Stimme.
    »Wir kennen uns doch? Bist du öfters hier?«
    »Von einem Typ wie von dir hätte ich mehr als die Standardsprüche erwartet!« gab Tanja König zurück, noch ehe sie ihn richtig erkannt hatte. Doch sie lächelte ihn an. Das, was sie tat, als sie Carsten Möbius sah, war kein Anlächeln mehr. Eher ein Auslachen.
    »Das ist doch der Prolo, der sich für Carsten Möbius hält!« sägte sie dann. »Ganz schön größenwahnsinnig!«
    »Wahnsinn ist die Vorstufe der Genialität!« erklärte Carsten Möbius mit Würde. »Größenwahn ist die Steigerung davon. Nie war ich so wertvoll wie heute!«
    »Sag mal, dein Freund ist wohl ein kleiner Snob?« wandte sich Tanja König an Michael Ullich.
    »Aber sicher!« nickte der. »Der fährt bei Rot über die Kreuzung und ruft dann ›Herr Wachtmeister, bitte zahlen‹. Und er läßt sich den Salat per Fleurop schicken und achtet peinlich darauf, daß das Brett vor dem Kopf aus Teak-Holz ist!«
    »Wenn er tatsächlich Carsten Möbius ist, dann dürfte es ihm doch nichts ausmachen, mir das Geld für diese Perlenkette zu leihen!« lächelte Tanja, die Gefallen an dem Spiel fand. Sofort war der Händler da und überschüttete sie mit einer Flut italienischer Worte. Nur einen Scheck wollte er nicht.
    »Das habe ich mir gedacht!« zischte Tanja. »Natürlich hat ein Typ wie er kein Geld. Warum muß ich immer an Leute geraten, die noch weniger Kohle haben als ich? Aber ich habe heute meinen großzügigen Tag. Kommt. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher