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0299 - Am Ende der Macht

Titel: 0299 - Am Ende der Macht
Autoren: Unbekannt
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eine Schablone deiner atomaren Zellstruktur anfertigen lassen?
    Existiert eine Strukturschablone von dir? Ich würde einen Multiduplikator finden und wenn ich Jahrhunderte danach suchen müßte."
    Diesmal gelang es ihr, ihn anzulächeln.
    „Wärest du mit einem Duplikat zufrieden?" wollte sie wissen.
    „Würde es dir genügen? Oder glaubst du nicht, daß du jedesmal, wenn du meine Doppelgängerin umarmst, an mich denken wurdest?"
    Er sprang auf. „Es gibt also eine Strukturaufzeichnung? Sage mir wo ich sie finden kann."
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich wäre eifersüchtig auf meine eigene Doppelgängerin", sagte sie.
    „Es wäre kein Duplikat", sagte er beschwörend. „Du weißt genau, wie exakt ein Multiduplikator arbeitet. Es wäre Mirona Thetin, die das Gerät verlassen würde."
    Sie schien in ihrem Standpunkt schwankend zu werden.
    „Schnell" drängte er. „Sage mir wo ich die Schablone finden kann. „ Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, und Atlan wußte, daß er verloren hatte. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Ohne, daß sie sprach, wußte der Arkonide, wie diese Entscheidung ausgefallen war.
    „Man kann einen Körper duplizieren", sagte sie. „In allen Einzelheiten. Aber es gibt Dinge, die sich nicht vervielfältigen lassen. Mein Duplikat könnte dich wahrscheinlich nicht lieben."
    „Das ist mir gleichgültig", meinte er, aber seine Worte hatten jede Überzeugungskraft verloren.
    „Es gibt keine Schablone von mir" sagte sie. „Ich wollte nur herausfinden, was du für mich zu tun bereit wärest."
    Er wußte, daß sie log. Und sie wußte, daß er ihre Lüge erkannt hatte. Das schuf ein unausgesprochenes Einverständnis zwischen ihnen.
    „Ich bringe dich jetzt an die Oberfläche des Planeten." sagte er.
    „Es ist Wahnsinn", lehnte sie ab. „Du wirst soviel Zeit verlieren, daß du dich selbst nicht mehr retten kannst."
    „Ich muß es wenigstens versuchen", beharrte er. „Verstehst du das nicht?"
    Als er sich zu ihr herabbeugte brach eine Seitenwand der Transmitterhalle ein. Die Lautlosigkeit mit der die Wand in sich zusammenfiel, ließ das Ereignis schlimmer erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Es war kein Explosionsgeräusch erfolgt, nur das ständige Donnern, das immer lauter wurde, hatte den Einsturz begleitet.
    „Die Decke!" stieß Mirona hervor und klammerte sich an ihn.
    Es war keine Kraft in ihren Händen, und er mußte sie stützen. Ein Blick nach oben zeigte ihm, daß quer über die Decke ein breiter Riß verlief, der sich zusehends vergrößerte.
    „Du mußt fliehen", sagte sie. „Schnell, laß mich allein."
    Er hörte nicht darauf, was sie sagte. Er hob sie hoch. Sie war nicht so schwer, wie er geglaubt hatte. Er schwankte, als er sie auf den Haupteingang der Zeitstation zutrug. Der Schaft des Speeres zitterte vor Atlans Gesicht.
    Ein knirschendes Geräusch ließ ihn zurückblicken. Eine der vier Begrenzungssäulen knickte zusammen und stürzte auf den Transmitter. Atlan beeilte sich. Als der Eingang noch vier Schritte entfernt war, erfolgte eine heftige Explosion in unmittelbarer Nähe.
    Die Tür kam Atlan entgegen. Er verlor Mirona Thetin und wurde wie ein welkes Blatt in die Halle zurückgeschleudert. Er prallte gegen irgend etwas und hielt sich daran fest. Krachend stürzte ein Teil der Decke herab. Etwas schlug in Atlans Rücken. Er preßte sich flach gegen den Boden und verschränkte die Arme über dem Kopf. Aus weiter Ferne kam der Lärm einer Serie von Detonationen. Der Boden kam nicht mehr zu Ruhe. Die gesamte unterirdische Stadt schien zu vibrieren.
    Atlan wälzte sich auf die Seite. Er konnte sehen, daß die Decke zu zwei Dritteln herabgekommen war. Nur die Tatsache, daß er im toten Winkel lag, hatte ihm das Leben gerettet. Er hätte in eine der oberen Etagen blicken können, aber Rauchwolken versperrten ihm die Sicht. Er hob den Kopf und hielt nach Mirona Ausschau. Sie lag in der Nähe des Eingangs, halb unter Trümmern begraben.
    Atlan kroch auf sie zu. Sie lebte noch, als er sie erreichte, aber ihr Atem ging stoßweise, und ihre Augenlider zitterten.
    „Es ist alles in Ordnung" sagte er rauh. „Wir können unsere Flucht jetzt fortsetzen ..."
    Er richtete sich auf und begann hastig die Trümmer von ihrem Körper zu räumen. Der Speer war abgebrochen. Atlan hoffte, daß die Lemurerin keine Schmerzen empfand. Ihr Gesicht war grau und leblos. Die Lippen bildeten zwei schmale Farbstriche.
    Als er sie hochheben wollte, stöhnte sie.
    „Nicht", flüsterte
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