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0298 - Todesfalle Rummelplatz

0298 - Todesfalle Rummelplatz

Titel: 0298 - Todesfalle Rummelplatz
Autoren: Todesfalle Rummelplatz
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»Haben Sie hier nicht einen Raum, in dem wir uns ungestört unterhalten können?«
    »Hier sind wir ungestört. Machen Sie keine Ausflüchte. Ist ihr etwas passiert?«
    »Ja, leider«, sagte ich. »Ihre Tochter hat einen Unfall gehabt.«
    »Ist sie tot?« Er wurde aschfahl.
    Ich nickte.
    »Ihre Tochter wurde vor ungefähr einer Stunde tot aus dem See in der Liebesgrotte gezogen.«
    Er griff sich an die Stirn und schwankte. Ich dachte, er würde zusammenbrechen, aber Phil packte ihn am Ellbogen und stützte ihn. Jetzt riss sich Oaktree zusammen.
    »Wie kam sie dorthin?«, forschte er.
    »Wir nehmen an, dass sie aus einem der Boote ins Wasser gestoßen wurde.«
    »Nonsens! Betty schwamm wie ein Fisch. Das, was Sie da sagen, ist unmöglich.«
    »Sie konnte nicht schwimmen, denn als man sie ins Wasser warf, lebte sie nicht mehr.«
    »Das begreife ich nicht. Sie war doch vollkommen gesund.«
    »Ihre Tochter wurde ermordet«, sagte ich.
    Erfahren musste der Mann es ja doch, und es hatte keinen Zweck, lange hemmzureden.
    Ich hatte geglaubt, er werde entsetzt sein, jetzt war ich erstaunt über die plötzliche Veränderung, die mit ihm vorging.
    Seine Augen verengten sich. Seine Zähne gruben sich in die Unterlippe, und das Blut stieg ihm in die Stirn. Das war kein Entsetzen, das waren Wut und Hass.
    »Ermordet! Also doch!«
    Seine Fäuste waren geballt, als wolle er sich auf uns stürzen.
    Aber plötzlich klang seine Wut ab.
    »Betty tot«, murmelte er, warf einen irren Blick um sich, taumelte an einen Stuhl sank darauf nieder, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte.
    Die Tränen tropften zwischen seinen Fingern hindurch.
    Draußen erklangen die Tanzrhythmen und die Schritte der Mädchen.
    ***
    Es war eine gespenstische Situation.
    Wir warteten eine Minute, dann legte ich ihm die Hand auf die Schulter.
    »Fassen Sie sich, Mr. Oaktree. Sie haben eben eine Bemerkung gemacht, aus der ich entnehme, dass Sie jemanden kennen, dem Sie den Mord an Ihrer Tochter Zutrauen. An der Tatsache können Sie.nichts mehr ändern, aber Sie können etwas dazu beitragen, dass der Mörder gefasst wird.«
    Er hob den Kopf und zeigte uns sein tränennasses, fleckiges Gesicht.
    »Ich kann gar nichts dazu beitragen«, sagte er. »Ich weiß nicht, wer Betty getötet haben könnte… Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Aber Sie sagten soeben, also doch. Das klang, als hätten Sie etwas Derartiges erwartet.«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe. Es ist auch gleichgültig.« Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort: »Wo ist Betty? Wo haben Sie sie hingebracht?«
    »Zu einer ärztlichen Untersuchung ins Polizei-Hauptquartier.«
    »Sie brauchen sich nicht so diskret auszudrücken. Sie ist im Leichenschauhaus. Ich weiß es.«
    Sein Gesicht war wie aus Stein.
    Von draußen ertönte das schmetternde Finale der Kapelle, und dann trippelten die Mädchen herein - noch außer Atem und mit geröteten Wangen.
    Oaktree riss sich zusammen.
    »Steve«, rief er laut. »Steve, komm her.«
    Ein kleiner, spitzbäuchiger, rothaariger Mann kam mit kurzen Schritten und fragte: »Was gibt’s, Mr. Oaktree? In einer Viertelstunde fangen wie wieder an. Ich habe eben gesagt, dass der Kartenverkauf beginnen kann.«
    »Nichts fängt an, Steve«, bellte der Schaubudenbesitzer. »Für heute Abend ist Schluss.«
    »Schluss? Heute, am Sonntag? Wir haben noch zwei Stunden Zeit. Da können wir noch drei Vorstellungen abrollen lassen.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, es ist Schluss, Steve!«
    Hinter uns ertönten Schritte, und eine Stimme näselte: »Was höre ich da, Oaktree? Sie wollen für heute Schluss machen? Was soll das heißen? Haben Sie schon so viel verdient?«
    Wir fuhren herum.
    Der Neuankömmling war etwas über mittelgroß, hatte breite Schultern und schmale Hüften und steckte in einem supermodernen, hellgrauen Zweireiher.
    An den Füßen trug er blaue Wildlederschuhe, an den Händen gelbe, schweinslederne Handschuhe. Sein Hemd war blendend weiß und seine Gesichtsfarbe olivbraun.
    Er hatte einen Mund, dessen Lippen so rot waren, als ob er Lippenstift benutzte, eine Hakennase, dicht zusammenstehende, dunkle Augen und fast schwarzes Haar, durch das sich ein paar weiße Fäden zogen.
    In der rechten Hand hielt er einen breitrandigen Hut.
    »Es tut mir Leid, Mr. Chase«, begann Oaktree unsicher. »Es tut mir wirklich leid, aber soeben höre ich, dass Betty tot ist. Begreifen Sie das? Betty, mein einziges Kind, ist tot…Sie wurde ermordet… ermordet!« Er
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