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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume
Autoren: Manfred Weinland
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»Da hat jemand Licht angemacht…«
    Die Männer spürten, wie ihnen eine Gänsehaut über den Rücken lief.
    O’Keefes Nackenhärchen sträubten sich. In seinen Augen flackerte es verständnislos. Allmählich büßte das, was sie hier draußen unter dem Sternenhimmel erlebten, immer mehr an Realität und Vertrautheit ein. Der Wirt war kein ängstlicher Typ. Aber sein Instinkt sagte ihm, daß hier etwas vorging, was sich rational nicht mehr erklären ließ. Ünd je tiefer diese Einsicht bei ihm durchdrang, desto stärker wurde die Angst um seine Tochter…
    Von dem Licht vor ihnen ging eine fast magische Anziehungskraft aus.
    O’Keefe ertappte sich dabei, wie er gerade zwei Schritte in Richtung des aus dem Nichts aufgetauchten Hauses machte. Und als er sich umsah, mußte er feststellen, daß es den anderen nicht besser erging.
    Wir treiben diesem Spuk entgegen wie Motten dem Licht, dachte O’Keefe bestürzt.
    »Halt!« brüllte er den anderen mit schneidender Stimme entgegen.
    Einen Augenblick lang fürchtete er, sie könnten ihn ignorieren - nicht auf ihn hören. Als sie stehenblieben und verwundert um sich blickten, atmete er erleichtert auf.
    Doch seine Ratlosigkeit blieb. Sie wurde immer stärker.
    »Myrja«, flüsterte er benommen.
    »Vater …«, raunte ihm der Wind zu, und sein Kopf flog nach oben. Sein Herz stockte und drohte für immer auszusetzen. Unwillkürlich flog sein Blick zu den Gesichtern der anderen, die schemenhaft sichtbar waren. Hatten auch sie den Ruf vernommen? Das Raunen, Flüstern, die Stimme des Windes?
    Oder - hielt ihn bereits der Wahnsinn fest im Griff?
    »Das Haus«, murmelte Kilroy Ferguson in diesem Moment und unterbrach O’Keefes selbstzweiflerische Gedanken. »Hört ihr es?«
    »Das Haus?« wiederholte der Wirt und wußte plötzlich nicht mehr, wer verrückter war: er oder Ferguson.
    »Vater …!« wehte es ihm erneut entgegen, und diesmal war er sicher, Myrjas Stimme zu erkennen. Den flüsternden Schrei seiner Tochter. Er wußte auch, woher er kam.
    Aus dem Haus vor ihnen!
    Das Haus, das es eigentlich nicht hätte geben dürfen, weil es hier noch nie etwas anderes als Acker- und Weideflächen gegeben hatte!
    Gespenstisch…
    »Kommt!« befahl Arthur O’Keefe.
    Das Licht tat immer noch seine Wirkung.
    Ohne Zögern setzten sie sich in Bewegung und marschierten auf das Höllenhaus zu…
    ***
    Ein Luftzug streifte ihn und ließ ihn vom Bildschirm auf seinem Schreibtisch hochblicken. Zamorras Augen verengten sich, als er die Gestalt sah, die es sich in einem der Besuchersessel bequem gemacht hatte.
    »Nein«, murmelte er entschieden. »Verschwinde, Alptraum!«
    Doch das war Wunschdenken.
    Die Frau war echt!
    Zamorra schnellte vom Stuhl hoch und dirigierte seinen athletischen Körper um den Schreibtisch herum. Mit kraftvollen Schritten eilte er auf die Zigeunerin zu, die ihm aus glutfunkelnden Augen entgegenstarrte. Ein knallrotes Kopftuch hielt ihr rabenschwarzes Haar zusammen, das ein ältliches, einstmals hübsches Gesicht umrahmte.
    »Du?« rief der Parapsychologe mit dem Professorentitel und konnte es immer noch nicht glauben. Er hatte das Wesen, das sich zur unmöglichsten Stunde ins Château geschlichen hatte, für tot gehalten. Das Geschöpf mit den zwei Gesichtern. Die Hexe aus dem Irgendwo, die entweder in der Gestalt einer Zigeunerin oder, der eines jungen Mädchens mit Namen Cathy auftrat. Zweimal hatte sie Zamorra in der Person der alten Zigeunerin geholfen und ihn vor drohendem Unheil gewarnt. Und gleichzeitig hatte sie ihn in der anderen Gestalt zu vernichten versucht… Ein bisher noch nidht dagewesener Fall dämonischer Schizophrenie.
    »Ich«, bestätigte die Hexe, die er zuletzt in Irland, in einem kleinen Ort namens Macgillycuddy gesehen hatte. Bei dieser Gelegenheit war auch ein magischer Druidenstein vernichtet worden.
    »Kommst du, um mich vor etwas zu warnen, oder willst du dich mit mir anlegen?« erkundigte sich Zamorra ganz ruhig, während er die Arme vor der Brust verschränkte und vor der Zigeunerin stehenblieb.
    »Oh«, erwiderte die Alte, von der Zamorra wußte, daß sie einmal, vor über 100 Jahren, ein Geschöpf aus Fleisch und Blut gewesen war. »Du hast überhaupt nichts begriffen. Gar nichts…« Ihre Stimme versickerte irgendwo im Nichts. Gleichzeitig schien ihr Gesicht noch mehr in sich zu zerfallen. Ihre Lippen knisterten wie trockenes Papier.
    Zamorra wich einen Schritt zurück. Seine Hand tastete nach dem Amulett, das er vor seiner Brust trug
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