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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume
Autoren: Manfred Weinland
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Trümmerfassaden projiziert worden waren - in dem Bruchteil einer Sekunde, bevor sie von dem unbeschreiblichen Licht und der Hitze einfach in Gase aufgelöst worden waren… Aber Ferguson unterließ es, den Wirt darauf hinzuweisen.
    Arthur O’Keefe schien auch so schon den Verstand verloren zu haben. Die Männer, die ihn bis hierher begleitet hatten, schauten sich betreten an. Es war keiner unter ihnen, der sich in diesen Minuten nicht gewünscht hätte, zu Hause im warmen Bett zu liegen und dies alles nur zu träumen.
    »Wir müssen ihn nach draußen bringen«, flüsterte Ferguson den anderen zu. »Wir können doch nicht untätig zusehen, wie er sich in etwas hineinsteigert, das ohnehin nicht mehr zu ändern ist…«
    Die Zustimmung der Männer kam nur zögernd. Arthur O’Keefe war ein Bär von einem Mann, und in seinem jetzigen Zustand schien er gefährlich wie ein tollwütiger Hund. Keiner hatte so recht Lust, ihn noch mehr zu reizen.
    »Was seid ihr doch für jämmerliche Feiglinge«, fuhr Ferguson sie an und wunderte sich selbst über den eigenen Mut und seine Entschlußkraft. »Kommt end…«
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht kam Kilroy nicht dazu, einen Satz zu Ende zu sprechen.
    Heftige Erschütterungen ließen ihn verstummen.
    Ein Beben lief durch die Mauern des Hauses! Die Männer wurden zu Boden geschleudert.
    Auch der Wirt.
    »Jetzt ist es aus! Jetzt passiert’s!« kreischte Linus Fleetwood, der Kolonialwarenhändler. »Hab’ ich nicht gleich gesagt, daß das hier eine Falle ist? Wir werden alle sterben!«
    »Halts Maul, Linus!« überbrüllte jemand das infernalische Getöse, das die Erschütterungen begleitete. Berstende, splitternde Geräusche drangen an ihre Ohren. Es hörte sich tatsächlich so an, als ginge die Welt um sie herum unter…
    Doch die gewaltigen Erschütterungen hatten auch einen positiven Effekt: Arthur O’Keefe, der Wirt, schien aus seinem Trauma zu erwachen. Sein Blick war wieder klar, als er sich mühsam vom Boden erhob und zu den anderen taumelte.
    Eine letzte Kerze hatte die Beben bislang brennend überstanden. Sie half ihm dabei, sich zurechtzufinden.
    »Raus«, keuchte er und ahnte nicht, welche Erleichterung er bei den Zechbrüdern auslöste, die bereits an ein gewaltsames Vorgehen gedacht hatten, um ihn zum Verlassen des Spukhauses zu »überreden«.
    Der Weg nach draußen wurde zu einem Alptraum. Mehr als einmal sahen sich die Männer schon unter tonnenschweren Gesteinsmassen begraben. Das Haus ächzte und stöhnte und schüttelte sich wie etwas Lebendiges. Die Leute von Tuthbantry wurden zum Spielball entfesselter Gewalten. Unsichtbare Kräfte schleuderten sie hin und her, als befänden sie sich auf einer Nußschale mitten im stürmischen Ozean. Zentimeterweise kämpften sie sich vorwärts, fort aus dem Raum mit Myrjas Schattenabriß, in den endlos langen Korridor, der Haustür entgegen…
    Endlich erreichten sie das letzte Hindernis.
    Kilroy Ferguson war der erste, der die Hand nach der Klinke ausstreckte und ein Dankgebet zum Himmel schickte, als sich die Tür widerstandslos öffnen ließ.
    Erschöpft, kreidebleich und mit zerrissenen Nervenkostümen wankten sie wenig später ins Freie -geradewegs ins Licht der Morgensonne, die im Osten über die Hügelkette gekrochen kam!
    Noch ahnte keiner, daß sie der Sonne ihr Leben verdankten.
    Doch als sie sich umdrehten, um einen Blick zurückzuwerfen, war das Haus - verschwunden!
    ***
    Der Morgen war wie viele Morgen in seinem Leben: Kurz nach dem Aufstehen stieg er die Treppe in seine Folterkammer hinunter und vollzog das tägliche Fitneß-Ritual. Nach dem reinen Krafttraining drehte er noch ein paar Runden im Swimming-pool, duschte ausgiebig und zog frische Kleidung an. Danach sah die Welt einigermaßen erträglich aus. Raffaels Spezialfrühstück, das er zusammen mit Nicole auf der Terrasse einnahm, tat schließlich ein übriges, die drohenden Schatten der Nacht zu vertreiben. Irgendwann war es so weit, daß Zamorra kaum noch an die Orakelworte der Zigeunerin dachte.
    Er genoß die warme Sommersonne und Nicoles Gegenwart.
    Bis das Telefon anschlug.
    Zamorra hatte diese unselige Erfindung schon tausendmal verflucht, weil sie sich immer dann in Erinnerung rief, wenn man sie am wenigsten gebrauchen konnte. Wenn man mal seine Ruhe haben wollte.
    Wie jetzt.
    Raffael nahm das Gespräch entgegen, aber schon Sekunden später war klar, daß Zamorra übernehmen mußte. Das Stirnrunzeln des Butlers sagte alles. Er brachte das
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