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0292 - Satans Knochenuhr

0292 - Satans Knochenuhr

Titel: 0292 - Satans Knochenuhr
Autoren: Jason Dark
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konnte ich klar denken, denn meine Gedanken beschäftigten sich nicht mit dem Bild, das vor mir lag, sondern mit einem Fall, der nicht einmal sehr lange zurücklag.
    In die Straße der Angst hatte er mich geführt. Da war ich zum erstenmal mit dem geheimnisvollen Land Aibon konfrontiert worden und hatte mich auch als kleinen Jungen gesehen, der an der Hand seines Vaters auf den Friedhof ging, um das Grab des Großvaters zu besuchen.
    Diesmal sah ich mich auch als Kind.
    Zuhause in der Wohnung. Neben mir stand die Mutter, der Vater saß am Tisch und arbeitete. Als Rechtsanwalt hatte er bis in den späten Abend zu tun gehabt. Ich wurde immer ins Bett geschickt, las heimlich unter der Decke und erlebte in der nächsten Szene, wie ich in der Schulbank saß und der Lehrer drohend über mir stand.
    Er glich einem finsteren Schatten, der seinen Kopf vorbeugte und dessen Gesicht plötzlich die Fratze des Teufels annahm.
    Dann schlug er mich.
    Links und rechts patschten die Ohrfeigen in mein Gesicht. Die Schläge brannten auf der Haut, und ich fühlte sie auch jetzt noch brennen, obwohl zwischen beiden Ereignissen Zeiten und Dimensionen lagen.
    Ein schlimmes Schicksal, denn nun wußte ich, daß die Magie der Knochenuhr mich voll erwischt hatte.
    Es war seltsam. Nie sah ich die Szene klar und abgegrenzt. Immer nur von einem Schleier überlagert.
    Die Zeit wechselte. Ich war älter geworden, ging auf eine andere Schule, erlebte die ersten Schlägereien und sah meine Schulfreunde, deren Gesichter ich längst vergessen hatte.
    Die Schulzeit näherte sich dem Ende. Ein paarmal bekam ich noch bedeutende Eindrücke, aber sie bereiteten mir keine Angst, denn mein Leben war völlig normal verlaufen.
    Es ruckte weiter.
    Uhr und Zeit liefen…
    Bis zu einem gewissen Punkt. Plötzlich stand alles still. Ich sah auch keine Szenen mehr aus meinem Leben, dafür tauchte das grinsende Gesicht des Ray Keene wieder auf.
    »Na, Sinclair?«
    Ich hörte ihn, aber ich konnte ihn noch nicht sehen, weil die letzten Eindrücke einfach zu stark gewesen waren.
    Erst einmal schälte er sich aus den Nebelschleiern hervor. »Noch nie habe ich die Knochenuhr angehalten«, sagte er zu mir. »Bei dir mache ich es, weil ich deine Qualen verlängern will. Was hast du schon alles gesehen, Sinclair? Fünfzehn Sekunden sind vorbei. Deine Kindheit und einen Teil der Jugend? Etwas Schönes, vielleicht sogar Herrliches. Aber der Horror lauert auf dich. Und du wirst deinen Tod erleben. Ein Viertel der Zeit ist vorbei. Dreimal so viel hast du noch vor dir. Es wird mir Spaß bereiten, wenn ich dich schreien höre. Du erlebst die Qualen, du…«
    Er sprach weiter, ich hörte gar nicht hin. Sehen konnte ich ihn kaum, da ich waagerecht lag und meinen Kopf drehen mußte, um ihn zu erkennen. Es hätte mir eine zu große Mühe bereitet, und so berauschend war sein Anblick auch nicht.
    Auch der Teufel schaute zu.
    Er und Sheila Conolly befanden sich weit und dennoch irgendwie nahe vor mir.
    Asmodis hatte sein Gesicht zu einem wissenden Grinsen verzogen, während Sheilas Züge einem bleichen Fleck in einer grauschwarzen Düsternis glichen.
    »Es geht weiter, Sinclair!« vernahm ich die triumphierende Stimme Ray Keenes. »Du wirst dich wundern, was ich alles mit dir anstelle. Ich freue mich auf die Uhr, wenn sie weiterläuft…«
    »Stell sie ein!«
    Die harte Stimme des Satans unterbrach Keenes Ausführungen. Eifrig nickte er, denn er wollte seinem Herrn einen Gefallen erweisen. Es dauerte nicht lange, da spürte ich bereits den Ruck, und die sechzehnte Sekunde in der letzten Minute meines Lebens war angebrochen.
    Noch 44 Sekunden!
    Das Leben eines Erwachsenen würde nun vor meinen Augen ablaufen, und die Umgebung änderte sich schlagartig.
    Ich wurde aus der Schule entlassen, kam auf die Uni und nahm ein Jurastudium auf. Mein Vater war damals stolz auf mich gewesen, denn ich sollte einmal seine Praxis übernehmen. Gleichzeitig studierte ich noch Psychologie mit dem besonderen Hinblick auf Parapsychologie und deren artverwandte Gebiete.
    Dämonologie, Geisterkunde…
    Für das alles interessierte ich mich. Ich wurde zum erstenmal mit schwarzmagischen Phänomenen konfrontiert, erlebte alles nur in der Theorie, die Praxis würde später kommen.
    Die Mädchen erschienen. Ihre Gesichter sah ich. Studentinnen, mit denen ich hin und wieder einen kurzen Flirt gehabt hatte. Ihre Körper verschwammen in einer gelblichen Soße, denn ein anderes Bild schob sich darüber.
    Ich wußte
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