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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche
Autoren: Edgar Wallace
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aufsuchen.«
    »Ist sie nicht doch mit Ihnen hierher gekommen?«
    »Ganz sicher nicht«, behauptete Ralf kühl. »Miss Marlowe ist schon seit Wochen nicht mehr in meinem Haus gewesen. Leider ist mein Diener nicht da, sonst würde er bestätigen können, daß ich allein zurückgekommen bin.«
    Seine Augen blickten, ohne zu blinzeln, den Inspektor an.
    »Man hat aber gesehen, daß Miss Marlowe hierher gekommen ist«, versuchte Bickerson zu bluffen.
    »Wer das gesehen hat, muß an Halluzinationen leiden«, antwortete Ralf. »Ich sage Ihnen, sie ist nicht hier. Wahrscheinlich befindet sie sich im Palace Hotel, wo ich ein Zimmer für sie bestellt habe.«
    Bickerson mußte unverrichteter Dinge zu seinem Vorgesetzten zurückkehren.
    »Bei Miss Tame ist sie nicht«, erklärte Wille bestimmt. »Die Polizei überwacht das Haus, und Miss Tame ist zu entfernten Verwandten gegangen.«
    Sie schauten sich nachdenklich an.
    »Die Sache gefällt mir nicht«, meinte der Kommissar. »Wer das Mädchen gestern abend mitgenommen hat, weiß auch, wo es heute abend ist. Benachrichtigen Sie alle Polizeiwachen und geben Sie eine vollständige Personenbeschreibung! Die Beamten im Außendienst sind anzuweisen, das Mädchen, wo es auch angetroffen werden mag, aufzuhalten. Morgen früh um neun Uhr treffen sich alle Beamten, die mit der Sache zu tun haben, in Tames Haus. Ich will es selbst durchsuchen.«
    Bickerson ging in sein Zimmer zurück, während der alte schlaue Kommissar nochmals die Akten überprüfte und das Geld untersuchte, das bei Tame gefunden worden war. Er war noch damit beschäftigt, als plötzlich die Tür aufging und Bickerson hereinkam.
    »Kann ich einen Haussuchungsbefehl für Hallams Haus haben?« fragte er.
    »Nein, das können Sie nicht!« brummte der Kommissar, ohne aufzuschauen, und Inspektor Bickerson starrte ihn verdutzt an.

54
    Nicht die Eile, mit der Ralf sie ins Haus zerrte, sondern die Schnelligkeit, mit der er die Tür hinter ihr wieder verschloß und den Schlüssel in die Tasche steckte, beunruhigte Elsa.
    »Warum diese Hast?« fragte sie.
    »Ich habe meine Gründe«, erklärte Ralf.
    Er war überraschend ruhig. Sie erinnerte sich, wie leicht es noch vor kurzem gewesen war, ihn zu reizen, und sie konnte sich den plötzlichen Umschwung in seinem Benehmen nicht erklären.
    »Wo ist Mrs. Hallam?«
    »Soviel ich weiß, in Herbert Mansions«, antwortete Hallam gelassen. »Elsa, ich habe dich getäuscht, ich hatte gar nicht die Absicht, mit dir über meine Verfehlungen zu sprechen. Die Nacht würde auch nicht ausreichen, um dir meine zahlreichen Sünden zu beichten.«
    Im Eßzimmer war für zwei gedeckt, aber Elsa wollte nicht bleiben, sondern wandte sich der Tür zu.
    »Ich bin ganz sicher, daß du doch bleiben wirst.« Er hielt sie zurück. »Und ich will dir auch sagen, warum.«
    Er winkte ihr und öffnete die Tür zum Arbeitszimmer. Vom Schreibtisch waren die Sachen, die gewöhnlich darauf lagen, verschwunden, statt dessen stand eine Schreibmaschine da; ein Stoß Papier nebst einem Karton Kohlebogen lagen daneben.
    »Du wirst so freundlich sein und den Abend damit zubringen, einen ausführlichen Bericht über meine Verbindung mit den ›Amateuren‹, meine Kenntnisse über Soyoka und einige andere Dinge zu schreiben, die ich jetzt nicht weiter erwähnen will. Nachher . . .«
    »Nachher?« wiederholte sie, als er stockte.
    »Nachher kannst du dich entscheiden, ob du gehen oder bleiben willst. Elsa, in diesem Haus sind Sachen, die noch niemand gesehen hat, und Bickerson würde seinen Kopf dafür geben, wenn er sie mit eigenen Augen sehen könnte. In einigen Tagen werde ich England verlassen und ein neues Leben beginnen, selbstverständlich unter einem anderen Namen« - er lächelte -, »obwohl die Stebbings-Bank pleite ist. Mein Freund Tupperwill ist, wie du wohl gehört hast, verschwunden. Wo er sich aufhält, weiß niemand, und ich kann dir auch versichern, daß sein Verschwinden für mich keine Rolle spielt.« Das Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden, und er schaute sie wehmütig an, als er fortfuhr:
    »Elsa, es gab eine Zeit, wo ich dich haben wollte - ja, ich gebe es heute zu. Vielleicht wird es lange dauern, bis du mir das verzeihen kannst. Aber jemand sehnt sich noch viel mehr nach dir.«
    Er wartete auf eine Antwort, aber sie schwieg.
    »Komm!« sagte er plötzlich und ergriff ihren Arm.
    Sie versuchte, sich frei zu machen.
    »Laß mich los - um Himmels willen, laß mich los. Ralf!«
    »Komm doch. Es
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