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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche
Autoren: Edgar Wallace
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daß die Klingel ertönen und seine scharfe Stimme sie hereinrufen möge. Spät am Abend, als sie allein im Hause war, brach sie vollständig zusammen und fing bitterlich zu weinen an. Ihr Kopf schmerzte, die Augen brannten, und Sorgen umschnürten ihr Herz, so daß sie kaum atmen konnte. Nach langer Zeit stand sie endlich auf, kühlte ihr Gesicht mit kaltem Wasser und ging die Treppe hinunter, ohne zu wissen, wohin sie sich wenden sollte.
    »Elsa!«
    Eine bekannte Stimme klang ihr auf der Straße entgegen, und sie drehte sich um. Da stand Ralf Hallam, ganz der alte Freund.
    »Ich gehe nicht nach Herbert Mansions zurück, Dr. Hallam«, sagte sie ruhig.
    »Ich weiß«, nickte er. »Ich habe für dich ein Zimmer im Palace Hotel belegt. Lou hat deine Sachen schon hingeschickt.«
    Elsa zögerte. Sie war zu der Überzeugung gelangt, daß Ralf Hallam ein Feind war. Sie wußte, daß er Amery haßte, und dieser Gedanke machte es ihr schwer, auch nur einen kleinen Dienst von ihm anzunehmen.
    »Danke«, entgegnete sie zurückhaltend. »Hast du gehört, was mit Jessies Vater geschehen ist?«
    »Tame? Ja. Er war in irgendeine Sache verwickelt, und als die Polizei kam, um ihn zu verhaften, hat er sich selbst erschossen.«
    Sie ging langsam die Wood Street entlang und Hallam folgte ihr, obwohl er fühlte, daß seine Anwesenheit ihr lästig war.
    »Ich fürchte, du hältst mich für einen sehr schlechten Kerl.«
    »Es kümmert mich wenig, ob du es bist oder nicht«, antwortete sie teilnahmslos. »Ich bin gegen alles abgestumpft.«
    »Auf alle Fälle traust du mir nicht!«
    »Warum sollte ich auch?«
    »Willst du mir einen Gefallen erweisen?«
    Elsa blieb stehen und schaute ihn argwöhnisch an
    »Willst du mit mir in die Half Moon Street gehen? Ich will dir alles erzählen - die Wahrheit über mich, und die Wahrheit über Amery, die ich erst kürzlich erfahren habe.«
    Sie wußte die Wahrheit über Amery - daß er sie liebte, das war die wichtigste und herrlichste Wahrheit, die alles andere überstrahlte!
    »Ich möchte es lieber nicht. Außerdem weiß ich nicht, was ich noch über Major Amery erfahren sollte, er hat mir schon alles gesagt.«
    »Weißt du, daß Amery ein Kriminalbeamter war -vielmehr ist?« fügte er hastig hinzu, und als er merkte, daß sie darüber erstaunt war, fuhr er fort: »Amery gehört zur Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes; man hat ihn von Indien herübergeholt, um den Rauschgifthandel zu unterbinden. Ich hätte niemals angenommen, daß er mit Bickerson zusammenarbeitet, aber Feng Ho hat es mir gestern abend gesagt. Es heißt, daß er der tüchtigste Nachrichtenoffizier ist, der je in Indien war. Dort hat er Soyokas Bande bekämpft. Amery hatte überall seine Agenten, die manchmal mit den Banden zusammenarbeiten, so wie der Grieche Moropoulos, der ein Kriminalbeamter aus Washington ist. Er hat mein Geschäft vollständig erledigt. Die Hälfte der Leute, mit denen ich zusammenarbeite, ist schon verhaftet, und dasselbe kann jeden Augenblick mit mir geschehen. Amery hat Tupperwills Bank geschlossen, denn der Bankier war Soyokas Hauptagent und hat am Rauschgift ein Vermögen verdient. Auch ihm hat Amery das Handwerk gelegt! Elsa, ich weiß nicht, was mit mir gesehen wird. Vielleicht werde ich nie wieder in der Lage sein, dich zum Essen zu bitten. Lou wird auch da sein.« Sie zögerte noch immer.
    »Ich werde kommen«, sagte sie endlich, »aber erst muß ich ins Hotel gehen und auspacken.«
    »Das kannst du doch später machen«, drängte er. Es war etwas in seinem Eifer, was sie nicht verstehen konnte, und was zu seiner Offenheit nicht ganz paßte.
    »Gut, ich will mit dir gehen, aber ich kann nicht lange bleiben. Ich fühle, daß ich eine Dummheit mache, aber ich will es darauf ankommen lassen.«
    Sie bemerkte das Lächeln um seine Mundwinkel nicht, als er ihr in eine Taxe half.
    »Tupperwill wollte dich aus irgendeinem Grund als Geisel festhalten. Vielleicht hatte er ein persönliches Interesse an dir - oder vielleicht wußte er auch, was Amery wollte. Er hatte dich doch einmal nachmittags treffen wollen?«
    »Ja«, äußerte sie erstaunt.
    »Aber erst fragte er dich doch, ob Amery da sei. Tupperwill wollte dich entführen. Der Wagen sollte dich zu einem Hof in Islington bringen, wo man dich bis zum Abend festgehalten und dann irgendwo anders hingebracht hätte. Kurz bevor der Wagen in den Torweg einbog, erwähntest du, daß du Amery alles erzählt hättest, und das warf seinen Plan um. Kannst du
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