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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche
Autoren: Edgar Wallace
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dich dessen erinnern?«
    Das also war die Erklärung! Feng Ho mußte ihr gefolgt sein. Jetzt erst begann sie zu begreifen, mit welcher Sorge der Unheimliche über sie gewacht hatte, und bei diesem Gedanken zitterte sie. Schon hatten sie die Half Moon Street erreicht. Hallam sprang zuerst aus dem Wagen, öffnete die Haustür und zog Elsa hastig ins Haus. Seine Eile war ihr unbegreiflich.

53
    Von Natur aus war Kommissar Wille ein skeptischer und ungläubiger Mensch. Er hatte in seinem langen und abwechslungsreichen Leben herausgefunden, daß in neun von zehn Fällen ein Verdacht gerechtfertigt war. Er war so davon überzeugt, daß sein Mißtrauen begründet war, daß er seinen Gefühlen während einer Konferenz mit seinen Untergebenen im Yard freien Lauf ließ.
    »Bickerson, Miss Marlowe hat die Wahrheit gesagt!« behauptete er mit Nachdruck. »Wenn das nicht der Fall wäre, warum hätte sich Tame in dem Augenblick erschossen, als Sie ihn festnehmen wollten? Und wenn sie in einer Sache die Wahrheit gesagt hat, dann stimmt auch alles andere. Wir haben auch die Aussage Hallams, daß er und der Chinese die Taxe verfolgten, in der Major Amery und Miss Marlowe saßen. Als weitere Bestätigung haben wir, daß Feng Ho wahrscheinlich während der Verfolgung niedergestochen wurde, und daß Tame Selbstmord begangen hat.
    »Aber Miss Tame sagte . . .«, begann Bickerson.
    »Was die sagt, kümmert mich wenig. Als Tochter war es ihre Pflicht, für den Vater zu lügen, und Sie haben auch ganz richtig angenommen, daß sie nicht die Wahrheit sagte!«
    Bickerson konnte dem nur beistimmen.
    »Die Garage, die Grube, die Mordvorbereitungen, die Entführung - all dies hängt miteinander zusammen«, fuhr Wille nachdenklich fort, »und daß in der Grube keine Leiche gefunden wurde, beweist nichts weiter, als daß im Schuppen kein Mord begangen wurde. Es beweist nicht, daß der Mord nicht irgendwo anders durchgeführt wurde oder daß Tame nicht Beihilfe geleistet hat. Tames Vorleben ist uns bekannt; er hatte drei Vorstrafen, und entlassene Sträflinge wie er begehen nicht Selbstmord, um Dartmoor zu entgehen, sondern nur, um nicht mit der Falltür im Pentonville-Zuchthaus in Berührung zu kommen. Daher behaupte ich, daß er den Mord begangen hat. Wie spät ist es?« Er schaute auf seine Uhr. »Halb zehn. Wissen Sie, wo man Miss Marlowe finden könnte?«
    »Ich glaube, sie wohnt noch in Herbert Mansions«, antwortete Bickerson.
    »Gehen Sie hin und bringen sie sie her! Wir wollen ihre Aussagen anhand der neuesten Ereignisse prüfen. Sie können unterdessen warten!« sagte er zu den anderen Beamten.
    In Herbert Mansions traf Bickerson nur Mrs. Hallam an.
    »Nein, sie ist nicht mehr hier. Mein Mann hat für sie ein Zimmer im Palace Hotel belegt, und ihre Koffer sind heute nachmittag dorthin gebracht worden.«
    Bickerson ging ins Palace und überzeugte sich von der Richtigkeit der Angaben. Das ganze Gepäck befand sich auf Miss Marlowes Zimmer, aber sie selbst war noch nicht erschienen.
    »Wissen Sie das genau?«
    »Jawohl!« antwortete der Portier. »Miss Marlowe hat ihren Schlüssel noch nicht abgeholt.«
    Um ganz sicherzugehen, wurde ein Page hinaufgeschickt, aber er kehrte mit der Meldung zurück, daß Miss Marlowes Zimmer leer sei.
    »Sie kann nicht hereinkommen, ohne daß wir sie sehen!» erklärte der Portier.
    Bickerson war aufgeregter, als Kommissar Wille annahm. Er erinnerte sich, daß in Amerys Geschäftsräumen ein Nachtwächter war und rief deshalb dort an.
    »Miss Marlowe hat das Büro ziemlich spät verlassen -ich glaube, es war beinahe sieben Uhr.«
    »Ist sie allein fortgegangen?«
    »Nein, Dr. Hallam hat sie an der Tür erwartet.«
    Bei Ralf rief Bickerson nicht an, da er es vorzog, selbst hinzugehen. Es dauerte recht lange, bis auf das Klopfen geantwortet wurde. Ein Licht flammte im Vorsaal auf, und Ralf öffnete die Tür.
    »Hallo! Was wollen Sie so spät?« fragte er heiter. »Wollen Sie mich für das Niederstechen des Chinesen festnehmen?«
    »Über den Chinesen werden wir ein anderes Mal sprechen«, erwiderte Bickerson kühl. »Dann werden Sie mir auch erklären, warum Sie mich angelogen haben. Jetzt möchte ich etwas über Miss Marlowe wissen, die um sieben Uhr mit Ihnen gesehen worden ist.«
    »Das stimmt ganz genau. Ich habe sie vom Büro abgeholt, habe sogar ziemlich lange auf sie gewartet.«
    »Und dann?« fragte Bickerson.
    »Dann bin ich mit ihr nach Notting Hill Gate gefahren. Sie wollte Miss Tame
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