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029 - Das Geheimnis des Totengraebers

029 - Das Geheimnis des Totengraebers

Titel: 029 - Das Geheimnis des Totengraebers
Autoren: Maurice Limat
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er zu keiner Reaktion fähig. Alles um ihn herum war schwarz und kalt. Die Schatten, die ihn auf dem Korridor umringten, waren keine lebenden Wesen, und doch bewegten sie sich.
    Das einzige, was er wirklich sehen konnte, war ein heller Lichtpunkt, das Schlüsselloch der Tür, hinter der sich das geheime Labor des Monsieur Martin befand, und an diesem einen realen Punkt in seinem Alptraum hielt er sich fest.
    Teddy, in kalten Schweiß gebadet, versuchte sich zu wehren, denn jetzt war es nicht nur eine Hand, sondern mehrere, Hände, die ihn bedrängten.
    Das Merkwürdige war, daß diese Hände nicht versuchten, ihn zu packen und festzuhalten. Im Gegenteil, sie schienen ihn nur berühren, streicheln zu wollen. Sie glitten über sein Gesicht, über seine Schultern und Arme, er fühlte sie auf seiner Stirn, auf seinen Wangen, auf seinen Lippen, überall eiskalte, leblose Finger, die ihn berührten.
    Ein nie gekanntes Entsetzen überwältigte den Geisterdetektiv. Ihm war, als griffen tausendfach die Hände des Todes nach ihm.
    Unwillkürlich drang ein heiserer Schrei aus seiner Kehle, er war unfähig, diesen Schrei, diesen Ausdruck seines Entsetzens, zu unterdrücken.
    Er wehrte die Hände ab, aber es waren zu viele, und sanft kehrten sie immer wieder zu ihrem Opfer zurück.
    Teddy spürte, nein, er wußte es, daß sich in der bewegten Dunkelheit um ihn herum mehrere Frauen aufhielten. Zweifellos jene Frauen in Schwarz, die in der letzten Nacht dem armen Gérard einen solchen Schrecken eingejagt hatten.
    Jung, schön, verführerisch, aber bleich wie der Tod und mit eiskalten Händen.
    Unter aller Willensanstrengung gewann Teddy Verano seine Fassung zurück und stieß heftig diese ekelhaften, streichelnden Hände von sich fort.
    Aber es kam ihm vor, als reagierten sie nicht. Sie wichen vor seinen heftigen Bewegungen ein wenig zurück, doch er spürte ihre Gegenwart, die Gefahr, die ihn noch immer umgab in dieser Finsternis mit dem einzigen hellen Lichtpunkt des Schlüssellochs. Sein Herz hämmerte wild, und er wußte nicht, was er tun sollte.
    Von neuem fühlte er, daß sich ihm etwas näherte. Eine Frau glitt heran, preßte sich gegen seinen Körper und suchte mit ihren Lippen seinen Mund.
    Wieder erfaßte ihn einen Augenblick lang dieses Schwindelgefühl, aber bevor er sich darin verlor, packte ihn die Wut, und er schlug auf das Geschöpf ein.
    Jetzt kamen zwei Hände von hinten, Hände, die er nicht sehen, nur fühlen konnte. Sie legten sich auf seine Schultern und zogen ihn sanft aber fest rückwärts.
    Es war diese Sanftheit, diese absolute Gewaltlosigkeit seiner Gegner, die offenbar Freundschaft mit ihm suchten, die ihn mehr als alles andere beeindruckte und auch irgendwie hilflos machte.
    Ein anderes Gesicht, ein bleicher Fleck in der Dunkelheit, näherte sich dem seinen, und er riß sich aus dem Griff jener Gestalt, die ihn an den Schultern festhielt, um die andere abzuwehren. Aber einer dritten konnte er nicht mehr ausweichen, die ihn umschlang und ihm einen eisigen Kuß auf die Lippen drückte.
    Entsetzt und angewidert schlug er jetzt mit Fäusten und Füßen um sich und versuchte sich die schemenhaften Geschöpfe vom Leib zu halten.
    Und dann wurde es auf einmal hell. Tanzendes, farbiges Licht strömte durch die geöffnete Tür des Labors. Im Türrahmen stand eine Gestalt, und eine tiefe männliche Stimme sagte: »Nun, Monsieur Verano, mir scheint, Sie wissen die Freundlichkeitsbezeugungen meiner charmanten Hostessen nicht recht zu schätzen.«
    Teddy Verano stand da, mit dem Rücken zur Wand, auf jede Überraschung gefaßt, seine Hand in der Tasche, in der sich sein Revolver befand.
    Er konnte nicht gut an dem Mann vorbei in den erleuchteten Raum sehen, er sah nur die Helligkeit, die rasch und im Rhythmus eines elektrischen Geräts die Farbe wechselte, und hörte das Knistern der Funken.
    Teddy blinzelte, geblendet von dem Licht nach den langen Minuten in der Finsternis, und versuchte die Gestalten zu erkennen, die ihn umringten.
    Der Detektiv betrachtete den Mann, der vor ihm stand. Er war klein, untersetzt, etwa um die Vierzig und hatte ein rötlichbraunes Gesicht, braunes Haar, einen Bart und kleine, lebhafte Augen. Zweifellos ein intelligenter Mann, aber irgendwie unsympathisch.
    Der Mann hob eine kurze Hand mit wulstigen, behaarten Fingern und deutete auf vier junge Frauen in Schwarz, die jetzt im Licht standen. Diese vier Frauen, die sich auf so seltsame, verführerische Weise des Eindringlings, der sich
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