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029 - Das Geheimnis des Totengraebers

029 - Das Geheimnis des Totengraebers

Titel: 029 - Das Geheimnis des Totengraebers
Autoren: Maurice Limat
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heraus.«
    Die beiden Männer sahen einander wieder an.
    Halbin war in sich zusammengesunken und blickte starr vor sich hin.
    »Halbin!« Verano schüttelte ihn. »Rede, Mann, rede. Du sollst also Gräber öffnen – welche Gräber? Warte, ich werde dir helfen. Hier, auf diesem Friedhof, hast du erst vor wenigen Tagen ein Grab geöffnet, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wer hat dir das befohlen?«
    »Sie, sie wollte es.«
    »Und warum? Warum entreißt man die Toten ihrer verdienten Ruhe?«
    Als Halbin nicht antwortete, reichte Teddy ihm wieder ein frisch gefülltes Glas, obgleich er befürchtete, daß der Totengräber jeden Augenblick im Vollrausch umkippen würde. »Hier, trink. Nein, warte!« Als Halbin die Hand danach ausstreckte, zog Verano das Glas zurück. »Erst antworte mir: Warum hat sie dir befohlen, die Särge zu öffnen und die Toten herauszuholen?«
    Von einem Krampf geschüttelt, versuchte Halbin das Glas zu erreichen. Dann flüsterte er mit erstickter Stimme:
    »Um sie wiederzubeleben. Sie … sie alle.«
    Cyrille knirschte hörbar mit den Zähnen, und auch Teddy konnte sein Entsetzen kaum verbergen. Er überließ das Glas dem Totengräber.
    Dieses letzte Glas Wein gab Halbin den Rest. Er war am Ende. Der Wein lief ihm über das Kinn, das Glas fiel ihm aus der Hand, und er kippte vornüber, stockbetrunken.
    Teddy Verano richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »Aus dem bekommen wir nichts mehr heraus. Jedenfalls nicht heute nacht.«
    Cyrille wollte sich eine Zigarette anzünden, aber seine Hand zitterte so sehr, daß es ihm nicht gelang. Teddy gab ihm Feuer, und nach ein paar Zügen hatte sich Cyrille wieder etwas beruhigt.
    »Verano, was hat das alles zu bedeuten?«
    »Jetzt werden wir nicht mehr erfahren. Lassen wir ihn in Ruhe und gehen wir.«
    »Was wird er morgen tun?«
    »Wahrscheinlich erinnert er sich gar nicht oder glaubt, geträumt zu haben. Aber wir müssen etwas unternehmen. Vielleicht sollten wir die Polizei einschalten. Ich weiß noch nicht.«
    »Verano, es gäbe einen entsetzlichen Skandal!«
    »Aber es handelt sich immerhin um Grabschändung, mein Lieber.«
    Cyrille ließ den Kopf hängen. »Aber wir, haben wir nicht auch …?«
    »Unsere Beweggründe waren nur die besten, mein Freund. Während diese Leute … Denken Sie an diese kalte Frau, die mitten in der Nacht hierher kommt, um dieses menschliche Wrack für ihre Zwecke gefügig zu machen. Und wenn ich recht verstanden habe -Sie werden mir verzeihen –, dann gibt es mehrere geschändete Gräber, nicht nur das von Christiane Poncier.«
    Wenige Minuten später saßen sie wieder in Veranos Wagen und fuhren in Richtung Pacysur-Eure, um nach Paris zurückzufahren.
    Sie kamen jedoch nicht weit.
    Cyrille, der sich ein- oder zweimal umgedreht hatte, unwillkürlich und wie um sich zu vergewissern, daß keine dunklen Schatten sie verfolgten, entdeckte zuerst den Feuerschein.
    »Verano! Sehen Sie mal, dort!«
    Über dem Dorf, das schon ein gutes Stück hinter ihnen lag, leuchtete es rot.
    »Feuer, es brennt!«
    Beide hatten den gleichen Gedanken, auch wenn sie ihn nicht aussprachen.
    Teddy wendete den Wagen und fuhr sofort zurück. »Sie zeigen sich besser nicht, mit Ihrem blutigen Verband um die Stirn«, sagte er rasch zu Cyrille. »Bleiben Sie im Wagen. Ich werde mich erkundigen, was vorgefallen ist.«
    Das Dorf war in Aufruhr, und – wie er befürchtet hatte – das Feuer war im Haus des Totengräbers ausgebrochen.
    Die Dorfbewohner, in hastig übergeworfener Kleidung, hatten bereits eine Kette gebildet, um Wasser auf das Feuer zu schütten, als die Dorffeuerwehr mit dem Löschwagen eintraf.
    Teddy mischte sich unter die Leute.
    »Kann man irgendwie helfen? Ich bin gerade vorbeigefahren.«
    »Ach, Monsieur, es ist zu spät, da kann man nicht viel machen. Es hat gleich lichterloh gebrannt.«
    Jemand lachte spöttisch. »Das mußte ja mal kommen. Und es ist auch kein großer Verlust.«
    »Sei doch still«, sagte eine Frau. »Der arme Mensch!«
    »Du bedauerst ihn noch? Es stand eine Flasche neben der umgeworfenen Petroleumlampe. Und der Bürgermeister hat auch ein zerbrochenes Glas am Boden gesehen. Wissen Sie, unser Bürgermeister ist nämlich auch der Hauptmann der Feuerwehr.«
    »Man hat’s ja kommen sehen«, bemerkte ein anderer. »Er hat sich eben einmal zu viel betrunken. Es handelt sich um unseren Totengräber. Ein Taugenichts. Hat auch schon im Gefängnis gesessen.«
    Teddy sah zu, wie das Haus von den Flammen verzehrt wurde, trotz
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