Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0289 - Rendezvous mit Handgranaten

0289 - Rendezvous mit Handgranaten

Titel: 0289 - Rendezvous mit Handgranaten
Autoren: Rendezvous mit Handgranaten
Vom Netzwerk:
Stensons Mann brachte die Hand in die Tasche, seine Finger umklammerten schon den Griff der Pistole. Im nächsten Sekundenbruchteil mußte es ihm gelingen, sie zu ziehen.
    Ich schlug rechts zu. Es war alles, was ich noch tun konnte. Pal, versessen darauf, seine Kanone in die Finger zu bekommen, dachte an keine Deckung, tat auch nichts, um den Schlag zu vermeiden, So traf ich ihn voll im Gesicht.
    Der Schlag knockte ihn nicht aus, aber er warf ihn zurück mit dem Körper gegen die Reling. Die Reling war zu niedrig, als daß sie den Mann aufgefangen hätte. Der Indio bekam das Übergewicht. Einen Augenblick lang schien er in der Luft zu schweben. Dann stürzte er rücklings und mit dem Kopf zuerst in die Fluten des Rio Verde.
    Ich warf mich nach vorne, klammerte die Hände an die Relingstangen. Der Mann war verschwunden.
    Selbstverständlich war die »Katalaya« längst aus dem Ruder gelaufen. Sie trieb, ein Spielball der Strömung, flußabwärts, drehte sich ständig um ihre Längsachse wie ein kreiselndes Stück Holz und war von der Strömung bis auf hundert Yard an das Ufer versetzt worden.
    Pal war auf der dem Ufer zugewandten Seite des Bootes ins Wasser gestürzt. Schon glaubte ich, daß er bewußtlos ertrinken würde, als sein Kopf ein paar Yard seitlich auftauchte. Er starrte zum Schiff herüber. Es sah aus, als überlege er, ob er die »Katalaya« zu erreichen versuchen wollte, aber dann warf er sich im Wasser herum und schwamm auf das Ufer zu.
    Er schwamm großartig, schnell und kräftig wie ein Fischotter in einem Stil, der ihn rasch vorwärts brachte. Während die Strömung die »Katalaya« weitertrieb, erreichte er das Ufer. Ich sah, daß er die überhängende Luftwurzel eines Baumes packte und sich aufs Trockene zog. Er wandte sich noch einmal um, sah zum Boot hinüber. Dann verschluckten ihn die Büsche.
    Die Maschine der »Katalaya« lief noch, aber sie lief sinnlos. Ohne Steuer trieb sie das Boot in sinnlosen Kreis- und Kurvenbewegungen.
    Ich knurrte eine endlose Serie Flüche vor mich hin. Verdammt, die Sache war geplatzt. Pal würde Stenson warnen.
    Ich konnte ihn nicht einholen oder…? Wenn ich nun mit Vollgas kurzerhand in den Seitenarm brauste, an dessen Ufer die Hütten lagen? Wir waren ziemlich weit abgetrieben. Der Indio würde eine gewisse Zeit brauchen. Vielleicht konnte ich ihn überholen. Allerdings mußte mir jemand den richtigen toten Flußarm zeigen.
    Ich sah mich nach Joan Haghert um. Sie lehnte totenbleich au der Seitenwand des Kajütenaufbaus.
    »Kommen Sie her!« schrie ich sie an. Sie rührte sich nicht. Ich ging zu ihr. Plötzlich warf sie die Arme vor das Gesicht.
    »Nein«, wimmerte sie. »Nein… bitte!«
    Ich packte sie an den Handgelenken und riß ihr die Arme herunter.
    »Sie sind schmutziger als dieser verdammte Fluß«, fauchte ich sie an, »aber ich werde -sie nicht schlagen. Ich hätte es vorher tun sollen. Sie werden mir jetzt die Einfahrt in den toten Flußarm zeigen.«
    Ich riß sie mit nach vorne in den Steuerstand hinein. José lag noch reglos vor de:' Steuersäule. Ich rollte seinen Körper auf den Backbordgang, griff dann nach dem Steuerrad.
    Die »Katalaya« reagierte promt auf das Ruder. Sie gab das Kreiseln auf, und ich legte das Boot mit der Nase gegen die Strömung. Sofort nahm der Kahn Fahrt auf.
    Joan Haghert stand nur einen Schritt neben mir. Ich konnte ihr Parfüm riechen. Sicherlich war es das teuere Parfüm einer vornehmen Frau, aber Joan Haghert war nichts anderes als ein geldgieriges, skrupelloses Biest. Ich sah, daß sie zitterte und daß sie Angst hatte, und ich gönnte es ihr, Angst zu haben.
    »Woran kann man die Einfahrt erkennen?« fragte ich barsch.
    »Fünfhundert Yard vorher steht eine Gruppe von vier Bäumen, die schräg über das Wasser ragen«, antwortete sie mit unsicherer Stimme, aber dieses Mal log sie nicht.
    Ich probierte, ob sich der Gashebel noch ein ' wenig hinausziehen ließ. Es ging, und der Motor der »Katalaya« brummte eine Tonlage höher, Das Vibirieren der Schraubenwelle teilte sich dem Schiffkörper mit. Wahrscheinlich würde irgend etwas bei dieser Tourenzahl über kurz oder lang zum Teufel gehen.
    Es ist ein scheußliches Gefühl, ein Boot mit Höchstgeschwindigkeit auf einem Fluß zu fahren, den man nicht kennt und dessen Wasser nicht erlaubt, auch nur eine Handbreit unter die Oberfläche zu sehen. Mit Sicherheit war der Rio Verdé ein tückisches Gewässer. José und Pal hatten ihre Dirigierkunststückchen nicht zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher