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0284 - Gehirn-Gespenster

0284 - Gehirn-Gespenster

Titel: 0284 - Gehirn-Gespenster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ahnst du?« griff Professor Zamorra den Faden schließlich wieder auf. Irgendwie waren sie bei der vertrauten Anrede gelandet und blieben dabei. Nicole rieb sich die Schläfe, wo der betäubende Schlag Taury Sheldons sie getroffen hatte. Zamorra hatte sie mit einigen kleinen Tricks wieder zu sich gebracht.
    Rob Tendyke hob die Schultern. »Kommt keiner von euch von allein darauf? Gut, fassen wir die ganze Geschichte noch einmal in Kurzform zusammen. Für die Dummen unter uns. Da ist ein Schriftsteller, der an einem Okkult-Roman brütet. Da sind zwei Romanfiguren, die plötzlich lebendig werden, zu bestimmten Zeiten aber wieder verschwinden, sich auflösen.«
    Zamorra klatschte sich vor die Stirn.
    »Ja«, sagte er. »Klar. Jetzt hab’ ich’s. Sie verschwinden jedes Mal, wenn sich das Amulett hier im abgeschirmten Bereich befindet. Patsy, weißt du noch die Uhrzeit, zu welcher Jimmy Kent dich plötzlich in einem unbekannten Hotelzimmer allein ließ?«
    »Ja…« Patsy nannte die ungefähre Zeit. Zamorra und Nicole nickten sich zu. »Stimmt genau… Da hatte ich das Zimmer abgeschirmt. Und als wir samt Amulett nach draußen gingen, war Kent plötzlich wieder da, nicht wahr? Das paßt zusammen. Es hat also mit dem Amulett zu tun.«
    »Und mit Roger Blake«, ergänzte Nicole, »zu dem das Amulett eine starke Affinität, eine Anziehung, besitzt. Sonst wäre es ihm nicht so einfach in die Hand geflogen.«
    »Und dann teleportiert er von unten hoch in sein Zimmer, um über die Balkonbrüstung zu stürzen. Und jemand, vermutlich Kent, hat nichts Eiligeres zu tun, als seinen Todessturz mit Magie aufzuhalten. Die Zeit mußte er sich nehmen, obgleich er im Kampf mit dieser Taury Sheldon lag und nebenbei von Doktor Jones…, pardon, Rob Tendyke gejagt wurde! Und warum? Wenn der Schriftsteller stirbt, dessen Phantasie Kent seine Existenz verdankt, stirbt Kent natürlich auch! Soweit alles klar.«
    »Aber ich begreife es nicht«, flüsterte Patsy Blake erschüttert. »Wie kann eine Romanfigur Gestalt annehmen? Das ist unmöglich.«
    »Das Wort ›unmöglich‹ habe ich längst aus dem Lexikon streichen lassen«, erklärte Zamorra. »Da haben wir ganz andere Sachen erlebt, wenn das hier auch neu ist.«
    »Aber Roger besitzt doch keine okkulten Kräfte«, wehrte sich Patsy. »Er kann das alles doch gar nicht.«
    »Und schon gar nicht teleportieren?« brummte Tendyke. »Oh, du ahnungsloser Engel. Ausgerechnet die schwerste aller Para-Übungen mußte er sich aussuchen. Teleportation… Die habe selbst ich immer für Spinnerei gehalten.«
    »Du bist auch Parapsychologe«, hielt Zamorra ihm vor.
    »Blödsinn«, knurrte Tendyke. »Ich bin nur etwas belesen. Zivilisierte Menschen sitzen nämlich nicht den ganzen Tag wie Arkoniden vorm Video-Schirm, sondern nehmen mal ein Buch in die Hand.«
    »Teleportation gibt es«, sagte Zamorra. »Wir kennen sie nur etwas anders. Der zeitlose Sprung der Silbermond-Druiden funktioniert ähnlich.«
    »Ach, die«, murmelte Tendyke.
    »Aber Roger kann das doch alles gar nicht!« protestierte Patsy wieder. »Ich müßte es doch wissen, wenn er übernatürliche Kräfte besäße. Er kann doch vor mir nichts geheimhalten…«
    »Oh«, überlegte Zamorra. »Er ist latent begabt, denke ich. Seine Fähigkeiten haben jahrzehntelang in seinem Unterbewußtseigeschlummert. Wahrscheinlich wirkt das Amulett wie ein Katalysator, und plötzlich beherrscht er die Teleportation ebenso wie die Materialisation seiner Phantasie. Die Nähe des nicht abgeschirmten Amuletts reicht dazu bereits aus.«
    »Das bedeutet«, folgerte Nicole, »daß in diesem Augenblick weder Kent noch Sheldon existieren, weil das Amulett sich in der abgeschirmten Zone befindet. Im Moment hat das Hotel also Ruhe, und Blake auch. Blake, der allerdings verschwunden ist, geflohen oder entführt.«
    »Was?« stieß Patsy hervor. »Warum sagt ihr mir das erst jetzt?«
    »Weil keiner danach fragte. Bleib ganz ruhig, Mädchen«, warnte Tendyke. »Keine Suppe wird so heiß gegessen, wie sie gekocht wird - allein, weil der Kellner sich sonst jedes Mal beim Servieren die Daumen verbrühen würde.«
    Zamorra und Nicole grinsten.
    »Wir müssen Blake suchen«, sagte Nicole.
    »Das geht am besten mit Hilfe der Magie und des Amuletts«, sagte Zamorra. »Dafür müßte ich mich aber aus der Abschirmung herausbewegen.«
    »Und im gleichen Moment spuken diese Gehirn-Gespenster wieder im Hotel«, wandte Nicole ein.
    »Das Risiko müssen wir eingehen«, sagte Zamorra.
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