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0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

Titel: 0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte
Autoren: Ein Spitzel zieht die falsche Karte
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und kalt auf einer Bahre lag. Mitten im Frieden war er für sein Vaterland gefallen, wie er es als junger Rekrut einst geschworen hatte.
    Ich weiß nicht mehr, wo wir waren, als das Summzeichen verriet, daß unsere Funkleitstelle mich über das Sprechfunkgerät zu erreichen wünschte.
    »Cunnings«, bat ich, »nehmen Sie bitte den Hörer. Irgendwas ist los.«
    Ich müßte es noch einmal sagen, bis sich Cunnings aus seiner Erstarrung reißen ließ.
    »Professor Handerson ist im Gebäude der Atom-Energie-Kommission eingetroffen«, sagte Cunnings. »Angeblich will er die Nacht über arbeiten.«
    »Man soll ihn gewähren lassen«, sagte ich.
    »Sind Sie verrückt, Cotton?« fauchte Cunnings. »Wir können ihm nicht ständig einen Wächter auf die Seite stellen, damit er auch wirklich in seinem Zimmer arbeitet und nicht etwa spionieren geht!«
    »Man soll ihn gewähren lassen«, sagte ich. »Selbst wenn er zu den bestochenen, erpreßten, gezwungenen und gekauften Leuten gehören sollte — er wird keinen Schaden mehr anrichten können.«
    »Woher wollen Sie das wissen, Cotton?« fragte der Major.
    »Während Handerson vielleicht spioniert«, sagte ich entschlossen, »werden wir dieser Schlange den Kopf abschlagen. Wir werden den Häuptling festnehmen, Cunnings. Damit platzt der ganze Spionagering.«
    ***
    Um elf Uhr abends klopfte ich das Signal. Der Gorilla öffnete die Tür und wollte mich schon eintreten lassen, als er Cunnings neben mir sah. Natürlich trug Cunnings jetzt keine Uniform, sondern einen schlichten Straßenanzug und einen wetterfesten Trenchcoat.
    »So was dürfen Sie aber nicht so ohne weiteres machen«, brummte der Gorilla. »Ich weiß nicht, ob ich den Mister da mit ’reinlassen darf.«
    Ich nahm die Sechzig-Cent-Zigarre nicht einmal aus dem Mund, als ich ihm meine Antwort gab.
    »Schwirr ab«, knurrte ich. »Dauernd machst du Schwierigkeiten! So was ist McNoy nicht gewöhnt, alter Junge.« Der Gorilla verbaute den Weg. Er hob seine Pranken und knurrte:
    »Jetzt wird es Zeit, daß du verschwindest!«
    »Du fühlst dich doch nicht etwa stark, Kleiner?« fragte ich, um ihn zu reizen. Ich wollte Cunnings mit in die Spielhölle ’reinhaben, und wenn es im Guten nicht ging, mußte es eben mit einigem Nachdruck gehen.
    Der Gorilla schnaufte und kam auf mich zu. Ich behielt die Zigarre im linken Mundwinkel. Sie ragte kerzengerade nach vorn.
    Als er einen Schritt vor mir stand, knallte ich ihm die Linke mit aller Wucht in das Dreieck der Brustgrube. Aus seinem Munde kam ein lautes Pfeifen, denn ich hatte ihm die halbe Atemluft ausgetrieben. Unwillkürlich zuckte er nach vorn.
    Und genau das hatte ich erhofft. Er kam mit dem Oberkörper nach vorn. Im selben Augenblick dröhnte ihm meine gestreckte Handkante seitlich ins Genick. Ein Beben ging durch seinen Körper, seine Muskeln wurden schlaff, und er sackte in sich zusammen wie ein aufgeblasenes Gummitier, welchem man die Luft abläßt.
    »Donnerwetter!« sagte Cunnings. »Das war ein Schlag!«
    »Kommen Sie, wir ziehen ihn ’rein«, sagte ich. »Er braucht nicht im Treppenhaus liegenzubleiben.«
    Wir zerrten den Gorilla in den Flur und legten ihn auf den Teppich. Als wir uns aufrichteten von der schweren Arbeit, stand der junge Kerl im Smoking neben uns, der mich gestern abend hereingelassen hatte.
    »Was soll denn das heißen?« fragte er. Ich klopfte mir die Hände ab, paffte zufrieden eine dicke Rauchwolke vor mich hin und knurrte:
    »Sie müssen Ihr Personal besser erziehen. Wo McNoy ’reinkommt, kommen auch seine Freunde ’rein, sonst gibt’s Ärger.«
    Ein kurzer, tastender Blick traf Cunnings. Dann fragte das Bürschchen erstaunt:
    »Soll das heißen, daß Sie den da knock out geschlagen haben?«
    Ich stieß ein grunzendes Geräusch aus und fing an zu prahlen:
    »Als ich vierzehn oder fünfzehn war, verehrter Mister, habe ich mit den bloßen Fäusten die jungen Stiere in die Knie gezwungen, damit sie den Brandstempel kriegen konnten. Glauben Sie, daß der Kerl mehr Kraft als ein junger Stier hat?«
    Der Jüngling sah uns mit geweiteten Augen nach, als wir ihn einfach stehenließen und das Roulettzimmer betraten, nachdem wir unsere Mäntel an der Garderobe abgehängt hatten.
    Wir benahmen uns nicht anders als alle Anwesenden. Wir kauften Chips und wagten hin und wieder einen kleinen Einsatz. Nick Holden war bereits da, und er war offenbar nervös, denn er sah immer wieder zur Tür. Ich machte Cunnings auf ihn aufmerksam, aber wir hüteten uns, ihn
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