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0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

Titel: 0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte
Autoren: Ein Spitzel zieht die falsche Karte
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anzurufen. Dann fiel ihm ein, daß er ja ohne irgendeine Berechtigung in eine fremde Wohnung eingedrungen war. Korrekt, wie er nun einmal ist, bekam er es mit der Angst. Ich durfte ja gar nicht in die Wohnung, sagte er sich. Also darf ich auch die Leiche nicht entdecken. Er kehrte in seine Wohnung zurück, ohne zu bemerken, daß er beim Verlassen der Wohnung des Mädchens beobachtet wurde. Eine Weile stand er am Fensteren seiner Wohnung, bis er unten in der Straße den Polizisten kommen sah. Da rief er den Mann und machte ihn das Rauschen aufmerksam. Dadurch entlastete er sein Gewissen, denn jetzt mußte der Polizist ja etwas unternehmen, und dabei mußte er zwangsläufig Nora Ballisters Leichnam entdecken.«
    »Was halten Sie selber von der Story?« erkundigte ich mich.
    Anderbuilt zuckte wieder die Achseln.
    »Wissen Sie, Cotton«, sagte er, »wenn Sie so oft Mordfälle bearbeitet haben wie ich, wundern Sie sich über gar nichts mehr. Die Unschuldigen begehen manchmal die idiotischen Blödheiten, wodurch sie sich überhaupt erst in den allergrößten Verdacht bringen, und die wirklich Schuldigen verstehen es oft, so rein und unschuldig wie ein neugeborenes Lamm zu erscheinen. Nach Eindrücken gehe ich schon lange nicht mehr. Bei mir gelten nur Beweise, hieb- und stichfeste Beweise. Das ist eine Sprache, auf die man sich besser verlassen kann.«
    »Ich bin geneigt, die Geschichte zu glauben«, sagte ich. »Obgleich ich Ihnen zustimme, daß für uns nur Beweise zu zählen haben. Aber ich möchte eigentlich auf etwas zu sprechen kommen.«
    Anderbuilt sah mich aufmerksam an.
    »Anderbuilt, ich war in der vergangenen Nacht in einem geheimen Spielklub.«
    Ich erzählte ihm mein Abenteuer im Spielklub. Als ich ihm die Geschichte mit den beiden Zahlenreihen erklärt hatte, blieb ihm vor Staunen der Mund offenstehen.
    »Donnerwetter!« rief er endlich. »Das ist ja eine tolle Masche. Auf diese Weise können sich zwei Leute an einem Roulett-Tisch ganze Romane erzählen, ohne daß sie auch nur ein Wort miteinander wechseln.«
    »Ja«, bestätigte ich. »Und es würde überhaupt nicht auffallen, wenn die beiden dauernd auf ihren Zettel schauen müßten.«
    »Raffiniert und doch einfach«, murmelte Anderbuilt anerkennend. »Aber wer war der andere Mann? Holden ist ja bei der Polizei kein Unbekannter. Daß' wir ihm noch nicht an den Kragen können, hat nicht viel zu sagen. Der Krug geht immer nur so lange zum Wasser, bis er eben eines Tages doch mal bricht. Aber war war der andere?«
    »Deswegen bin ich hier, Anderbuilt«, gab ich zu. »Es steht jetzt'fest, daß auch dieser unbekannte Mann in irgendeiner Beziehung zu Nora Ballister gestanden haben muß. Sonst hätte er über das Zahlensystem doch nicht den Namen des Mädchens an Holden funken können. Sie haben mir gesagt, das Mädchen wäre in einen Mann verliebt gewesen, den es gar nicht gibt. Wir wurden damals leider unterbrochen, als wir darüber sprachen. Was meinten Sie damit?«
    »Oh, ganz einfach. Der Mann soll Peter Stagny heißen und leitender Angestellter bei der United Steel Corporation sein. Natürlich haben wir mit diesem Mann sprechen wollen. Aber es gibt dort keinen Mann, der so heißt. Es gibt keinen und hat auch niemals einen dort gegeben.«
    »Gut, damit ist erwiesen, daß er sich Nora Ballister unter falschem Namen genähert hat. Aber selbstverständlich existiert der Mann deswegen doch!«
    »Natürlich! Nora Ballister war aus dem Alter heraus, wo sich Mädchen noch mit einem Phantasiegebilde zufriedengeben. Nur leider wissen wir absolut nichts von dem Mann. Wenn das Mädchen wenigstens ein Foto von ihm gehabt hätte!«
    »Vielleicht hatte sie eins?« fragte ich. »Und vielleicht war gerade dieses Foto der Grund, warum sie sterben mußte?«
    »Cotton«, knurrte Anderbuilt verstimmt, »Sie wollen mir doch wohl nicht nachsagen, daß meine Kommission nachlässig gearbeitet hätte? Wir haben die Wohnung des Mädchens auf den Kopf gestellt: Es gibt kein Foto von diesem Mann, von dem sie in ihrem Tagebuch so sehr geschwärmt hat.«
    »Sie hatte doch eine Zeitung auf ihrem Nachttisch liegen«, sagte ich. »Eine Tageszeitung, obgleich sie sonst keine Tageszeitungen hält, nicht wahr? Holen Sie doch einmal diese Zeitung.«
    »Cotton, in der Zeitung lag auch keine Fotografie! Die Zeitung haben wir inzwischen schon zwanzig- oder dreißigmal durchgeblättert! Es liegt kein Foto drin.«
    »Trotzdem würde ich mir die Zeitung gern noch einmal ansehen.«
    »Sie können
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