Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0281 - Die Höhlen des Schreckens

0281 - Die Höhlen des Schreckens

Titel: 0281 - Die Höhlen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
und Schnelligkeit? Er war doch auch nicht gerade einer der sieben langsamsten, aber da konnte er nur noch mit den Ohren schlackern.
    Was immer auch da unten jetzt geschah - ohne Absicherung und im Dunkeln traute er sich da nicht hinunter. Stattdessen zog er den Zündschlüssel des Rolls ab und steckte ihn in die Westentasche. Ohne seinen Willen fuhr der Wagen jetzt keine zwei Meter mehr. Dann wartete Rudolfo ab.
    Er machte sich auf ein langes Warten gefaßt, entsann sich zwischenzeitlich des Telefons im Rolls und überlegte, ob er nicht seinen Bekannten, den Capo der Polizia, aus dem Schlaf der Ungerechten reißen sollte. Was hier ablief, war immerhin kriminell genug. Aber der würde ihm höchstens klarmachen, er solle nächstens nicht so furchtbar an der Theke versumpfen und am anderen Tag noch mal im Klartext reden.
    Da fand das Warten schon sein Ende.
    Das Mädchen tauchte aus der Tiefe wieder auf!
    Rudolfo rutschte vom BMW-Kotflügel und baute sich im Mondlicht breitbeinig auf. »Dann mal raus mit der Erklärung, Mädchen«, polterte er. »Oder ich lege dich über’s Knie. Was für ein Spiel läuft hier?«
    Sie starrte ihn aus großen Augen an.
    »Wer sind Sie? Wie kommen Sie hierher?« stieß sie hervor. »Was soll das überhaupt? Wissen Sie, wie spät es ist?«
    Die ist verrückt, durchfuhr es Rudolfo.
    »Ich stelle hier die Fragen«, sagte er. »Wohin hast du Ted Ewigk verschleppt?«
    »Was faseln Sie da für einen Blödsinn?« fauchte sie. Entschlossen lief sie los, wieselte an ihm vorbei und warf sich hinter das Lenkrad des Rolls-Royce. Ihre Hand suchte nach dem Schlüssel und fand ihn nicht mehr. Da packte Rudolfo zu und zog sie wieder ins Freie.
    »Und jetzt im Klartext. Kidnapping, Autodiebstahl… und was kommt noch dazu? Wie heißt du, Mädchen?«
    Sie starrte ihn an wie ein Gespenst, erschlaffte förmlich in seinem Griff und lehnte sich an den Wagen. »Sind Sie - von der Polizei?« stöhnte sie.
    »Ich erwarte Antwort auf meine Fragen!« schnarrte Rudolfo wie ein altgedienter Feldwebel.
    »Ich weiß doch auch nicht, was geschehen ist… wie komme ich hierher? Wo bin ich überhaupt?«
    Rudolfo griff sich an den Kopf. Litt das Mädchen unter Gedächtnisstörungen? Dann gehörte die blonde Unbekannte in psychiatrische Behandlung, nicht aber unter Menschen, über die sie herfallen konnte. »Hören Sie«, sagte er geduldig. »Ich habe mit meinen eigenen beiden Augen gesehen, wie Sie diesen teuren Wagen klauten und meinen Bekannten nach da unten verschleppten…«, und er deutete auf die Tiefe.
    Als er von Augen sprach, zuckte sie zusammen.
    »Augen… drei Augen…«
    Das erinnerte ihn schockartig an die blaue Spukgestalt, die ihn in seinem Schlafzimmer hatte ermorden wollen und deretwegen er doch erst mitten in der Nacht losgedüst war! Aber im gleichen Moment ging eine Veränderung mit ihr vor.
    Das andere in ihr übernahm wieder die Kontrolle!
    Aber nicht ganz. Es reagierte nur in panischer Furcht, entsann sich nicht daran, mit wem sie es hier zu tun hatte. Es übernahm nur die Erinnerung Anjas, und die zeigte Angst und Verwirrung.
    In Angst und Verwirrung reagierte auch das andere, das sich ihrer Intelligenz und ihrer Gefühle bediente.
    Sie schlug zu.
    Der Hieb schleuderte Rudolfo gegen seinen Wagen. Und ehe er sich aufraffen konnte, rannte das Mädchen in weiten Sprüngen davon. Es war ein grotesker Anblick. So ungefähr hatte es auf den Fernsehschirmen ausgesehen, als die amerikanischen Astronauten ihre Spaziergänge auf der Mondoberfläche machten. Fast schwerelos glitt das Mädchen in einem rasenden Tempo davon.
    Sie einzuholen war für Rudolfo unmöglich. Diese Schnelligkeit konnte er niemals entwickeln, und mit dem Wagen kam er nicht querfeldein die Berghänge hoch und wieder hinunter. Das Mädchen hatte jede Chance, in den Wäldern und Felsklüften zu verschwinden.
    »Verdammt«, murmelte er und dachte an Ted Ewigk dort unten.
    Im Kofferraum hatte er doch noch das verdammte Seil. Er mußte hinunter und nachsehen, was aus dem Reporter geworden war!
    Bei Dunkelheit eine halsbrecherische Angelegenheit. Aber es mußte sein. Er konnte einen Menschen nicht in Not zurücklassen.
    Er befestigte das Seil, diesmal am Rolls-Royce, klemmte sich die Taschenlampe unter und machte sich an den Abstieg. Um einen halben Meter verfehlte er den Baum und hätte sich um ein Haar noch weiter abgeseilt. Aber er fand den Pfad.
    »Das wird ’ne Aktion… Rudolfo als Bergziege… fehlt nur noch, daß mir Hörner

Weitere Kostenlose Bücher