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028 - Tod in der Gespenster-Villa

028 - Tod in der Gespenster-Villa

Titel: 028 - Tod in der Gespenster-Villa
Autoren: Larry Brent
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diese Schrift
nach?«
    Glendales Gesicht war weiß, zart
und starr wie eine Porzellanmaske. »Ich habe sie nicht nachgemacht… ich habe
heute nacht so geschrieben, Vater… Gegen meinen Willen… Erst heute morgen habe
ich selbst erkannt, was geschehen war. Ich war nicht minder erschrocken wie du
jetzt.«
    Bernhard Lord of Shannon las die
wenigen Zeilen, die in der großen, weiträumigen und selbstsicheren Schrift
seiner vor zehn Jahren verstorbenen Frau niedergeschrieben waren. Das Datum war
aber von heute!
    »In dieser Nacht will ich euch
warnen. Ich bin schon lange unter euch, aber keiner hat mich erkannt. Nur so
kann ich mich noch mal bemerkbar machen. Und dann niemals wieder. Verlaßt den
Familienbesitz. Noch heute…«
    An dieser Stelle brach die
Botschaft ab.
    Bernhard Lord of Shannon klappte
das Buch zu. Glendale of Shannon stand stumm vor ihm.
    Der Lord legte das Tagebuch auf
den Tisch, ging wortlos im Zimmer auf und ab und blieb schließlich vor dem
hohen Fenster mit Blick auf Park und See stehen.
    Der sechzigjährige Mann hielt die
Hände auf dem Rücken verschränkt, und nur das Spiel seiner Finger zeugte von
der Nervosität, die in ihm rumorte.
    »Erzähl mir alles, Glendale…
alles, wie es dazu gekommen ist und was du dir dabei gedacht hast…« klang seine
farblose Stimme durch den großen Raum.
    »Da gibt es nicht viel zu
erzählen, Vater… Ich habe geträumt. Ich seh die verschleierte Gestalt, die wir
alle hier im Haus schon wahrgenommen haben und die keine Einbildung ist, durch
die Wand in mein Zimmer treten.
    Sie lächelte mich an und trat an
mein Bett…«
    »Hast du denn wachgelegen?«
    »Ja. Aus einem unerfindlichen
Grund bin ich wenige Augenblicke zuvor erwacht. Das heißt, ich habe eine Stimme
vernommen, die mich rief…«
    »Was für eine Stimme, Glendale?«
    »Die Stimme meiner Mutter.«
    Der Lord schluckte, starrte noch
immer aus dem Fenster und drehte sich nicht um. Die Hände auf seinem Rücken
verkrampften sich.
    »Weiter, Glendale! Was hat sie
gesagt?«
    »Nur gerufen… immer und immer
wieder meinen Namen, bis ich die Augen aufschlug. Und dann kam die
verschleierte Frau. Ich richtete mich auf, sie nahm mich bei der Hand und
führte mich an meinen Schreibtisch. Sie gab mir zu verstehen, daß ich mein
Tagebuch nehmen und schreiben sollte.«
    »Wie gab sie dir das zu
verstehen?«
    »Durch Gesten… sie nahm den Schlüssel
aus dem Versteck, öffnete damit die Schublade in der das Tagebuch liegt, und
deutete darauf… Und in dem Moment, als ich anfing zu schreiben, merkte ich, daß
es nicht mein Wille war, der mich trieb, nicht meine Schrift… ich wurde
minutenlang von einem fremden Geist beherrscht. Ich schrieb, was ich nicht
wollte und nicht wußte… es ist automatisch geschehen.«
    Der Lord schloß drei Sekunden die
Augen, löste dann seine ineinanderverhakten Finger, legte seine Hand auf die
Nasenwurzel und massierte sie langsam und nachdenklich.
    Dann wandte er sich um.
    »Und nachdem dies alles geschehen
war, Glendale… bist du wieder zu Bett gegangen?«
    »Ja.«
    »So als wäre nichts geschehen?«
    »Ich kann es dir nicht genau
beschreiben. Es war ein Zustand zwischen Wachen und Träumen. Ich wußte
einesteils genau, was ich getan hatte, andererseits glaubte ich, es geträumt zu
haben. Erst heute morgen wurde mir klar, was sich da ereignet hatte…«
    »Und was, Glendale, meinst du, was
sich ereignet hat?«
    »Vater! Das ist ein Zeichen… die
verschleierte Frau, das weiß ich jetzt, war Mutters Geist.
    Seit vier Jahren tauchte er hier
auf, ohne daß wir sie erkannten. Und nun hat er sich offenbart.
    Mit einer letzten, schwerwiegenden
Botschaft. Es existiert eine Gefahr, Vater…«
    »Welche?«
    Achselzucken. »Ich weiß es nicht.
Aber die Zeilen sagen es…«
    Bernhard Lord of Shannon wollte
etwas Bestimmtes sagen, unterließ es aber im letzten Moment. Er konnte und
durfte nichts tun, Glendale zu erregen…
    »Was wirst du tun, Vater?«
    Sie interpretierte sein Zögern
falsch, und er war froh darüber.
    »Ich… weiß es noch nicht,
Glendale. Was schlägst du vor?«
    »Wegzugehen von hier. Wenigstens
heute.«
    Er lächelte geistesabwesend. »Wie
stellst du dir das denn vor? Wir haben Gäste…«
    »Die reisen in spätestens zwei
Stunden ab.«
    »Am Nachmittag kommen neue…«
    »Wir bringen ein Schild an, daß
die Villa und das Hotel Shannon aus gewichtigem Grund plötzlich geschlossen
werden mußten.«
    »Die Leute haben bereits bezahlt.
Sie erwarten für die Nacht eine
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