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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert
Autoren: Neal Davenport
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einige der Äste zu Boden gedrückt, und er bekam für einen kurzen Augenblick seine linke Hand frei.
    Mit einem Ruck riß er sich das Hemd auf und packte das silberne Kreuz. Es war glühendheiß. Er preßte es gegen sein Gesicht und merkte, wie das Eis schmolz, das sich auf seinem Gesicht gebildet hatte. Kaltes Wasser tropfte auf seinen Hals und rann über seine Schultern.
    Er nahm das Kreuz zwischen die Lippen und murmelte einen Satz, den ihm Coco gesagt hatte. Es war eine uralte Zauberformel, die früher oft zur Austreibung von Dämonen verwendet worden war. »Bagahi laca Bachabe!« schrie er so laut er konnte.
    Die Äste ließen ihn los und schnellten zurück. Die Bäume wiegten sich wieder leicht im Wind. Die Vermummten waren verschwunden.
    Dorian lief rasch weiter. Das Kreuz ließ er los, dafür preßte er seine rechte Hand gegen das ägyptische Amulett. Er kam sich wie ein Idiot vor, als er so auf das Gartentor zulief und dabei magische Namen der ägyptischen Gottheiten Osiris und Seth anrief.
    »O Oualbpaga! O Kammara! O Kamalo! O Karhenmon! O Amagaa!«
    Er wiederholte die fünf Namen so lange, bis er die Mauer erreicht hatte. Dann sprach er langsam einen Bannspruch gegen die sieben Dämonen, denen der Grund geweiht war.
    »They are seven, they are seven « , sagte er.
    Er sprach Englisch und sehr langsam, jedes Wort betonend. Der Zauberspruch war ziemlich lang. Dorian drückte sich gegen die Mauer und griff mit beiden Händen hoch. Rasch zog er sich in die Höhe und sprang rüber. Er landete auf einem Laubhaufen und rannte zu seinem Wagen. Dabei murmelte er weiterhin den Zauberspruch.
    »Sie sind sieben, sie sind sieben. In den Tiefen der Ozeane. Sie sind sieben. In der Schönheit des Himmels. Sie sind sieben. Sie sind weder Mann noch Frau. Sie sind sieben. Die Feinde! Die Feinde! Sie sind sieben! Sie sind zweimal sieben! Mächte des Himmels, Mächte der Erde, vernichtet die sieben!«
    Ein lauter Knall war zu hören, als Dorian den Wagen bestieg. Das Haus begann zu schwanken. Rauch stieg zum Himmel auf. Der Dachstuhl brach krachend zusammen.
    Dorian lachte grimmig, startete und fuhr los. Er hatte die Flucht fast geschafft und einige Verwirrung unter der Familie Zamis angerichtet. Coco hatte ihm gesagt, daß der Zauberspruch zu schwach sein würde, um das Haus völlig zu vernichten, aber für seinen Zweck genügte er. Doch noch befand er sich nicht in Sicherheit.
    Er war erst wenige Meter gefahren, als er den unheimlichen Einfluß spürte. Der Wagen gehorchte ihm nicht mehr. Er hatte sich selbständig gemacht. Verzweifelt schlug er das Lenkrad nach rechts ein. Die Steuerung blockierte. Er stieg auf die Bremse. Der Wagen raste weiter. Die Scheiben bezogen sich langsam mit Eis. Er konnte nichts mehr erkennen.
    Dorian wollte die Wagentür öffnen und hinausspringen, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Die gespenstische Fahrt ging weiter.
    Die Tachonadel pendelte auf siebzig. Der Wagen schoß in eine Kurve, und Dorian wurde auf den Beifahrersitz geschleudert.
    Nochmals griff er nach dem Lenkrad, aber es war nicht zu bewegen und die Bremse ließ sich nicht durchdrücken. Die Tachonadel stand nun auf neunzig.
    Wieder raste der Wagen in eine Kurve. Dorian wußte keine Möglichkeit, wie er dieser Falle entrinnen konnte. Irgend etwas mußte er aber tun. So beschloß er, das Kreuz gegen die Windschutzscheibe zu pressen. Nichts änderte sich. Der Wagen wurde nur noch schneller. Hundert fuhr er jetzt. Dorian ließ das Kreuz los und preßte das ägyptische Amulett gegen die Scheibe. Das Eis begann zu schmelzen, und Dorian konnte wieder sehen. Der Wagen bog eben in die Jagdschloßgasse ein und sauste auf die geschlossenen Bahnschranken zu. Die Tachonadel pendelte um hundertzwanzig.
    Verzweifelt griff Dorian nach dem Lenkrad, aber es war noch immer blockiert.
    Die Schranke kam näher. Dorian sah die Scheinwerfer der Lokomotive. Er schloß die Augen. Den Zusammenstoß mit der Lokomotive würde er nicht überleben. Der Wagen würde die Bahnschranken. durchschlagen und sich in die Lok bohren. Nur noch wenige Sekunden, dann war alles vorüber. Die Lokomotive kam ihm wie ein riesiges schwarzes Monster vor. Sie stieß Rauch aus und schnaufte.
    »Bagahi laca Bachabe!« brüllte Dorian.
    Er hatte beschlossen, alle Zaubersprüche, die er kannte, laut zu sagen. Der Spruch hatte nicht gewirkt. Lenkrad und Bremse waren noch immer blockiert.
    »O Qualbpaga! O Kammara! O Karthenmon! O Ama …«
    Die Lenkung funktionierte wieder. Er
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