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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel
Autoren: Edgar Wallace
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mich ist die Geschichte ebenso fatal wie für dich - vielleicht noch unangenehmer, da sie mit Dora und mir ja noch ein Hühnchen zu rupfen hätte, aber mit dir nicht.«
    Stanford ballte die Fäuste. »Du hast mich reingelegt, du Schweinehund! Wie kann man so etwas aufbewahren?«
    »Warum brachtest du Namen zu Papier?« entgegnete Martin. »Natürlich mach ich mir Vorwürfe, aber wenn die Sache vor Gericht kommt, so ist deine eigene Schlauheit daran schuld.«
    Stanford zuckte die Achseln. Trotz seiner scheinbaren Stärke und seiner Großmäuligkeit war er im Grunde ein Schwächling, wie Martin sehr gut wußte.
    »Was soll ich denn jetzt machen?« fragte er verbissen, und nun begannen sie Mittel und Wege zu besprechen.
    Torrington hatte Audrey für den Abend entlassen. ›Ich habe noch eine wichtige Besprechung, mein Kind‹, hatte er gesagt. ›Sie können also ins Theater gehen oder sich sonst nach Belieben die Zeit vertreiben.‹ Audrey war sehr froh darüber, denn Dora hatte sie eingeladen, bei ihr zu essen. ›Ich gehe nachher noch aus und esse deshalb früh. Du brauchst dich also nicht schön zu machen‹, hatte sie am Telefon gesagt.
    Sie machte ihrer Schwester selbst auf. »Meine Köchin ist eben auf und davon gegangen«, sagte sie und küßte Audrey. »Und mein Hausmädchen wollte so gern ihre kranke Mutter besuchen, daß ich nicht das Herz hatte, es ihr abzuschlagen. Du mußt also Nachsicht üben - Martin ist glücklicherweise in den Club gegangen. Er kommt nachher, um mich abzuholen.«
    Der Tisch war sehr hübsch für zwei Personen gedeckt, und auch das Essen ließ nichts zu wünschen übrig, denn bei all ihren Fehlern war Dora eine vortreffliche Hausfrau. Beim zweiten Gang sagte sie fröhlich: »Wir wollen eine kleine Flasche Sekt trinken, um unsere Versöhnung zu feiern.«
    Sie stand vom Tisch auf, nahm aus einem silbernen Kühler eine Flasche heraus und entfernte geschickt den Draht über dem Korken.
    Audrey lachte. »Ich habe lange keinen Sekt getrunken«, sagte sie.
    »Solchen Sekt wie diesen wirst du, glaube ich, noch nie bekommen haben«, plauderte Dora heiter. »Martin ist ein Kenner, sag' ich dir.«
    Der Pfropfen knallte, und sie füllte ein Glas, so daß der Schaum überlief. »Auf unser nächstes lustiges Beisammensein!« sagte sie und hob ihr Glas.
    Audrey lachte leise und nippte.
    »Du mußt aber austrinken!« rief Dora.
    Audrey gehorchte, hob mit feierlicher Miene ihr Glas und leerte es.
    »Oh!« sagte sie dann und rang nach Atem. »Ich verstehe wohl nicht viel von Sekt. Mir schmeckte er ganz bitter -fast wie Chinin.«
    Eine halbe Stunde später kam das Hausmädchen unerwarteterweise zurück.
    »Ich dachte, Sie wollten ins Theater?« fragte Dora.
    »Ich habe Kopfweh«, sagte das Mädchen. »Es tut mir leid, aber ich konnte die Eintrittskarte, die Sie mir schenkten, wirklich nicht benutzen. Aber wenn ich vielleicht bei Tisch bedienen soll ...«
    »Wir sind schon fertig mit Essen«, entgegnete Dora, »und Fräulein Bedford ist eben fortgegangen.«
    Der Mann, mit dem Torrington im ›Ritz-Carlton‹ die Besprechung hatte, wurde sogleich nach oben geführt. Torrington warf ihm einen scharfen, prüfenden Blick zu und deutete stumm auf einen Stuhl.
    »Wenn ich nicht irre, haben wir uns schon gesehen, Herr Torrington«, begann Martin.
    »Ich weiß genau, daß wir uns nie gesehen haben, obwohl ich Sie vom Hörensagen kenne«, sagte Torrington. »Legen Sie ihren Mantel ab, Herr Elton. Sie baten um eine Unterredung unter vier Augen, und ich habe sie aus verschiedenen Gründen bewilligt. Ich glaube, Sie sind der Schwager meiner Sekretärin .«
    Martin neigte ernst den Kopf. »Unglücklicherweise, ja«, erwiderte er.
    »Unglücklicherweise?« Der alte Herr zog die Augenbrauen hoch. »Ach so, Sie meinen ihre verbrecherische Vergangenheit? Das arme Mädchen war ja wohl in einen Juwelenraub verwickelt.«
    »Sie hatte die Diamanten bei sich, als sie verhaftet wurde.«
    »So? Das ist ja schlimm! Natürlich wußte ich das alles, als ich die junge Dame anstellte. Sie wollen mich wohl vor ihr warnen?«
    »Nein, ich komme aus einem ganz andern Grund her«, sagte Martin, der trotz Torringtons ernster Miene ein Gefühl hatte, als ob der alte Mann mit ihm seinen Spott triebe. »Herr Torrington, verzeihen Sie mir, wenn ich ein sehr peinliches Thema berühre! Sie wurden vor Jahren in Südafrika verurteilt -«
    »Jawohl, ich war das Opfer eines der größten Schurken im Diamantengebiet, eines gewissen Lacy Marshalt, der
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