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0266 - Der Flammengürtel

0266 - Der Flammengürtel

Titel: 0266 - Der Flammengürtel
Autoren: Rolf Michael
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würde es ihm gelingen, Petronius bei Nero zu denunzieren. Doch bevor der Kaiser das Todesurteil im Kerker vollziehen konnte, ließ sich dieser edle Römer bei einem Gastmahl die Pulsadern öffnen.
    Doch da schaltete sich Poppäa ein, die erkannte, daß ein milder Zug über Neros Gesicht floß. Die Kaiserin bebte bei dem Gedanken, daß die blonde Schönheit weiterleben konnte.
    »Keine Gnade, Nero!« rief Poppäa. »Willst du, der Beherrscher des Erdkreises, jetzt schwach werden? Sei stark! Zeige dem Pöbel, daß du einen eigenen Willen hast und dich nicht dem Diktat der Masse beugst. Beweise den Römern, daß du der wahre Imperator des Reiches bist. Und zeige mir, Nero … zeige mir einen Herrscher!«
    Die letzten Worte der schönen und gefährlichen Kaiserin rissen Nero aus seiner Lethargie. Der mit blutrotem Wein gefüllte Goldpokal klirrte zu Boden.
    Von der Arena aus konnte Zamorra erkennen, daß der Kaiser die Hand ausstreckte.
    Der Daumen wies nach unten.
    »Keine Gnade mit den Brandstiftern!« hörten die Umstehenden Nero lallen. »Ich bin fest und standhaft. Ich bin ein wahrer Sproß des großen Julius Cäsar. Ich werde es ertragen! Die Löwen los! Ich muß es ertragen. Das Volk muß einen großen, willensstarken Herrscher sehen!«
    »Und einen Schauspieler!« dachte Petronius bei sich. »Er ist nicht er selbst. Er schauspielert einen Imperator. Beim Herkules, der Kaiser ist wie verwandelt!«
    »Empor die Gitter der Vivarien!« brüllte Nero. »Laß die Mächte der Unterwelt auf die Brandstifter los. Die Löwen … ah, die Löwen! Ich zeige euch … ich zeige dir einen wahren Kaiser, Poppäa…!«
    Nero sank in sich, wie von Krämpfen geschüttelt, zusammen. Erschüttert wandte sich der feinfühlige Petronius ab und verhüllte mit der Toga sein Haupt. Er wollte und konnte den letzten Akt dieses fürchterlichen Dramas nicht mit ansehen.
    ***
    Rasselnd wurden die Gitter emporgezogen. Die Menge, die noch eben für Zamorra um Gnade gebeten hatte, war wie verwandelt. Der Held der Arena war vergessen. Jetzt kam der Moment, dem alle entgegenfieberten.
    Dann erschienen sie auf dem Sand der Arena. Die Bewohner der Urwälder und Steppen, die hier vor dem rasenden Mob ihrem Naturtrieb des Jagens und Tötens freien Lauf lassen sollten.
    Jubel und Klatschen erscholl von den Rängen, als die Römer die Anzahl und Verschiedenartigkeit der Tiere bemerkten.
    Aus den dunklen Gelassen unter der Arena kamen die Löwen aus dem Inneren des schwarzen Erdteils. Geflammten Blitzen gleich rannten die Tiger vom Indus in die Arena, geduckt schlichen Leoparden näher und ein Tor spie ein Rudel Wölfe hervor. Scheu drückten sich getüpfelte Hyänen durch den Sand und gemächlich wälzten sich Bären aus dem Inneren von Germanien aus den Vivarien hervor. Auch mächtige Molosserhunde, die Ahnherrn der Doggen, wurden losgelassen.
    Die Reihen der Christen drückten sich zusammen, während die Bestien näher schlichen. »Pro Christo! – Pro Christo!« kam es leise von den Lippen der Bekenner.
    » Das ist das Ende! « murmelte Aurelian.
    »Gibt es keine Hoffnung?« fragte Regina Stubbe, während zwei Tränen über ihre Wangen liefen. »Können wir nicht in die Vergangenheit entkommen? So sind wir doch hierher gekommen!«
    »Wir müssen zu dem Ort, wo wir gelandet sind!« erklärte Zamorra bitter. »Und der liegt außerhalb der Arena auf der anderen Seite des Tiber. Hier wirkt die Macht von Merlins Ring nicht…!«
    »Oder können wir vielleicht mit dem Ring in die Zukunft…!« vollendete das Mädchen den Satz nicht.
    Da schlug sich Aurelian gegen die Stirn. Im gleichen Augenblick atmete Professor Zamorra erleichtert auf.
    Er wußte von Merlin, daß es einen Ring gab, mit dem man in die Zukunft reisen konnte. Und der Ringträger war zur Stelle.
    »Haltet euch an mir fest!« befahl Aurelian knapp und hob die rechte Hand, an der es bläulich blitzte.
    Aurelian trug Merlins Zukunftsring.
    »Wir fliehen in unsere Eigenzeit – direkt in das Jahr 1984!« erklärte Aurelian. Er spürte, wie sich die Hände von Zamorra und Regina Stubbe um seinen Körper legten, um den nötigen Kontakt zu schaffen.
    » Analh natrac’h – ut vas Bethat – doc’h nyell yen vve! « hörte Professor Zamorra die Stimme des Freundes Merlins Machtspruch rufen.
    Im selben Augenblick ergriff sie der Wirbel der Zeit.
    Sie sahen nicht mehr, wie sich die Bestien auf die Blutzeugen Christi stürzten, hörten nicht mehr das johlende Geschrei des entmenschten Pöbels
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