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0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

Titel: 0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
Autoren: In Brooklyn blüht der Galgenbaum (3 of 3)
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Strandford. »Kannst mir’s nachher vom Handgeld wiedergeben.«
    »Okay.«
    Strandford zahlte die Zeche und verließ mit dem neuen Bandenmitglied die Kneipe.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, fragte Gallus, als sie mindesten schon zehn Minuten durch die belebten Straßen der Downtown gebummelt waren.
    »Warum fragst du?«
    »Weil ich so begeistert bin von langen Fußmärschen.«
    Strandford lachte wieder. »Wir gehen zum Boss, und wir sind gleich da«, sagte er.
    Strandford bog nach rechts in eine Einfahrt ein. Sie wurde links von der fensterlosen Haus wand und rechts von einem übermannshohen Bretterzaun flankiert. Im Hof stand ein gelber Lieferwagen, und weiter hinten lagen Kisten von einer FLschhandlung, die einen penetranten Geruch ausströmten. Es gab ein Hinterhaus mit zwei Geschossen. Vor diesem Gebäude hockten drei Männer auf umgestülpten Kisten und pokerten. Als Strandford mit dem Neuen kam, sahen sie auf. Sie musterten den Fremden mit offener Neugierde.
    Zur Haustür führten fünf ausgetretene Steinstufen hinan. Dahinter lag ein kühler, düsterer Flur. Spinnweben hingen von der Decke herab.
    »Wir hausen hier unten«, sagte Strandford und zeigte auf ein paar Türen, von denen der Färbüberzug abblätterte. »Der Boss, wohnt oben. Komm, wir gehen gleich rauf!«
    Sie stiegen die quietschende und knarrende Holztreppe hinan. Unterwegs murmelte derVormann der Bande: »Kelly weiß jetzt schon, dass ich es bin mit einem Fremden. Es klingt unwahrscheinlich, aber es ist wahr: Er hört am Schritt, wer die-Treppe raufkommt. Du kannst ihn nie überraschen. Selbst wenn er schläft, hört er dich. Ich hab’s schon ein paar Mal erlebt.«
    »Kein Wunder«, grinste Gallus. »Die Treppe ist lauter als eine Alarmanlage.«
    Oben, unmittelbar am Ende der Treppe, gab es eine Tür. Strandford klopfte dagegen und wartete. Die Tür ging auf. Ein junges Mädchen von vielleicht zwanzig Jahren erschien auf der Schwelle. Sie trug einen engen Pullover, Slacks und Sandalen mit bleistiftdünnen, sehr hohen Absätzen. Der große, zu grell geschminkte Mund wirkte ordinär wie ihr ganzes Gesicht.
    »Tag, Nick«, kaute sie rüde im Hafenslang heraus. »Ist das der Neue?«
    Sie musterte Gallus mit einem herausfordernden Blick.
    Gallus und Strandford traten über die Schwelle.
    Man gelangte zuerst in eine modern eingerichtete, aber völlig verschmutzte Küche. Von da aus ging es in eine Art Wohnzimmer, das eher ein Museum für Möbel aus zwei Jahrhunderten war.
    Brian O’Kelly hockte auf dem Fußboden und hatte offenbar gerade ein Dominospiel mit dem Mädchen unterbrochen. Er sah Gallus ernst und prüfend an. Dann blickte er zu Nick Strandford. Seine erste Frage war:
    »Kann er was?«
    »Er ist tüchtig, Boss. Mir hat er das Messer aus der Hand gedreht, bevor ich nach Mammy rufen konnte.«
    Brian O’Kelly runzelte die Stirn und sah Gallus von neuem an. »Warum hast du dich nicht rasiert?«
    »Ich will mir einen Bart wachsen lassen.«
    »Wirst du gesucht?«
    »Nicht in New York.«
    »Wo?«
    »In Pennsylvania.«
    »Weswegen?«
    »Einbruch. Ich hatte Pech. Die Leute waren schon im Kino, als der Frau einfiel, dass sie vergessen hatte, den Elektroherd auszuschalten. Sie schickte ihren Mann nach Hause, um nachzusehen. Er überraschte mich, als ich sein Safe aufbrechen wollte.«
    »Das ist keine Empfehlung für dich.«
    »Sicher nicht. Aber ich spiele immer mit offenen Karten.«
    Wieder starrte O’Kelly dem Neuen in die Augen.
    »Na gut«, sagte er schließlich. »Mein Handgeld für jeden ist ein Fünfziger. Wie viel soll ich ihm pro Woche zahlen, Nick?«
    »Hundert?«
    O’Kelly runzelte die Stirn.
    »Gleich hundert? So viel hast du noch nie vorgeschlagen.«
    »Wir haben auch noch nie so einen guten Mann gehabt.«
    »Na, na, na…«, brummte O ’Kelly und stützte sich mit der linken Hand auf, weil er vom Fußboden aufstehen wollte. Aber mitten in der Drehung schoss er plötzlich mit dem Oberkörper vor und warf sich gegen die Knie von Gallus. Der Mann aus Philadelphia stürzte über Kelly hinweg zu Boden. Augenblicklich warf sich der Gangsterboss auf ihn.
    Aber Gallus war gewandt wie eine Schlange. Er warf sich zweimal in scheinbar sinnloser Anstrengung mit dem Gesäß hoch. Beim dritten Mal hatte er O’Kelly in der Beinschere, während er mit beiden Armen den Kopf des Gangsterführers abdrehte.
    »Himmel!«, rief Kau-Kelly, genau wie vorher sein Vormann. »Lass los!«
    Gewandt sprang Gallus auf die Füße. O’Kelly schnaufte ein
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