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0265 - Des Satans Tätowierer

0265 - Des Satans Tätowierer

Titel: 0265 - Des Satans Tätowierer
Autoren: Jason Dark
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Urlaub genommen, und ich war allein.
    Glenda, meine Sekretärin, stieß die Tür auf und erschien mit der Kaffeekanne. Sie hatte Wasser geholt. Ich winkte ihr zu. Glenda setzte in ihrem Büro die Kanne auf die heiße Platte und kam zu mir.
    Mit Glenda verband mich ein besonderes Verhältnis. Wir waren intim geworden, es hatte sich halt so ergeben, und beide wollten wir es gern wiederholen.
    »Wann hast du denn mal wieder Zeit?« wollte sie von mir wissen.
    »Das darfst du mich nicht fragen.«
    »Wen dann?«
    »Die Dämonen.«
    Sie strich durch ihre schwarzen Locken. »Hör auf, John. Immer bist du auch nicht beschäftigt.«
    »Das nicht…«
    »Aber?«
    Ich schaute sie an. »Es ist so, Mädchen. Wenn wir zu oft zusammen sind, wird das irgendwann auffallen. Bisher haben wir es noch geheimhalten können. Ich möchte nur nicht, daß man sich im Yard die Mäuler über uns zerreißt.«
    Glenda nickte. »Dies ist sogar verständlich. Einen anderen Grund hätte ich auch nicht eingesehen. Nur…« Sie hob die Schultern. »Ich bin auch ein Mensch, weißt du.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Mach’s mir doch nicht so schwer, John. Auch ich habe Bedürfnisse.«
    Ich nickte heftig. »Jetzt ist mir alles klar. Du willst nicht mehr so allein sein.«
    »Genau, John.«
    Ich senkte den Kopf. Das war ein Problem, für das ich keine Lösung hatte. Glendas Reaktion war für mich verständlich, andererseits konnte ich nicht aus meiner Haut, und der Job ließ mir für die Liebe oft keine Zeit. Damit mußte ich mich leider abfinden.
    Sie wechselte das Thema. »Übrigens, John, da ist ein Sergeant Preston, der um deinen Anruf bittet.« Sie nannte mir die Nummer, und ich notierte sie.
    »Worum geht es?« fragte ich dann.
    »Keine Ahnung, wirklich nicht.«
    »Wir werden sehen.« Ich nahm wieder Platz. »Bringst du mir einen Kaffee?«
    Sie nickte, drehte sich schnell um und ging hinaus. Ich glaubte sogar, sie weinen zu sehen. Wie ich Dämonen und andere Wesen der Finsternis zu bekämpfen hatte, das wußte ich, aber bei enttäuschten Frauen war ich hilflos.
    Mit diesem Gedanken ergriff ich den Hörer, tippte die aufgeschriebene Nummer ein. Schnell wurde abgehoben. Sergeant Preston war nicht am Apparat, sondern ein Kollege. Ich sagte meinen Namen. Der Mann wußte Bescheid und verband mich sofort weiter. »Ja, hier Preston.«
    »Sinclair.«
    Der Sergeant lachte. »Sind Sie der Geisterjäger, von dem man hin und wieder etwas hört?«
    »Da haben Sie nicht unrecht.«
    »All right, Mister Sinclair. Ich habe hier wahrscheinlich einen Fall für Sie.«
    »Worum geht es?«
    »Um einen Toten.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Ich habe ihn in ein Schauhaus bringen lassen.« Er fügte die Adresse hinzu.
    »Das ist ziemlich weit im Norden.«
    »Wir sind nun mal in Islington. Kennen Sie das Royal Free Hospital?«
    »Ja.«
    »Dann finden Sie auch das Schauhaus. Es liegt zwischen dem Krankenhaus und der Camden-Passage, wo es die zahlreichen Antiquitäten-Läden gibt.«
    »Okay, ich komme.«
    »Gut, ich erwarte Sie.«
    Eigentlich hätte ich noch ein paar Fragen stellen müssen, aber der Sergeant hatte mir am Telefon einen sehr sachlichen Eindruck gemacht. Ich glaubte nicht daran, daß er ein Spinner war.
    Glenda brachte den Kaffee. Die Tasse jetzt nicht zu leeren, wäre schon einer Majestätsbeleidigung gleichgekommen. Deshalb trank ich die Tasse rasch leer, was bei Glenda wiederum Mißbilligung auslöste, und sie verzog das Gesicht.
    »Tut mir leid, Glenda, aber ich habe es schrecklich eilig.«
    »Das sehe ich.«
    Ich nahm den letzten Schluck im Stehen. »Ich bin dann weg«, erklärte ich ihr.
    »Und wo kann man dich erreichen?«
    »Ach ja, stimmt.« Ich nannte ihr die Adresse. »Auf jeden Fall über Sergeant Preston.«
    »Gut, viel Spaß.«
    »Ob das ein Spaß wird, weiß ich nicht.«
    Minuten später wühlte ich mich durch den Londoner Verkehr. Er war heute besonders dicht. In den Nachrichten hatte ich erfahren, daß man mitten in London noch eine nicht entschärfte Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden hatte. Straßenzüge waren gesperrt worden, der Verkehr wurde umgeleitet, ich blieb mehrmals stecken, und erst auf der Roseberry Avenue ging es besser.
    Anschließend bog ich in kleinere Straßen ab und erreichte bald die Noel Road, wo mich der Sergeant erwarten wollte.
    Man merkte hier die Nähe des gewaltigen Antik-Centers.
    Fast in jedem Laden wurden alte Dinge angeboten. Ob echt oder nicht, das wage ich nicht zu sagen.
    Das Leichenschauhaus
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