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0265 - Des Satans Tätowierer

0265 - Des Satans Tätowierer

Titel: 0265 - Des Satans Tätowierer
Autoren: Jason Dark
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ich mußte unter allen Umständen versuchen, ihn zu retten. Zwar wollte mich Preston aufhalten, doch ich stürzte vor, riß die magische Kreide aus der Tasche und zeichnete gedankenschnell um den brennenden Mann einen Kreis. In ihn hinein legte ich mein Kreuz.
    Gleichzeitig aktivierte ich es mit dem Spruch, den man mir beigebracht hatte.
    »Terra pestem teneto - Salus hic maneto!«
    Zwei Magien vereinigten sich, die des Kreuzes und die der magischen Kreide.
    Wurden sie auch Verbündete? Auf einmal fielen die Flammen zusammen. Sie verschwanden vom Körper des Mannes wie die ausgeschalteten Gasflammen eines Herdes. Normal stand er vor uns. Er schaute uns an, wir blickten ihm ins Gesicht, und wir sahen seine veränderte Haut. Verbrannt war nichts. Nur hatte die Haut einen dunkleren Farbton angenommen. Sie schimmerte bläulich und hatte einen starken türkisfarbenen Stich.
    Preston wollte vorlaufen. Er war schon fast an mir vorbei, als ich ihn zu fassen bekam und zurückriß. »Nicht berühren!« rief ich.
    Er blieb stehen. Sein Gesicht zeigte Fassungslosigkeit, während ich vorschritt.
    Behutsam näherte ich mich dem magischen Kreis. Er bestand noch immer, das Feuer hatte ihn nicht auslöschen können. Mein Kreuz lag in der Mitte. Als ich mit der ausgestreckten Hand über die Kreisgrenze reichte, erfaßte die magische Strahlung meine Finger. Ich spürte ein Kribbeln wie bei einer Gänsehaut.
    Ich griff nach dem Kreuz, holte es aus dem Kreis hervor und sprach den Mann erst danach an. »Kommen Sie vor!« Er bewegte sich nicht.
    »Na los, machen Sie schon! Ihnen passiert nichts.«
    Er öffnete den Mund. Ich rechnete damit, daß er mir etwas sagen wollte, doch das war ein Irrtum. Zwischen seinen Lippen drang nur ein Seufzen hervor. Im nächsten Augenblick verdrehte er die Augen und brach zusammen. Halb im Kreis blieb er liegen. Die Beine lagen im Innern, der Oberkörper außerhalb.
    Preston und ich sahen, wie sich seine Haut auf seltsame Weise veränderte. Sie wurde dunkler, das Blau blieb, nahm jedoch einen stählernen Farbton an. Sein Körper bewegte sich.
    Als würde er von unsichtbaren Händen berührt, so krümmte er sich. Er wurde kleiner, und Sekunden später rührte er sich nicht mehr. Ich faßte ihn an.
    Er war kühl. Zwar nicht starr, dennoch auf schaurige Art temperiert, so daß ich mich schüttelte. Es war nur eine Routinekontrolle, daß ich nach seinem Puls fühlte. Das Herz schlug nicht mehr. Der Mann war tot.
    Langsam erhob ich mich. Neben mir stand ein fassungsloser Nick Preston.
    »Haben Sie eine Erklärung, Sir?« fragte er mich mit einer Stimme, die vor Heiserkeit kaum zu verstehen war.
    »Nein«, erwiderte ich. »Tut mir leid. Ich kann Ihnen noch nichts sagen.«
    »Das ist alles so unwahrscheinlich.«
    »Da sagen Sie was. Aber bleiben Sie hier, Sergeant. Ich werde mir diesen Bankräuber mal anschauen.« Preston nickte.
    Man hatte den Körper auf einen Tisch gelegt und mit einem grauen Tuch zugedeckt. Neben dem Holztisch blieb ich stehen und runzelte die Stirn. Bei diesem Tuch war mir etwas aufgefallen. Normalerweise zeichnen sich unter diesen Decken immer die Umrisse eines Körpers ab. Das war hier nicht der Fall.
    Hier präsentierte sich die Decke eingedrückt, als hätte jemand ein paarmal mit der flachen Hand darauf geschlagen. Ein seltsames Gefühl erfaßte mich, als ich mit einer Hand einen Deckenzipfel faßte und das Tuch mit einem heftigen Ruck zur Seite schlug. Ich sah sein Gesicht.
    Oder zumindest das, was davon übriggeblieben war. Ich erstarrte. Eine dunkle, leicht glänzende Masse in der Form eines Ovals. Der Rest eines Menschen!
    Keine Augen, keine Nase, kein Mund und keine Ohren. Das hatte mir der Sergeant sicherlich nicht zeigen wollen. Ich glaubte fest daran, daß die Verwandlung erst in den letzten Minuten oder Sekunden eingetreten war. Hart mußte ich schlucken.
    Der andere Mann hatte plötzlich in Flammen gestanden. Dieser hier, der Bankräuber, war verkohlt. Wie paßte das alles zusammen? Wie konnte ich die Teilchen des Mosaiks zusammensetzen? Irgendein Motiv mußte es geben, denn es geschah nichts ohne Grund, auch nicht bei dämonischen Aktivitäten.
    Meine Sorgen wurden keinesfalls geringer. Wir hatten es hier mit einem unheimlichen Gegner zu tun, der sich geschickt zurückhielt und seine Fäden aus einer für uns unerreichbaren Weise zog. Aber wer konnte dahinterstecken?
    Ich hätte natürlich raten können. Es gab zahlreiche Dämonen und Feinde des Lichts, die gern so einen
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