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0260 - Sie jagten ihn durch Florida

0260 - Sie jagten ihn durch Florida

Titel: 0260 - Sie jagten ihn durch Florida
Autoren: Sie jagten ihn durch Florida
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zuckender, peitschender Schwanz traf mich immer wieder. Eine neue Atemwelle traf mein Ohr und ich starrte wieder in die Augen des vor mir liegenden Tieres. Sie leuchteten im Mondschein tückisch auf. Wir musterten uns. Eine kuriose Situation.
    Da lag .ich nun zwischen zwei Alligatorenleibern, die Gefahr und Schutz zugleich waren. Sie deckten mich vor den Schüssen des unbekannten Angreifers. Die Sandbank war wie leer gefegt. Nur diese beiden Echsen lagen noch hier.
    Wieder bellten zwei Schüsse auf. Die Kugeln schwirrten über meinen Kopf hinweg. Der Schütze legte es darauf an, auch diese beiden Echsen zu verjagen, um freie Schussbahn zu bekommen.
    Wie ein aus Stein gehauenes Denkmal lag der Alligator vor mir. Nur der warme Atem und ein leises Zischen verrieten, dass Leben in dem Tier steckte. Die Echse in meinem Rücken war unruhig. Pfeifend peitschte ihr Schwanz den Boden und traf immer wieder meine Beine. Ich zog sie langsam an.
    Plötzlich kam auch in das Tier vor mir Unruhe. Erst dachte ich, meine Bewegung sei daran schuld, aber dann hörte ich deutlich Stimmen, die näher kamen. Ich hob den Kopf und sah zwei Lichtpunkte zwischen den Stämmen der Bäume auftauchen. Sie bewegten sich zitternd hin und her und kamen immer näher.
    Die Echse vor mir hob witternd den Kopf. Dann kroch sie langsam zurück und lief mit einem Mal los. Ihr gewaltiger Körper klatschte ins Wasser, und ein Sprühregen ergoss sich über mich. Ich sah mich um. Auch die andere Echse war verschwunden.
    Blitzartig kam mir die Erkenntnis, dass ich schutzlos auf der Sandbank lag, und ich krallte mich in den harten Boden. Aber alles blieb ruhig. Der unbekannte Schütze machte sich nicht bemerkbar. Dann hörte ich ganz in meiner Nähe Schritte und der Strahl einer Taschenlampe blendete mich.
    »Hallo, was machen Sie denn hier?«
    Ich stand mühsam auf und torkelte auf den Lichtkreis zu. Die Lampe erlosch.
    Im Mondlicht sah ich zwei Männer in Khaki-Hosen und weißen Hemden. Sie hatten jeder eine Holzstange in der Hand. Einer trieb einen Alligator damit zurück, der aus dem Wasser heraus wollte.
    »Hallo«, sagte ich matt, »ich bin Jerry Stacy von der New York Herald Tribune.«
    Sie musterten mich kopfschüttelnd.
    »Wollten Sie die Alligatoren interviewen?«, fragte einer. »Mitten in der Nacht haben sie es gar nicht so gern. Schätze, Sie bekommen kein Wort mehr aus ihnen heraus. Die sind jetzt böse auf Sie.«
    Ich grinste verständnisvoll. »Sie haben Humor, Mister! Sicherlich halten Sie mich für verrückt?, aber ich habe keine Ahnung, wie ich hierher komme.«
    Vergeblich suchte ich in meinen Taschen nach Zigaretten. Einer der Männer reichte mir wortlos seine Packung, und ich bediente mich.
    »Wo bin ich hier überhaupt?«, fragte ich.
    »Haben Sie hier geschossen?«, kam prompt die Gegenfrage.
    Ich schüttelte den Kopf. »No, da muss sich jemand einen Scherz mit mir erlaubt haben. Anders kann ich mir das alles gar nicht erklären. Ich hätte gern von Ihnen gewusst, wo ich mich hier befinde? Alligatoren kriechen ja wohl nicht gewohnheitsmäßig durch Florida?«
    Einer der Männer nickte. »Stimmt, Mister Stacy! Ich bin Hank Burber und das ist Mr. Thomsen. Nehmen Sie erst einmal einen tüchtigen Schluck.«
    Mit diesen Worten reichte er mir eine Whiskyflasche, und ich kam seinem Angebot mit Freuden nach. Dass die Männer meine Frage nach der Örtlichkeit noch immer unbeantwortet ließen, brauchte nicht unbedingt abwegige Schlüsse zuzulassen, aber die Tatsache, dass sie mitten in der Nacht eine ausgewachsene Whiskyflasche durch die Gegend trugen, hätte mich stutzig machen müssen.
    Meine körperliche und geistige Verfassung war miserabel, und damit erklärt sich wohl auch der Mangel an Reaktionsvermögen. Ich trank einen ganzen Teil aus der halb vollen Flasche und reichte sie dankend zurück.
    »Kommen Sie mit zum Blockhaus, dort erklären wir Ihnen alles«, meinte Hank Burber.
    Sie nahmen mich stützend in die Mitte, und der Marsch begann. Der Lichtkegel einer Taschenlampe zitterte vor uns her und führte uns durch ein Labyrinth von Bäumen und Sandbänken. Kleine Holzstege führten über den Wasserlauf und schließlich erreichten wir einen schmalen Pfad.
    Dort geschah es dann. Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen, und ich sackte in die Knie. Wie aus weiter Ferne vernahm ich noch die Stimmen der Männer um mich her, dann verlor ich das Bewusstsein.
    ***
    Ein Gewirr von Stimmen schlug an mein Ohr. Ich öffnete die Augen und blinzelte
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