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0260 - Gespenster der Vergangenheit

Titel: 0260 - Gespenster der Vergangenheit
Autoren: Unbekannt
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Rakal nickte und schaute über die Mauer hinweg in das Hügelland hinaus. Schwärme von Vögeln bewegten sich über den Wäldern, aber von Tronar war keine Spur zu sehen.
    „Sie sind noch nicht lange hier", sagte Maurice plötzlich, ohne den Blick vom Tor zu wenden, „Sie sind zu aufgeregt. Sie haben keine Geduld. Sie ereifern sich. All das ist völlig fremd für jemand, der schon so lange hier ist wie ich."
    Rakal hatte wenig Lust, sich zu unterhalten.
    „Ja, ich bin ziemlich neu hier", gab er zu.
    Maurice ließ nicht locker. „Versuchen Sie, sich an die neue Welt zu gewöhnen. In Wirklichkeit ist es nicht so schlimm. Ganz im Gegenteil. Manchmal hat man das Gefühl..."
    Rakal sah den silbrig glitzernden Punkt, der zwischen den Baumwipfeln des nächstliegenden Hügels in die Höhe schoß, und zuckte zusammen. Die unerwartete Bewegung unterbrach Maurice mitten im Satz, „Was ist...?" fragte er erstaunt. „Die Aufregung hat sich gelohnt", rief Rakal ihm fröhlich zu, aber da war er schon halb die Mauertreppe hinunter.
    Eine halbe Minute später glitt Tronar in seinem Fluganzug über die Zinnen und setzte im äußeren Burghof auf. Von der Stelle, von der der Ballon gestartet war, kam Staunder herbeigelaufen. Seitdem er seine Leute verloren hatte, schien er mehr Eifer zu entwickeln.
    Tronar streifte den unbequemen Anzug ab und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen. Er machte ein besorgtes Gesicht.
    „Die CREST hat Probleme", begann er ohne Überleitung. „Ein kleiner Flottenverband hat sie aufgespürt und steht knapp drei Lichtstunden von ihrem jetzigen Standort entfernt. Das Schiff flog ein paar Ausweichmanöver, um den Gegner irrezuleiten, und kehrte dann wieder in den Ortungsschutz der Sonne zurück. Die Tefroder rätseln im Augenblick herum, wohin sie verschwunden sein könnte. Aber sobald sie auch nur einen Mucks von sich gibt, brauchen sie sich den Kopf nicht mehr zu zerbrechen." Rakal unterbrach ihn. „Mit wem hast du gesprochen?"
    „Mit Rudo selbst. Er war sofort im Bild und rasselte die Einzelheiten nur so herunter, um die Sendezeit nicht zu überschreiten. Ich gab eine genaue Beschreibung der Gegend. Falls sie sich entschließen, ein Fahrzeug zu schicken, können sie die Burg nicht verfehlen."
    Rakal zögerte, die entscheidende Frage zu stellen. Staunder, der weniger Hemmungen hatte, tat es an seiner Stelle. „Was für Aussichten haben wir?" Tronar hob die Schultern. „Rudo konnte mir kein Versprechen geben", antwortete er, und Rakal spürte, wie niedergeschlagen er war, „Er sagte nur, sie wollten ihr Möglichstes tun."
    Staunder seufzte entsagungsvoll. Da gellte von den Zinnen herunter plötzlich ein heller Schrei. Rakal fuhr herum. Oben, auf dem schmalen Laufgang, stand Maurice und fuchtelte mit den Armen. Als er sah, daß Rakal ihn beobachtete, deutete er über die Zinnen hinaus nach draußen.
    Rakal stürmte die Treppe hinauf. Auf dem Laufgang kam der Alte ihm entgegen. Er faßte ihn beim Arm und zog ihn zur Zinne. „Dort...", rief er keuchend. Rakal sah es sofort. Es war ein eiförmiges, mattschimmerndes Gebilde, das gemächlich am Rand der vordersten Hügelkette entlangglitt und sich dabei der Burg näherte. Es war ein Flugboot desselben Typs, in dem Rakal und Tronar nach ihrer Flucht aus dem unterseeischen Stützpunkt gelandet waren.
    „Was gibt's?" schrie Tronar von unten herauf. Er mußte die tiefe Enttäuschung gespürt haben, die Rakal empfand.
    Ohne zu antworten, beobachtete Rakal das Fahrzeug, das sich jetzt von den Hügeln wegwandte und über die Ebene auf die Burgkuppe zustrebte. Der Kanzelaufbau bestand zum Teil aus Glas. Rakal glaubte, zwei oder drei Gestalten zu sehen, die sich hinter der Glaswand bewegten.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er wandte sich an Maurice.
    „Das dort", sagte er ernst, „sind die wahren Feinde. Sie kommen hierher. Ich weiß nicht, was sie hier suchen. Auf keinen Fall können sie wissen, daß mein Bruder und ich uns hier befinden. Wir werden uns verstecken. Können Sie in den wenigen Minuten, die uns noch bleiben, Ihre Leute dazu überreden, daß sie nicht gegen uns aussagen?" Maurice nickte ihm zu. „Ich denke, es geht", antwortete er hastig. Im nächsten Augenblick war er schon über den Rand der Treppe verschwunden. Rakal folgte ihm. Noch bevor er Tronar und Staunder erreichte, sah er Emerich vom Tor herkommen. Er schwenkte die Arme und schrie schon von weitem: „Sie kommen" Er hatte das Flugboot also auch gesehen. Rakal klärte Tronar und
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