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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence
Autoren: Larry Brent
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für die Industrie, sondern widmete sich ganz seinen Privatstudien. Da auch
Dortson mit ähnlichen Problemen befasst war, entschloss er sich, mit der Bahn
von Plymouth nach Bristol zu reisen. Telefonisch hatte er seinen Besuch bereits
angekündigt.
    Was die beiden Männer zu besprechen hatten, ließ sich nur unter vier Augen
regeln. Da waren sich sowohl Reginald Dortson als auch Winston Yorkshere einig.
Keiner riskierte es, über eine ganz bestimmte Sache auch nur ein Wort am
Telefon zu erwähnen. Keiner von ihnen wusste, ob das Telefon von einer
Geheimorganisation überwacht wurde.
    Dieser 2. Mai sollte für Reginald Dortson und für Winston Yorkshere ein
denkwürdiger Tag werden.
    Vom Bahnhof aus ließ sich Reginald mit einem Taxi zur Wohnung Yorksheres
bringen. Er war Mitte fünfzig. Ein Mann mit graumeliertem Haar, der sich stets
elegant und modebewusst kleidete.
    Reginald Dortson ließ sich zwei Häuserblöcke vor Winston Yorksheres Wohnung
absetzen, spannte den schwarzen Herrenschirm auf und ging dann die Straße
hinunter.
    Es war später Nachmittag. Der Himmel war grau. Leichter Nieselregen fiel,
der ihm von dem böenartigen Wind ins Gesicht getrieben wurde. Das unfreundliche
Wetter sorgte dafür, dass die meisten Menschen – vorausgesetzt, dass es keinen
zwingenden Grund gab – ihre Häuser und Wohnungen nicht verließen.
    Die wenigen Passanten in seiner Nähe waren überschaubar. In der letzten
Zeit hatte sich Reginald Dortson angewöhnt, jeden Menschen in seiner Nähe genau
zu beobachten.
    Er konnte nichts Verdächtiges feststellen.
    Als er in den Hausflur des von Winston Yorkshere bewohnten Hauses trat,
umfing ihn die kühle, modrige Luft eines Altbaus.
    Die Decken waren hoch und mit Stuckarbeiten versehen. In den erhabenen
Teilen saß dick und schwarz der Staub.
    Yorkshere wohnte im vierten Stock.
    Reginald Dortson ging die Treppen hinauf und klingelte an der betreffenden
Tür.
    »Ja?« fragte eine misstrauische Stimme.
    »Ich bin's ... Reginald.«
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Winston Yorkshere öffnete. Er war
etwa genauso alt wie Reginald Dortson. Ebenfalls Junggeselle. Auch bei ihm
hatte man nicht den Eindruck eines weltfremden Gelehrten. Er war salopp
gekleidet. Über einer beigefarbenen Hose trug er einen losen, sportlichen,
grauweißmelierten Pulli.
    »Hast du schon mal geklingelt?« fragte er statt einer Begrüßung.
    »Nein.« Reginald Dortson schüttelte den Kopf. »Wie kommst du darauf?«
    »Vorhin hat es geklingelt. Ich habe die Tür geöffnet, als niemand Antwort
gab, und nachgesehen, wer da sein könnte. Der Flur war leer.«
    »Vielleicht ein Lausbub, der auf den Klingelknopf gedrückt hat.«
    »Möglich.« Reginald Dortson legte seinen Mantel ab und ging dann gemeinsam
mit seinem Freund in dessen Arbeitszimmer.
    Die Vorhänge waren vorgezogen. Auf dem Tisch lagen mehrere Pläne,
Arbeitspapiere, Akten ...
    Winston Yorkshere war leidenschaftlicher Raucher. Seine geliebte Shag, ein
altes Stück, das er noch von seinem Vater geerbt hatte, stand stets griffbereit
neben drei weiteren eingerauchten Pfeifen. Doch die benutzte er nur selten.
    »Dodgenkeems Grundlagenforschungen sind abgeschlossen«, begann er ohne
Umschweife zu berichten. »Ich habe alle Unterlagen hier. Das heißt: soweit wir
es verantworten können, die Papiere außerhalb eines Tresors liegenzulassen,
Reginald. Dodgenkeem hat sich wie ein Maulwurf vergraben. Er hat sich völlig in
seine Arbeit zurückgezogen. Außer mir und dir weiß kein Mensch, dass er noch lebt.
Wenn erst mal jemand auf die Idee kommt, in der Gruft nachzuschauen, wer dort
wirklich begraben liegt, wird die große Fragerei losgehen.«
    Er griff nach seiner Shag und stopfte sie gemächlich.
    »Aber die Pläne sind wertlos ohne das, was wir selbst wissen, Winston«,
bemerkte Reginald Dortson. »Und wir sollten einem gewissen Herrn zuvorkommen,
ehe der sein Schäfchen ins Trockene bringt. Wir müssen diese Erfindung an beide
Seiten verkaufen. Ohne dass die Mittelsmänner im Westen oder Osten etwas davon
wissen.«
    »Damit bleibt das Gleichgewicht des Schreckens erhalten.« Winston Yorkshere
zündete seine Pfeife an.
    Im Raum war es dämmrig. Außer einer altenglischen Stehlampe mit einem
echten Pergamentschirm und Reitermotiven darauf brannte keine weitere
Lichtquelle.
    Winston Yorksheres Gesicht lag halb im Schatten, so dass Reginald im ersten
Moment dachte, es sei ein Schattenreflex auf dem Gesicht des Freundes.
    Dessen Miene verzog sich. Wie im Krampf
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