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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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sehen, daß auch unter den Achseln des Mannes Pistolenhalfter angebracht waren. Damit waren Kysellas Möglichkeiten, einen menschlichen Körper hinter Pistolen zu verstecken, keineswegs erschöpft. In den Socken, mit einem Riemen am Unterarm befestigt, in den Hosentaschen und in den Kniekehlen — überall trug der Dicke Waffen.
    »Der schleppt mindestens 30 Pfund waffenpflichtiges Metall an sich herum«, sagte ich.
    »34 Pfund«, verbesserte mein Freund Phil. »Vergiß nicht, daß die Dinger auch geladen sind! Kysellas Munitionsmenge kann man nur in Pfunden ausdrücken.«
    Während der nächsten Stunde erlebten wir eine hochinteressante Vorlesung über eine Reihe von Gangstertricks. Wie sich herausstellte, handelte es sich beim Publikum, unter dem wir saßen, fast ausschließlich um Bankboten, Privatdetektive, Hausdetektive, nächtliche Kontrollbeamte von Kaufhäusern, Justizwachmänner und andere Leute, denen es von Beruf wegen passieren konnte, daß sie mit Gangstern zusammenkamen.
    Kysella gab Auskunft über die Methoden, einem Angreifer die Waffe zu entwinden. Er führte dies an praktischen Beispielen vor.
    Zu diesem Zweck hatte er sich einen kräftig aussehenden Jüngling mitgebracht, der den Angreifer spielte und jeweils von Kysella kunstvoll niedergerungen wurde. Obwohl die beiden nur eine Vorstellung gaben, sahen wir doch die Gewandtheit, mit der sich der Dicke seiner Kniffe bediente. Wir zweifelten nicht daran, daß Kysella mit dem jungen Burschen auch im Ernstfall fertig geworden wäre.
    Der Selbstschützer hatte zahllose Erfindungen gemacht, die dem Schutze der eigenen Person dienen sollten. Die besondere Attraktion: Ein Pistolenhalter, der aus einer Schweinsborste besteht. Die Pistole wird nur durch den in den Lauf der Waffe ragenden Schweineborstenstiel gehalten. Das ermöglicht, die Pistole schnell und völlig ungehindert zu ziehen.
    Im folgenden kam Kysella etwas vom Thema ab und ließ sich ziemlich breit über die Tricks von östlichen Spionen aus.
    Als nächstes brachte der Assistent einen mittelgroßen Koffer herein, den Mr. Kysella allen Bankboten und den Angestellten von Juwelieren empfahl. Erst in der letzten Woche habe ein Gangster versucht, einem Hausdetektiv von New Yorks größtem Juwelier Tiffany zu überfallen. Der Detektiv habe Juwelen in diesem gangstersicheren Koffer transportiert. Kysella hob triumphierend den Koffer in die Höhe.
    Und wieder spielten die beiden auf der kleinen Bühne eine Szene vor.
    Der Dicke watschelte mit dem Koffer in der Hand über die Bühne. Der Assistent sprang hervor. Mit aller Gewalt versuchte er, in den Besitz des Koffers zu kommen. Es gelang ihm auch. Doch plötzlich wurden seine Finger, die den Griff umfaßten, von diesem eingeklemmt. Ein schrilles Pfeifen ertönte, und aus dem Koffer schnellten teleskopartig drei Sperrstäbe hervor, von denen jeder mehr als zwei Meter maß.
    Der Dieb war gefangen.
    »Jetzt brauchen Sie nur noch zum nächsten Telefon zu gehen und die Cops zu verständigen«, sagte Mr. Kysella lächelnd. »Für den Dieb gibt es keine Möglichkeit des Entkommens. Es sei denn, er amputiert seine Hand.«
    Inzwischen waren fast anderthalb Stunden vergangen, und der Vortrag näherte sich seinem Ende. Leider sollte es hier zu einem unerfreulichen Höhepunkt kommen. Eingeleitet wurde die letzte Szene damit, daß Nick Morris Kysella ein Vorhaben startete, das bestenfalls einem Rummelboxer Ehre gemacht hätte.
    »Und jetzt, meine Herren — (Damen waren nicht anwesend) —, möchte ich zum Abschluß mit einem Herrn aus Ihrer Mitte ein Duell ausfechten, das Ihnen zeigen soll, wie wichtig Schnelligkeit und rasches Augenmerk im Ernstfall sind. Bitte, wer meldet sich freiwillig? Es dauert nicht lange und tut auch nicht weh.« Niemand machte Anstalten, sich nach vorn zu begeben. Mr. Kysella wiederholte seine Bitte. Noch immer schien niemand bereit zu sein, sich mit dem Dicken zu messen.
    »Also, dann muß ich zur rohen Gewalt greifen«, sagte der Vortragende und schaute listig in die Runde. »Ich bitte den Herrn, der die Nummer 12 703 auf seiner Eintrittskarte hat, zu mir zu kommen. Bitte, mein Herr, seien Sie kein Spielverderber!«
    12703 — das war ich.
    Ich machte gute Miene, erhob mich und trabte nach vorn, wo Kysella mich mit einem strahlenden Lächeln begrüßte, nur nach meinem Namen fragte und über Beruf ober unveränderliche Kennzeichen nichts wissen wollte. Danach hub er an: »Als ich Sie soeben begrüßte, Mr. Cotton, und Ihnen dabei,meine
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