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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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Schlangen fehlen eigentlich im Zoo?«
    »Acht«, sagte Detective Sergeant Hunter und zupfte an seinem bleistiftdünnen Schnurrbärtchen. »Zwei Aspis-Vipern fand man bei Mrs. Greenfield im Badezimmer. Drei andere Biester kletterten bei Alientuck über den Teppich. Der Sekretär wurde zweimal gebissen. Bei Mrs. Papesca konnten wir nur eine Schlange finden. Die Frau wurde von der Schlange im Bett gebissen. Das Schlafzimmer der Kranken — die Frau ist seit vier Jahren gelähmt — liegt zu ebener Erde. Die Fenster sind Tag und Nacht spaltweit geöffnet, da die Kranke viel frische Luft braucht. Das Zimmer der Toten war nicht sonderlich warm. Die Schlange — ich glaube, es war eine Sandotter — war tot, als wir kamen. Das Biest lag starr und steif neben dem Bett.«
    »Sind die Protokolle fertig?«
    »Sie werden gerade geschrieben«, sagte Sergeant Hunter und spielte weiter nachdenklich an seinem Schnurrbärtchen, was ihm einen vorwurfsvollen Blick seines nervösen Vorgesetzten eintrug.
    »Hat Louis Papesca ein Alibi?«
    »Nein! Er ist spät nach Hause gekommen, wie er selbst aussagte, hat sich dann sofort zu Bett gelegt und tief geschlafen bis heute morgen gegen neun Uhr. Als er dann seine Frau aufsuchte, fand er die Schlange und die Leiche seiner Frau vor.«
    »Hm«, brummte Warden vor sich hin. »Wir werden heute nachmittag die Vorfälle systematisch durcharbeiten. Hat man im Zoo irgendwelche Spuren gesichert?«
    »So gut wie nichts. Einige Wollfasern an dem zerschlagenen Fenster und einige Fußspuren, die aber nur noch undeutlich sind, da es gegen Morgen zu regnen begann. Das weiche Erdreich ist unter dieser Sturzflut, wie sie gegen acht Uhr einsetzte, ausgerechnet dort zerbröckelt und verwaschen, wo sich die Fußspuren abzeichneten.«
    »Danke, Sergeant. Das ist vorläufig alles.«
    Als Lieutenant Warden in seinem Büro allein war, stützte er die Ellbogen auf die Schreibtischplatte. Es gelang ihm heute nur schwer, sich zu konzentrieren. Er überdachte die Ereignisse, aber er kam zu keinem Resultat.
    Bestand ein Zusammenhang zwischen den Morden?
    Waren es die Taten eines kaltblütigen Verbrechers, der ein Ziel verfolgte?
    Oder ging ein Geisteskranker um, dem diese Wahnsinnstaten zuzuschreiben waren?
    Warden fischte eine Akte aus seinem Schreibtisch. Sie war dünn, trug keinerlei Aufschrift und enthielt kurze Berichte über die wichtigsten Vorfälle in der vergangenen Nacht. Alles, was sich in den vielen Polizeirevieren, die zum Bezirk New York gehörten, während der letzten zwölf Stunden ereignet hatte, war hier festgehalten.
    Das erste Blatt enthielt einen Bericht über die Ermordung eines Börsenmaklers namens Joe Bingham, der um 6.34 Uhr in einem Lift von einer Handgranate zerrissen worden war.
    Ein Bewohner des Hauses, in dem der Mord verübt wurde, wollte einen Mann im Regenmantel gesehen haben, der ihm irgendwie bekannt vorgekommen sei. Dieser einzige Zeuge war auf dem zuständigen Polizeirevier stundenlang verhört worden, dann war er aufgesprungen und hatte gebrüllt: »Ich hab’ es! Der Mann war Henry Haitch!«
    ***
    Am frühen Nachmittag ließ Mr. High uns rufen.
    »Nur eine Routineangelegenheit«, sagte er, nachdem wir uns in den Sesseln seines Büros niedergelassen hatten. »Der Mann heißt Nick Morris Kysella. Es liegt nichts gegen ihn vor. Er weist keine Vorstrafen auf und ist für uns lediglich durch seine berufliche Tätigkeit interessant. Es geht mir darum, daß ihr ihn einmal unter die Lupe nehmt, seinen Vorträgen beiwohnt und darauf achtet, daß er kein Porzellan zerschlägt.«
    Wir nickten gelangweilt und ließen uns dann von unserem Chef über die Person des Mr. Kysella, der seit vier Jahren in einem kleinen Hotel im East End wohnte, . aufklären. Es war tatsächlich eine sehr sonderbare Tätigkeit, der dieser Mann nachging. Kysella war eine Mischung aus Propagandist, Vortragsreisender und Sachverständiger in »Materie Unterwelt«. Sein Job mochte wohl interessant sein, barg aber sicherlich auch eine Reihe von Gefahren. Wir fanden es bemerkenswert, daß ihm noch kein Gangster an den Kragen gefahren war, obwohl Kysella seine Reisen während der letzten zwei Jahre über den gesamten Kontinent ausgedehnt hatte, wobei sich zweifellos eine Reihe von Anschlägen auf ihn erfolgreich hätte verwirklichen lassen. Den größten Teil des Jahres verlebte Kysella in New York. Er war Junggeselle, führte ein nach außen bescheidenes Leben und hielt wöchentlich höchstens zwei Vorträge.
    Diese
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