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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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standen, haben sich in den letzten Sekunden bewegt. Der Schütze hatte also genügend Muße, um in Ruhe zu zielen. Er wurde von niemandem gestört. Es ist also kaum anzunehmen, daß der Heckenschütze Jerry auf dem Korn hatte, zumal, da Jerry und Kysella mehr als einen Yard voneinander entfernt standen.«
    »Sie haben nichts mehr von dem heimlichen Schützen gesehen?«
    »Nichts, Chef!«
    »Keinen Wagen, der gerade anfuhr, keinen eiligen Passanten?«
    »Weder das eine noch das andere. Leider war die Straße sehr belebt. Es muß für den Schutzen leicht gewesen sein, im Gewühl unterzutauchen.«
    »Haben Sie einen der Briefe, die Kysella erhalten haben soll?«
    »Nein, Mr. High. Kysella erzählte uns lediglich, daß er vor einem halben Jahr zwei anonyme Briefe erhalten habe, die er aber nicht weiter ernst nahm. Er fühlte sich offenbar sehr sicher und war davon überzeugt, mit den Gangstern selbst fertig werden zu können. Schließlich war das für ihn so eine Art Beruf. Kysella hat die Briefe laut Aussage verbrannt, ohne sie der Polizei zu zeigen.«
    »Kysella war vernehmungsfähig?«
    »Ohne weiteres«, schaltete ich mich jetzt ein. »Es muß der Schock gewesen sein, der ihn im ersten Augenblick in die Knie zwang. Schon als ich mich über ihn beugte, war er wieder bei Verstand, stieß einen lästerlichen Fluch aus und war weniger um seine Wunde besorgt als vielmehr darum, den Schützen zu erledigen. Wir konnten ihn nur mühsam zurückhalten. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre in das Gewühl der Straße gestürzt, um dort nach dem Gangster zu suchen. Er war von einer Wut befallen, die ich ihm nie zugetraut hätte. Er brüllte ohnte Unterlaß: ,Wo ist der Lump? Ich pumpe ihn voll Blei! Kysella hat nur eine Fleischwunde an der Schulter, die bald verheilt sein wird.«
    »Er ist im Krankenhaus?«
    »Nein. Ein Doc hat ihn verbunden und nach Hause geschickt. Dort sitzt er jetzt und schmiedet Rachepläne. Ich befürchte, er wird mit der Unterwelt so eine Art Privatkrieg anfangen. Es dürfte empfehlenswert sein, ihn im Auge zu behalten. Der Mann ist keineswegs ungefährlich. Sein gemütliches Äußeres täuscht. Der Dicke hat einen eiskalten Verstand und die Befähigung, eine Tommy Gun notfalls mit der großen Zehe zu bedienen.«
    Mr. High lächelte über meine letzten Worte. Er wurde aber schnell wieder ernst, als auch Phil bemerkte, daß er Kysella blutige Rache habe schwören hören. Der dicke Selbstschützer sei geradezu darauf versessen gewesen, den heimlichen Schützen aus der Unterwelt zu finden und ihn in einem Akt der Selbstjustiz ins Jenseits zu befördern.
    »Das können wir auf keinen Fall zulassen«, sagte Mr. High. »Ich werde dafür sorgen, daß die Detektive der City Police ein waches Augenmerk auf ihn richten. Doch jetzt zu uns! Ich habe eine alarmierende Nachricht erhalten. Es handelt sich um den gesuchten Mörder Henry Haitch.«
    »Der Vogelfreie«, sagten Phil und ich wie aus einem Munde.
    Mr. High nickte, beugte sich vor und nahm einen Aktendeckel auf, den er uns zuschob. »Arbeiten Sie die Fälle einmal durch, um sich mit den Gewohnheiten des Mannes vertraut zu machen! Ich werde Sie beide mit einem Sonderauftrag betrauen, der neben der Großfahndung in aller Heimlichkeit und Stille vonstatten gehen soll. Die Großfahndung läuft seit heute mittags«
    »Der Zeuge aus dem Haus, in dem Bingham wohnte, hat Haitch aufgrund der Fotos eindeutig wiedererkannt?« Ein leiser Zweifel schwang in Phils Stimme mit, und ich wußte, warum. Mein Freund war auch einer jener Kollegen gewesen, die geglaubt hatten, daß Haitch nicht mehr in den Staaten - geschweige dann in New York sei.
    »Ja. Zumindest behauptet er es. Und er scheint recht zu haben.« Mr. High machte ein Pause, während er nachdenklich zum Fenster schaute. Dann fuhr er fort: »Haitch hat jetzt insgesamt fünf Morde begangen. Zweimal gebrauchte er dabei die Pistole. Dreimal benutzte er Handgranaten. Der letzte Mord trägt wieder deutlich die Handschrift dieses Verbrechers.«
    »Stell dir vor, Jerry, er hat Bingham in eine Liftkabine gestoßen und ihm eine abgezogene Eierhandgranate vor die Füße gelegt. Bingham muß das nicht gesehen… oder aus einem anderen Grund auf den Knopf des Lifts gedrückt haben. Jedenfalls war der Lift schon in Bewegung, als die Detonation erfolgte und Bingham getötet wurde.«
    »Ein teuflischer Plan, den nur ein Hirn, wie Haitch es besitzt, ausbrüten kann«, sagte Mr. High, und ich bemerkte, wie der Zug um den Mund
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