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0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

Titel: 0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
Autoren: Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
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Kisten!«
    Innerhalb einer Viertelstunde waren alle Kisten geöffnet. Sarah Veraldes schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Gerechter Himmel!«, rief sie aus. »Das müssen ja unzählige Ampullen sein! Meine Güte! Joseph, lauf hinüber zu Sergeant Macedy! Er soll sich das ansehen! Los, nun mach schon!«
    Fünf Minuten später stand Sergenat Macedy, der an diesem Abend dienstfrei hatte, im Zimmer und besah sich die Kartons mit den jeweils hundert Ampullen ebenso erstaunt wie zuvor das Ehepaar Veraldes. Kopfschüttelnd ließ er sich von den beiden die Geschichte erzählen, wie die Kisten in dieses Zimmer gekommen waren. Danach rief er das Revier an.
    Es war gegen acht Uhr abends, als Detective-Sergeant Clifton eintraf. Er besah sich die Kisten und ihren Inhalt und nickte nur.
    »Klar«, sagte er. »Können Sie sich denn nicht mehr erinnern? Vor zwölf bis vierzehn Monaten war es, als in der Arzneimittelfabrik drüben in Hoboken eingebrochen wurde. Die Meldung von dem riesigen Morphium-Diebstahl ging doch damals durch alle Zeitungen!«
    »Ich werde glatt verrückt«, behauptete Joseph-Veraldes.
    »Das würde einem bestimmt nicht auffallen«, sagte Sarah Veraldes verächtlich. »Wenn ich bedenke, dass ich heute Nacht mit richtigen Einbrechern unter einem Dach gehaust habe!«
    Clifton wirbelte auf dem Absatz herum.
    »Was haben Sie gesagt? Mit den Einbrechern unter einem Dach? Wie meinen Sie das?«
    Sarah Veraldes erklärte, dass sie doch diesem ganzen Schwindel nur auf die Spur gekommen seien, weil sie in der vergangenen Nacht Stimmen in diesem Zimmer gehört hätte.
    »Um wie viel Uhr war denn das?«, fragte Clifton.
    »Das erste Mal muss es gegen Mitternacht gewesen sein«, erwiderte Sarah. »Dann wurde es ruhig. Aber gegen fünf war noch einmal jemand in dem Zimmer!«
    Clifton dachte nach. Schemenhaft zeichnete sich in seinem Gehirn ein Plan ab…
    ***
    »Hallo, Mister Oddman«, sagte ich.
    Ich war in sein Lager gekommen, ohne dass er mich gehört hatte. Joey Oddman hatte vor seinem kleinen Schreibtisch gesessen, den Kopf in beide Hände gestützt, und vor sich hingestarrt. Er hatte ganz den Eindruck eines Mannes gemacht, dem die Sorgen über den Kopf gewachsen sind.
    Als ich ihn ansprach, fuhr er erschrocken zusammen, warf sich herum und atmete erleichtert aus, als er sah, dass ich es war, der vor ihm stand. Oddman hatte Angst, vor irgendetwas, aber er hatte eine hundsgemeine Angst, das stand fest. Ich kenne diese zerfurchten Gesichter, diese entsetzt aufgerissenen Augen, diese fahrigen Bewegungen der Hände, dieses unruhige Unherirren der Augen, dieses Jeden-Augenblick-Bereit-sein für die erwartete Katastrophe.
    »Hallo, G-man«, erwiderte Oddman gedehnt. »Hallo! Wie geht’s?«
    Ich gab ihm keine Antwort. Stattdessen steckte ich mir eine Zigarette an, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ. Hatte er sich anfangs halb aus seinem Drehstuhl erhoben, so ließ er sich jetzt zurückfallen und die Schultern hängen. Oddman war am Ende. Ein Anfänger in meinem Beruf hätte es sehen können. Aber was hatte ihn so viel Nerven gekostet?
    »Wollen Sie etwas Bestimmtes?«, fragte Oddman müde.
    Ich nickte schweigend.
    »Was denn?«, fragte er.
    Seine Stimme klang unsicher, und er gab sich vergebens Mühe, ihr einen sicheren Klang zu geben. Aber auch auf seine zweite Frage bekam er von mir keine Antwort. Ich konnte warten. Wenn er nervös war, musste ihn mein schweigendes Anstarren noch mehr reizen. Und wenn seine Nervenkraft am Ende war, genügte vielleicht diese Kleinigkeit, um ihn zusammenbrechen zu lassen.
    Er sah mich an, senkte aber gleich darauf den Blick und musterte seine Finger. Ruhelos, wie er war, glitt der Blick gleich darauf ziellos durch den Raum. Das Schweigen wurde dick, als ob man es greifen könnte. Es lastete auf uns beiden wie eine unsichtbare Bürde. Die Spannung, die es enthielt, verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde.
    Oddman sprang auf.
    »Ich halte es nicht mehr aus!«, krächzte er mit verzerrtem Gesicht. »G-man, ich halte es nicht mehr aus!«
    Er wollte zur Tür. Ich trat ihm in den Weg.
    »Oddman«, sagte ich leise, »das ist Ihre letzte Chance. Ich gebe Ihnen keine zweite. Packen Sie aus!«
    Er starrte mich an wie eine Erscheinung aus dem Jenseits. Dann schluckte er ein paar Mal krampfhaft und nickte.
    »Ja«, stieß er heiser hervor. »Ja. Ich packe aus. Ich hätte es sowieso nicht länger ausgehalten. Das lastet auf meiner Seele. Seit Tagen kriege ich die Augen nicht mehr zu…«
    Ich
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