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0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen

Titel: 0256 - Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
Autoren: Ein Mörder läßt sein Opfer grüßen
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umstellt! Ihr habe keine Chance! Streckt die Arme zum Himmel und kommt heraus! Aber langsam und einzeln!«
    Er bekam eine klare Antwort: Durch die offene Tür sirrte heiß und bösartig die Kugel aus einem Gewehr. Dass es ein Gewehr war, hörten wir deutlich an der Art des Knalls. Unwillkürlich packte ich meine Pistole fester.
    Hinter dem zerbrochenen Fenster neben mir regte sich etwas. Ich hörte ein leises Scharren und ein unterdrücktes Husten. Dann quietschten die Fensterflügel, als ihn jemand nach innen aufzog. Ich konnte mich nicht mehr um Snatford oder Phil kümmern.
    Ein paar Herzschläge vergingen in atemloser Spannung. Dann erschien die Gestalt eines noch verhältnismäßig jungen Mannes im Fenster. Er schien mich nicht zusehen, denn ich hatte mich eng an die Hauswand gedrückt.
    In dem Augenblick, als er heraussprang, erkannte ich ihn: Es war Gay Blue Ribbers, der 24jährige Bursche, der vor sechs Wochen bei dem Überfall auf den Goldtransport den Fahrer des Transportwagens mit einer Maschinenpistole niedergeschossen hatte.
    Ribbers flog weich und geräuschlos in die dicke Schneeschicht, die den Hof bedeckte. Geschmeidig wie eine Raubkatze federte er sofort aus den Knien wieder hoch - aber in diesem Augenblick war ich auch schon über ihm.
    Ich holte aus und schlug ihm den Lauf der Pistole auf sein rechtes Handgelenk, denn er hielt eine Tommy Gun in der Hand. Sein Gesicht verzog sich unter der Wirkung des Schmerzes, aber er gab nicht das leiseste Geräusch von sich. Nur die Maschinenpistole klatschte leise in den Schnee. Manchmal löst sich eine ganze Salve aus einer Tommy Gun, wenn sie durch einen Fall zu heftig erschüttert wird. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich die Waffe fallen sah, und es kam mir dreimal länger vor, als die Maschinenpistole wirklich brauchte, um aus der Hand des Mörders in den Schnee zu plumpsen. Aber sie blieb ruhig liegen und spuckte ihre tödliche Ladung nicht aus.
    Dafür hatte sich Ribbers mit einer unwahrscheinlichen Schnelligkeit gefangen. Seine Linke zuckte vor und traf mein rechtes Ellbogengelenk mit mörderischer Wucht.
    Ich sah, wie die Dienstpistole meinen sekundenlang kraftlosen Fingern entglitt und in den Schnee fiel. Während ich noch Zeit brauchte, um die Wirkung des lähmenden Schlages zu überwinden, fuhr Ribbers’ linke Hand zurück und riss ein Klappmesser aus der Jackentasche.
    Die Klinge schoss mit einem lauten Klicken aus dem Heft hervor. Es war eine jener, dünnen, langen, zweischneidigen Klingen, die so spitz sind, dass selbst ein Schwächling sie spielend handhaben kann.
    Aber diese Klinge wurde nicht von einem Schwächling geführt.
    Ribbers warf sein ganzes Körpergewicht und die Wucht eines weit ausholenden Schwungs in den Stoß, der auf meinen Magen zielte…
    ***
    Gay Blue Ribbers, wie er in Unterweltkreisen genannt wurde, holte mit dem Messer aus.
    Ich stand vor ihm und wollte mit dem rechten Arm abblocken, aber der Arm gehorchte mir nicht. Es war, als ob der rechte Arm überhaupt nicht zu meinem Körper gehörte. Ich sah, wie die Klinge des Messers blitzte, wie sich Ribbers halb herumwarf, um zuzustoßen.
    Ich riss den linken Arm hoch, aber es hätte nicht viel genützt, denn Ribbers hätte mich dann wahrscheinlich mit voller Wucht in die Schulter getroffen.
    Meine Rettung kam von einer anderen Seite. Schräg hinter mir krachte es plötzlich. Ich spürte, wie etwas Heißes scharf an meinem linken Ohr vorbeischoss. Ribbers schien einen Schlag von einer unsichtbaren Faust zu erhalten.
    Ribbers Arm sackte kraftlos herab. Die Finger öffneten sich. Das Messer fiel in den Schnee.
    Ich sah mich um.
    Lieutenant Snatford lehnte immer noch an der Wand neben der offenen Tür, von der Mündung seiner Pistole kräuselte sich ein dünnes Wölkchen von blauem Pulverdampf.
    Ich bückte mich und hob meine Dienstpistole auf. Messer und Tommy Gun stieß ich mit dem Fuß zur Seite, damit Ribbers sie nicht mehr erreichen konnte. Als ich mich dem verletzten Gangster wieder zuwenden wollte, traf mich ein Tritt von ihm gegen den linken Oberschenkel. Ich strauchelte und wurde gegen die Hauswand geschleudert.
    Gay Blue Ribbers, von einem Schulterstreckschuss schwer verwundet, gab nicht auf. Aus blutunterlaufenen Augen starrte er mich hasserfüllt an, als er mir hinterhersprang und mit der linken Faust ausholte.
    Ich setzte ihm die Mündung meiner Pistole in das Dreieck der Brustgrube und sagte laut: »Schlag zu, Ribbers!«
    Ganz langsam kam seine Faust herab.
    Ich
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