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0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

Titel: 0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eingestehen?
    Nicole huschte zur Tür. Da wurde Zamorra auch richtig wach. »He!« brüllte er. Nicole in ihrer Unkompliziertheit vergaß wieder einmal völlig, daß sie sich nicht mehr im Château Montagne befand, wo sie nach Herzenslust splitternackt herumlaufen konnte. Schon war sie draußen auf dem Korridor. Zamorra sprang auf, warf sich in den Frotteemantel und schnappte aufs Geratewohl nach einem von Nicoles Textilien, ohne näher hinzusehen. Dann spurtete er hinter ihr her.
    Er holte sie erst im Arbeitszimmer wieder ein. Sie hob bereits ab.
    Ein lauter Schrei drang aus dem Hörer, dann ein Knall und ein dumpfer Fall.
    »Was ist das?« keuchte Zamorra, streckte die Hand nach dem Hörer aus und warf Nicole den Fetzen zu. Mißmutig beäugte sie das Ding und zog es an.
    »Hallo?« rief Zamorra ins Telefon. »Hören Sie? Wer sind Sie, und wo sprechen Sie…?«
    Es war zwecklos. Die unbekannte Anruferin - es war die Stimme einer Frau gewesen - antwortete nicht mehr.
    Zamorra sah Nicole kurz an und stellte fest, daß sie ein viel zu kurzes T-Shirt trug. Kopfschüttelnd legte er auf und wählte neu. Er bekam die Fernsprechstelle in die Phase. »Wir sind soeben angerufen worden. Können Sie feststellen, woher der Anruf kam?«
    Das war für die Post Ihrer Majestät der Queen kein Problem.
    »Das ist ja gar nicht weit von hier!« staunte Zamorra. »Vielen Dank…«
    »Fahren wir hin?« fragte Nicole.
    Zamorra nickte. »Ich ahne Böses. Es kann Zufall sein, vielleicht hat uns aber auch jemand gezielt angerufen. Wir sind schließlich nicht völlig unbekannt… bloß, du solltest dir wirklich ein wenig mehr anziehen. Du siehst zwar unheimlich süß aus, aber wenn du so dem alten Möbius über den Weg läufst…«
    Der stand in der Tür!
    Er zog die Brauen hoch, musterte Nicole eindringlich und spielte dann Gentleman, indem er über ihr Aussehen hinwegsah. »Ihr solltet die Telefonglocke ein wenig leiser stellen«, empfahl er. »Das schallt ja durchs ganze Cottage, daß selbst die Toten aufstehen…«
    »Wird gemacht«, sagte Nicole.
    Möbius nickte ihr lächelnd zu und entfernte sich. Auf Korridorhälfte drehte er sich noch einmal um.
    »Zamorra, du solltest dein Scheckbuch zücken. Deine Freundin hat, wie mir scheint, nichts anzuziehen…«
    »Das ist ein Wort«, griff Nicole den Faden auf.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Was mag er sich nur gedacht haben?« Er zupfte an dem kurzen Hemdchen.
    Nicole zuckte mit den wohlgerundeten Schultern. »Nun, was soll er sich gedacht haben? Gefreut haben wird er sich wie jeder richtige Mann, daß er eine hübsche Frau sah… oder bist du etwa der Ansicht, ich wäre nicht hübsch? Dann kratze ich dir nämlich die Augen aus.«
    »Ganz im Gegenteil«, murmelte Zamorra. »Bloß, wir sollten die Erörterung auf später verschieben. Sonst kommen wir nämlich nicht mehr rechtzeitig an den Ort des Geschehens…«
    ***
    Schon von weitem sahen sie die Blaulichter, die durch die Nacht zuckten. Ein Polizeiwagen stand quer auf der Straße und sperrte sie ab. Dahinter erkannte Zamorra ein Löschfahrzeug, einen Sanitätswagen und eine Menge Feuerwehrmänner, die einen ausgeglühten Wagen umstanden.
    Nicole, die den silbermetalicschimmernden Jaguar fuhr, trat sanft auf die Bremse. Die schwere Limousine kam kurz vor dem Polizeiwagen zum Stehen. Ein Uniformierter schlenderte heran.
    »Sie können im Augenblick nicht weiter«, erklärte er. »Bitte, gedulden Sie sich noch einige Minuten.«
    »Ich schätze, wir sind ohnehin am Ziel«, sagte Zamorra. »Was ist hier geschehen?«
    »Nichts besonderes«, sagte der Bobby. »Wir sind gleich fertig. Bitte, Sir…«
    Zamorra lächelte. Englisch gehörte zu den Sprachen, die er akzentfrei beherrschte, und der Bobby hielt ihn offenbar für einen Einheimischen. Der Parapsychologe stieg aus. »Fahr den Wagen bitte zur Seite, Nici«, sagte er und sah zu dem ausgebrannten Wrack hinüber. In der Nähe stand eine Telefonzelle, deren Scheiben zertrümmert waren. Sanitäter und ein Arzt kümmerten sich um eine Frau, die neben der Sprechzelle lag.
    »Das ist es«, murmelte Zamorra. »Sie muß mich angerufen haben…«
    Der Bobby hob die Brauen. »Bitte, Sir?«
    Aber Zamorra setzte sich schon in Bewegung. Er eilte auf die Absperrung zu. Der Bobby setzte ihm nach. »Warten Sie, Sir! Sie…«
    Er wollte Zamorra am Oberarm zurückhalten.
    Der Parapsychologe wandte sich um.
    »Ich muß zu jener Frau«, sagte er entschieden.
    »Sind Sie Arzt?«
    Zamorra schüttelte den Kopf,
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