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0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

Titel: 0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mußte Laury leise lachen.
    Aber das Lachen verging ihr, als sie einen Stoß in den Rücken erhielt. Sie fuhr herum und sah die Zimmertür, die klackend ins Schloß fiel!
    »Verflixt, das kann aber kein Zugwind mehr sein!« schrie sie. »Steve, die Fenster! Die Fenster sind zu! Hier ist jemand!«
    Er sprang die Tür an, stieß sie wieder auf.
    Im gleichen Moment gab der Boden unter ihm nach.
    Der Teppich rutschte! Riß ihm die Füße weg! Steve stürzte, suchte Halt, fand ihn halbwegs an Laury und riß sie mit sich zu Boden. Etwas glitt wie ein Windhauch über sie beide hinweg.
    Irgendwo kicherte jemand trocken.
    »Hier ist jemand!« schrie Laury schrill.
    »Zeig dich, Kerl!« brüllte Steve und versuchte wieder auf die Beine zu kommen.
    Ein riesiger Schatten fiel über die beiden Fenster. Stockdunkel wurde es, und im gleichen Moment flammte vor ihnen Licht auf, grell wie eine Magnesiumfackel! Licht, das heranflog wie ein Düsenjet, Licht, das schmerzte und das brüllte! Oder brüllte Steve?
    »Steve?« schrie Laury. »Steve, wo bist du?«
    Steve antwortete ihr nicht mehr. Sie konnte ihn auch nicht mehr sehen. Das grelle Licht brannte in ihren Augen, und sie glaubte erblinden zu müssen. Die Tränen schossen aus den Drüsen. Unerträglich war der Schmerz und mit vor die Augen gepreßten Händen rutschte sie auf den Knien vorwärts.
    Dröhnendes Lachen ersetzte das Brüllen!
    Laury sprang hoch, taumelte, stieß gegen eine Wand. »Steve!« kreischte sie. »Wo bist du? Hilfe…«
    Geisterfinger strichen durch ihr Gesicht, über ihr Haar. Sie schrie und weinte, und der Schmerz tobte immer noch in ihren Augen. Sie wußte kaum noch, wohin sie sich bewegte.
    Dann verstummten die Geräusche hinter ihr - bis auf eines.
    Ein ganz kurzes, trockenes Knacken und ein dumpfer Fall.
    Blind vor Angst und Schmerz prallte sie gegen eine Tür. Das Portal nach draußen! Sie rüttelte daran, bekam es nicht auf.
    Sie fuhr herum.
    Die Stille dauerte an.
    »Steve!« keuchte sie. »Melde dich!«
    Steve antwortete nicht. Da ahnte sie, daß er es nicht mehr konnte.
    Es war ein Fehler gewesen, dieses Haus zu betreten. Die völlige Leere, das Fehlen jeglichen Lebens, hätte sie warnen sollen. Ein unseliger Geist hauste hier, ein Killer! Eine tödliche Gefahr. Und jetzt war es zu spät.
    Hatte sie nicht vor ein paar Minuten noch geglaubt, Spuk und Gespenster gäbe es nicht?
    Jetzt klang das Schleifen auf. Leise, schleifende Schritte über dem Teppich, die näher kamen! Glühte da nicht etwas auf und bewies ihr, daß sie wieder halbwegs sehen konnte?
    Besaß das Glühen nicht annähernd menschliche Gestalt?
    Sie schrie und rüttelte an der Tür, die sich nicht rührte. Ein unheimlicher Zauber versperrte sie!
    Das kleine Kreuz, das am Silberkettchen um ihren Hals hing! Vielleicht half das!
    Sie war nie sonderlich gläubig gewesen, aber in diesem Augenblick der Verzweiflung klammerte sie sich an den winzigsten Hoffnungsfunken.
    Das Glühen und die schleifenden Schritte eines Wesens, das niemals menschlich gewesen war, kamen immer näher. Unaufhaltsam und bedrohlich wie eine Maschine. Ein Mähdrescher, und Laury fühlte sich wie das Kitz im Kornfeld, das nicht mehr fliehen kann! Es war wie ein Alptraum.
    Sie schrie, riß sich das kleine Kreuz vom Hals und preßte es gegen die Tür!
    Blitze zuckten! Krachend flog das Portal auf! In Laurys Hand wurde das Kreuz blitzschnell glühendheiß, verletzte sie durch eine Brandwunde und schmolz einfach!
    Sie taumelte nach draußen!
    Wieder das leise, höhnische Kichern!
    »Steve! Komm schnell! Nach draußen!« kreischte sie.
    Da stand der Wagen.
    Da waren plötzlich die Statuen von den Marmorsockeln! Die kleinen gehörnten Figuren!
    Sie stiegen von ihren Sockeln! Sie bewegten sich! Sie lebten!
    Laury fragte nicht mehr, wie so etwas möglich war. Sie nahm es einfach hin. Und sie wußte, daß sie so schnell sein mußte wie nie zuvor. Steve lebte bestimmt nicht mehr. Ihm konnte niemand mehr helfen.
    Sie riß die Wagentür auf.
    Schnellte sich hinter das Lenkrad. Der Zündschlüssel steckte. Drehen! Der Anlasser mahlte. Der Motor wimmerte, sprang nicht an.
    Wieder versuchte sie es. Die Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht. Ihre Augen waren unnatürlich geweitet.
    Die kleinen lebenden Statuen standen auf der Straße, die durch das Heckentor fort von hier führten. Sie breiteten die Arme aus, berührten sich an den Händen und bildeten eine breite Schranke. Eine undurchdringliche Sperre. Sie brauchten gar nicht auf den
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