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0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen

Titel: 0255 - Als die Pflanzen Rache nahmen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verblüfften Blick.
    Zamorras Fingerspitzen berührten die Schläfen Laury Garricks.
    »Du bist ganz ruhig«, murmelte er monoton. »Du bist ganz ruhig. Du bist in Sicherheit. Niemand bedroht dich mehr. Der dich überfiel, ist nicht mehr. Wer war es?«
    »Wer… fragt…?« wiederholte sie.
    Zamorra schluckte. Es war das erste Mal, daß er bei einer Hypnose steckenblieb, nicht weiterkam. Nie zuvor war eine Person so aus der Kontrolle gegangen.
    »Es fragt der, der dir hilft«, sagte er leise.
    »Das Haus!« stieß sie schrill hervor. »Etwas Böses lauert darin! Die Figuren! Ich…«
    Sie sank wieder zurück.
    »Welches Haus? Dir kann nichts mehr geschehen. Ich helfe. Welches Haus? Sage es mir.«
    »Helft mir doch… Steve… wo ist Steve… er muß tot sein! Es hat ihn umgebracht! Das Haus…«
    Zamorra löste ihre Trance. Er begriff, daß er nicht weiterkam. Der Schock eines unvorstellbaren Erlebnisses mußte selbst ihr Unterbewußtsein blockiert haben. Selbst in diesem Bereich vermochte sie keine klaren Antworten zu geben.
    Zamorra nickte Spencer zu. »Haben Sie eine Ahnung, welches Haus gemeint sein könnte?«
    Der Leutnant zuckte mit den Schultern. »Totes Haus, Figuren, wachsende Bäume… ich kann mir nichts darunter vorstellen. Absolut nichts. Es gibt hier kein toten Häuser, keine, die leerstehen, was vermutlich gemeint ist.«
    Der Arzt murmelte etwas Unverständliches.
    »Die Frau hat etwas so Furchtbares erlebt, daß selbst ihr Unterbewußtsein nicht mehr mitspielte«, sagte Zamorra. Er nickte dem Arzt zu. »Versuchen Sie ihr zu helfen. Ihr Körper ist unversehrt, aber ihr Seele hat gelitten.«
    »Und da müssen Sie Scharlatan auch noch drin herumpfuschen«, knurrte der Arzt grimmig. Zamorra verließ das Krankenzimmer. Spencer folgte ihm.
    »Warum wachsen die Bäume?« wiederholte Zamorra leise die Frage der Hypnotisierten. »Seltsam… Bäume haben es so an sich, daß sie wachsen…«
    Nicole, die draußen auf dem Flur gewartet hatte, hob die Brauen. Sie hatte den Vorteil, unvoreingenommen an die Sache herangehen zu können.
    »Vielleicht Bäume, die schneller wachsen als andere?«
    Zamorra schnippte mit den Fingern.
    »Könnte sein«, sagte er überrascht.
    Spencer schüttelte den Kopf. »Sind Sie sicher, daß Sie genau wissen, worüber Sie reden?« fragte er.
    Zamorra nickte. »Natürlich«, sagte er. »Aber das sind Dinge, die nicht mit normaler Logik zu erklären sind.«
    Sie schlenderten über den Flur zum Lift. Spencer drückte auf die Ruftaste.
    »Von wo kann Laury Garrick gekommen sein?« fragte er überlegend.
    »Wenn der Wagen sich nicht ein paarmal gedreht hat, von außerhalb. Also nicht aus dem Dorf, sondern ins Dorf hinein.«
    »Beim Drehen müßte es Brems- und Schleuderspuren geben«, sagte Zamorra.
    »Keine vorhanden«, sagte Spencer, der sich sehr genau umgesehen hatte. »Sie ist wohl hier und dagegen geprallt, aber nicht geschleudert.«
    Zamorra schnipste mit den Fingern.
    »Sie haben doch bestimmt eine gute Karte der Umgebung«, sagte er. »Wir sollten einmal auf der Karte nachschauen, ob irgendwo an der Straße ein Haus steht, von dem die Rede sein könnte. Vielleicht ein Spukhaus, von dem nur die Einheimischen noch wissen…«
    »Ich bin Einheimischer«, sagte Spencer trocken. »Und ich versichere Ihnen, daß in dieser Gegend hinter jedem Strauch ein Geist wohnt, wenn man allen Erzählungen glauben will. Aber besonders hervorgetan hat sich eigentlich noch kein Haus hier… zumindest nicht in der letzten Zeit. Einzige Ausnahme dürfte Pembroke Castle sein.«
    Zamorra lächelte. »Das Gespenster-Asyl. Es hat sich also schon herumgesprochen.«
    »So etwas spricht sich sehr schnell herum. Sie wissen um Pembroke Castle?«
    »Sir Archibald ist mein Freund«, gestand Zamorra.
    »Schön«, sagte Spencer. »Für Sie. Fahren wir in mein Büro und schauen uns mal die Karte genau an.«
    ***
    Die Uhr zeigte die vierte Morgenstunde an, als Spencer die Karte auf seinem Schreibtisch ausbreitete. Sie hatten bis hinunter nach Lyme Regis fahren müssen, wo der etwas größere Polizeiposten war, zu dem Spencer gehörte; die Kollegen aus Dorchester hatten sich vor ein paar Stunden, als der Anruf wegen des brennenden Wagens kam, großzügig für nicht zuständig erklärt. Das wurmte Spencer ein wenig, aber irgendwie mußte er seine Nachtschicht ja ohnehin herumkriegen.
    Zamorra entsann sich, daß Lyme Regis einen kleinen Hafen besaß, in dem notfalls auch die ULYSSES vor Anker gehen konnte, die große
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