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0254 - Die Geistersonne

Titel: 0254 - Die Geistersonne
Autoren: Unbekannt
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der gleichen Zeit, in der der Mausbiber Verstärkung holte, hätte er die befreiten Gefangenen zur Werft bringen können - wenn das in seiner Macht gelegen hätte. Einige Versuche waren dem Mausbiber beinahe zum Verhängnis geworden. Sein Geist hatte die Teleportation bewerkstelligt wie immer, sein Körper aber war nicht mitgekommen. Schuld daran trugen die Befreiten. Von den Kontaktalgen an und in ihnen ging ein fünfdimensionaler Einfluß aus, der ihnen den Überraum versperrte. Bei jedem dieser Teleportationsversuche hatte der Mausbiber für einige Minuten das Bewußtsein verloren.
    Seitdem war der kleine Kerl ziemlich still geworden und verzichtete auf die üblichen Prahlereien. Dennoch wußte jeder, daß die ganze Aktion ohne Gucky niemals möglich gewesen wäre.
    Baar Lun stockte, als der Boden jählings eben wurde und sich der Treppengang zu einer gewaltigen Pflanzenhalle weitete.
    Er hob den Arm.
    Hinter ihm hielt die Kolonne an.
    Aus einem Luftwirbel schälte sich Gucky, der Mausbiber.
    „Was ist los, Baar? Ich dachte, wir würden angegriffen, aber ..."
    Der Modul deutete in die Halle. Sie war annähernd kreisrund und mochte etwa zweihundert Meter durchmessen. Die Höhe betrug ungefähr dreißig Meter.
    „Wenn ich ein Bota wäre, würde ich dort eine Falle aufbauen, eine Falle mit allen Raffinessen, Gucky - denn ich hätte ja seit Stunden gewußt, wo der Weg der Flüchtlinge entlang geht!"
    Der Mausbiber zeigte zum erstenmal nach vielen Stunden wieder seinen Nagezahn. Die gute Laune kehrte schlagartig zu ihm zurück.
    „Und wenn ihr mich nicht hättet, würdet ihr prompt in die Falle laufen - wenn es eine Falle gäbe, Bleichgesicht!"
    Baar Lun wölbte die dünnen Brauen.
    Gucky kicherte.
    „Ich sage ja immer, du hast ein Gedächtnis wie ein Sieb. Weißt du nicht mehr, daß ich Telepath bin?
    Zwar vermag ich die Gedankeninhalte der Botas nicht zu verstehen, doch ich kann sie jederzeit aufspüren."
    „Ich beginne zu ahnen, was du sagen willst. Die Umgebung der Höhle ist frei von Botas, nicht wahr? Das wäre allerdings noch verdächtiger."
    „Du solltest nicht versuchen, meine Gedanken zu erraten, wenn du kein Telepath bist!" entrüstete sich der Mausbiber. „Die unmittelbare Umgebung der Pflanzenhalle ist frei, das stimmt. Aber auf der gegenüberliegenden Seite führt die Treppe weiter - und von dort, noch etwa einen Kilometer entfernt, nähert sich ein Trupp von mindestens hundert Botas."
    Baar Luns Gesicht verfinsterte sich.
    „Das klingt zu positiv, um mir zu gefallen. Warum sind die Ungeheuer noch nicht hier? Zeit genug dazu hatten sie."
    „Ach, was!" Gucky winkte großzügig ab. „Zu positiv, daß ich nicht lache! Wir müssen unseren Vorteil nutzen. Wenn wir die Halle besetzen, können wir uns besser gegen die Botas verteidigen, als wenn wir weit auseinandergezogen auf der Treppe stünden."
    „Das sehe ich ein. Aber gerade deshalb gefällt es mir nicht", murmelte der Modul. „Kannst du wirklich die Gedanken der Botas nicht lesen?"
    „Nein! Warum auch? Ich weiß, daß wir uns in der Halle verschanzen können, bevor sie heran sind. Das genügt."
    Baar Lun zuckte die Schultern. Dann gab er die entsprechenden Befehle über seinen Techniker-Funkhelm an die Kämpfer von der Werft. Der Mausbiber verschwand erneut und sorgte dafür, daß Luns Anordnungen so schnell wie möglich befolgt wurden.
    Die Befreiten wurden an möglichst geschützten Stellen untergebracht. Die Paddler dagegen postierten sich zum größten Teil an der Seite der Halle, von der der Angriff erwartet wurde. Icho Tolot sicherte ganz allein den Eingang, durch den man gekommen war.
    Baar Lun und Gucky führten jeweils einen Trupp der Eingreifreserve, die überall dort einspringen mußte, wo die Lage bedrohlich wurde.
    „So!" knurrte der Mausbiber befriedigt. „Es kann losgehen!"
    Und es ging los - nur ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatten.
    Zuerst war es ihnen, als würden sie plötzlich schwerelos und begännen gleich Ballons in die Luft aufzusteigen. Doch sehr schnell erkannten sie den wahren Sachverhalt.
    Der gesamte Hallenboden fiel wie ein Fahrstuhlkorb senkrecht nach unten.
    Die Flüchtlinge waren wie gelähmt vor Schreck. Mit allem hatten sie gerechnet, nur damit nicht.
    „Hinlegen!" überschrie Tolot die aufgeregten Stimmen der Paddler.
    Baar Lun warf sich zu Boden.
    Im nächsten Augenblick wurde er niedergepreßt. Äste und Zweige krachten und prasselten. Dann gab es einen Ruck, der ihm den Atem nahm.
    Nacht
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