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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits
Autoren: Larry Brent
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Fingerring war gefunden worden. Es war der kostbare Ring, den
Edward Baynes niemals ablegte.
    Der Spurensuchdienst, der angefordert worden war, arbeitete auf Hochtouren.
    Handelte es sich um einen Unfall oder lag ein Verbrechen vor? Man musste
alles in Betracht ziehen. Edward Baynes war ein Mann, der im öffentlichen Leben
stand, der durch seine Millionen und durch sein nicht alltägliches Schicksal
bekannt geworden war.
    Obwohl alles wie ein Unfall aussah, interessierte sich doch auch die
Mordkommission für den Fall.
    Nicole Mercier unterschrieb in Dover bei Captain Hawkins das Protokoll, das
man von ihren Aussagen angefertigt hatte.
    Der Captain legte das Blatt in seine Schreibtischschublade zurück und
schenkte Nicole Mercier einen Whisky ein.
    »Trinken Sie das«, meinte er. »Das wird Ihnen guttun.« Er selbst zündete
sich seine erloschene Havanna frisch an. Captain Hawkins war ein
verhältnismäßig junger Mann, aber er sah älter aus. Der Eindruck wurde
verstärkt durch den blauschwarzen Bartschatten, der auf seinem Gesicht lag. Es
war vier Uhr morgens. Man hatte ihn aus dem Bett geholt, und es war keine Zeit
für eine Rasur gewesen.
    Nachdenklich betrachtete er die junge, niedergeschlagene Französin, sah ihr
bleiches, verweintes Gesicht und ahnte, was in ihr vorging.
    »Wie werden es seine beiden Töchter aufnehmen?« fragte er mit dumpfer
Stimme. Er kannte die Familienverhältnisse von Edward Baynes sehr gut.
    Schließlich war der Aktionär ein Sohn dieser Stadt gewesen. Captain Hawkins
schüttelte den Kopf. »Ich wollte nie daran glauben«, sagte er, und seine Stimme
wurde zu einem Flüstern. Mit glanzlosen Augen blickte er auf die Französin.
»Die Sache mit dem Landhaus, mit Lord Callaghan – muss doch etwas auf sich
haben. Es heißt, dass jeder, der dieses Grundstück besitzt, vom Unglück
verfolgt wird. Es muss mit der unheimlichen Treppe zu tun haben, die es dort
gibt, die Treppe, der man Unheil und Tod zuschreibt! Das schwarze Kreuz auf der
vierzehnten Stufe scheint unsichtbar über all denen zu schweben, die einmal
dort waren, die einmal mit diesem Kreuz in Berührung kamen.«
    Nicole Mercier hob langsam den Kopf. Sie erschauerte, als sie den Blick von
Captain Hawkins spürte.
    Seine Augen waren weit entrückt auf einen fernen, imaginären Punkt des
Raumes gerichtet. Mit veränderter, dumpfer Stimme fuhr er fort: »Auch ich war
einmal dort, bei jenem unheilvollen Kreuz. Durch meinen Beruf kam ich mit den
Dingen in Berührung. Außer dem Tod des kleinen Jungen, außer dem rätselhaften,
schrecklichen Unfall von Eve Baynes vor drei Jahren – gibt es eine Anzahl von
Ereignissen, die die Öffentlichkeit nicht kennt! Da ist der Fall einer
Journalistin, die ins Meer stürzte, als sie einen Bericht über die vierzehnte
Stufe schreiben wollte, zwei Schüler verschwanden auf dem Anwesen von Edward
Baynes spurlos. Bis heute ist ihr Verschwinden nicht aufgeklärt. Edward Baynes
behauptete immer, dass während der Zeit, in der er mit seinen Kindern dort
lebte, außer dem Vorfall mit Eve Baynes nichts geschah. Wir hatten ihn aber
immer in Verdacht, dass er etwas verschwieg, dass er etwas wusste. Lord
Callaghan scheint sogar schriftliche Unterlagen in seinem Haus am Meer
hinterlassen zu haben. Edward Baynes besaß diese Unterlagen, daran gibt es für
uns keinen Zweifel. Doch er kann darüber niemandem mehr berichten, er ist tot!
Starb er deshalb? Kannte er das Geheimnis der Stufe?« Er zuckte die Achseln und
zog an seiner Havanna. Aber sie war bereits wieder erloschen. »Wir tappen noch
immer im Dunkeln. Der Schleier des Geheimnisses scheint sich nicht zu lüften.«
    Nicole Mercier blickte ihn an. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte.
    Captain Hawkins nickte. »Ja, auch ich habe Angst. Sie haben es richtig
erkannt. Ich jage einem Phantom nach und suche nach Aufklärung – das bringt
mein Beruf so mit sich. Wenn sich das erfüllt, was man allgemein über das
Geheimnis weiß, dann müsste auch ich ein Opfer unsichtbarer Mächte werden! Ich
habe das Kreuz auf der vierzehnten Stufe mit meinen Füßen berührt!«
    Nicole Mercier schluckte. »Ich auch«, sagte sie tonlos. »Vor drei Jahren,
als der Unfall mit Eve passierte!«
     
     

2. Kapitel
 
 
     
    Sie saß am Fenster. Der Himmel war blau, wolkenlos. Es war ein schöner, ein
sonniger Tag.
    Aber sie sah diesen klaren Himmel nicht, und sie fühlte die Wärme nicht,
die die Sonnenstrahlen durch das Fenster trugen.
    Ihr Körper schien ein einziger Eisklumpen
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