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025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

Titel: 025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus
Autoren: Dämonenkiller
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durch, die ihm die Dämonen zugedacht hatten, auch wenn sie glaubten, Apillion sei der Autor des Stücks.
    Odrigue rannte nur noch mit seiner überdimensionalen Kindermaske herum, gab unaufhörlich Zoten von sich und begleitete sich auf der Laute. Apillion trank nichts mehr. Das machte ihn noch unausstehlicher. Als er sah, wie Isolde am hellen Tag Speyer in den Wald locken wollte, stürzte er sich auf sie und prügelte sie windelweich. Speyer wäre ihr zu Hilfe gekommen, doch die anderen Männer hielten ihn fest und zwangen ihn, zuzusehen.
    Mit Zenta war nicht mehr zu reden. Sie arbeitete an der Maske für Calira. Kordula wurde von Faust mit der Fertigung von Athasars Maske beauftragt, Ada machte die Maske für Bethiar. Alle drei Frauen gingen in ihrer Arbeit förmlich auf. Sie aßen und schliefen nicht und hatten sich von den anderen vollkommen abgesondert.
    Die Dorfbewohner kamen nicht mehr zu ihrem Lager. Sie vergnügten sich untereinander, und in den letzten beiden Nächten kamen sie nicht mehr zur Ruhe. Das lärmende Treiben in Haßfurt dauerte immer bis zum Morgengrauen und dann auch am Tage weiter. Speyer beobachtete aus der Ferne, wie die Dorfbewohner Tiere auf grausame Art schlachteten, wie sie in ihrem Blut badeten und sich in die frisch abgezogenen Tierhäute kleideten. Auf dem Hauptplatz brannten große Feuer.
    Aber auch die Komödianten dachten nicht mehr an Schlaf. Sie waren ganz auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert und von einer Unrast erfüllt, die sie nie zur Ruhe kommen ließ.
    Dr. Faust, unter dessen Anleitung die Masken für die Dämonen-Drillinge angefertigt wurden, war zwar in das Lager der Komödianten gezogen und schlief – falls er überhaupt ein Auge zubekam – in der Kutsche des Erzbischofs, aber er ließ sich nur selten blicken. Die meiste Zeit durchstreifte er die Wälder und war unauffindbar. Speyer konnte sich überhaupt nicht mit ihm über die kommenden Ereignisse unterhalten. Wenn Faust auftauchte, gab er nur den Maskenbildnerinnen Anweisungen und brachte Kräuter, Knochen von seltenen Tieren und anderes Zeug mit, das er miteinander kochte oder zerstampfte, um daraus einen klebrigen Brei zu machen. Dieser Klebstoff war eine wichtige Zutat für die Masken, wie er selbst sagte. Er diente nicht nur dazu, die einzelnen Teile zusammenzuhalten, sondern er sollte darüber hinaus auch noch eine besondere Wirkung ausüben.
    Faust war im großen und ganzen mit der Arbeit der Mädchen zufrieden. Nur manchmal schlug er eine Änderung vor, meinte, daß zu viel Ton verwendet worden wäre und statt dessen besser Stoff aus den Kleidern eines Gehenkten genommen werden solle. Er brachte Stroh und Eichenhölzer, die ebenfalls in die Masken eingearbeitet werden mußten.
    Als der letzte Tag seinem Ende zuging, und der Doktor schon Stunden dem Lager ferngeblieben war, machte sich Speyer auf die Suche nach ihm. Er fand Faust an einem Bach sitzend und müßig das dahinströmende Wasser beobachtend und setzte sich neben ihn.
    »Ihr seid von einer begnadeten Ruhe«, warf er dem Magier vor. »Während ich vor Erregung zittere, mir den Kopf darüber zerbreche, was im entscheidenden Augenblick zu tun ist und vor Sorge um Euch halb verrückt werde, sitzt Ihr hier und beobachtet müßig die Natur. Seid Ihr denn so siegessicher?«
    »Keineswegs«, erwiderte Faust, ohne den Blick vom strömenden Wasser zu lassen. »Es ist ungerecht von Euch, mir Müßiggang vorzuwerfen. Ich arbeite auf meine Weise. Der Schöpfer hat auch keine Axt, nicht Hammer und Nägel gebraucht, als er die Welt erschuf.«
    »Versündigt Euch nicht, Dr. Faustus!« ermahnte ihn Speyer. »Wie könnt Ihr Euch mit Gott vergleichen?«
    »Ich wollte Euch nur an diesem Beispiel zeigen, daß man auf vielerlei Art tätig sein kann. Ich suche, Speyer. Ich suche … Da! O Ihr seid ein Glücksbringer! Ihr müßt ein Sonntagskind sein! Seit Tagen sitze ich nun schon hier und warte darauf, daß mir die Strömung etwas zutreibt.«
    »Was denn?« fragte Speyer verblüfft.
    Faust war aufgesprungen und watete ungeachtet der Kälte in den Bach. Als er bis zum Rande seiner Stulpenstiefel im kalten Wasser stand, bückte er sich und holte etwas vom Grund herauf.
    Speyer war enttäuscht, als er sah, was er herausgefischt hatte. »Ein gewöhnlicher Stein. Was wollt Ihr denn damit?«
    »Kein gewöhnlicher Stein, Speyer. Da! Seht ihn Euch einmal genau an!«
    Der Kiesel war ein ziemlich großer Brocken, und das Absonderliche an ihm war, daß er ein großes Loch in
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