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0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

Titel: 0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
Autoren: Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
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sie vorher eine Besprechung hatte. Wenn alte Frauen sich mit ihrem Anwalt besprechen, dann geht es meistens um ihr Testament. Und damit kommen wir zum springenden Punkt. Es ist wohl kaum möglich, das jemand in das Haus eingedrungen ist, ohne dass das bemerkt wurde.«
    »Darüber müssen Sie den Diener fragen, und an Ihrer Stelle würde ich das sofort tun«, meinte Phil.
    Der Lieutenant winkte dem Sergeanten Green, der mit dem ältlichen Diener zurückkam.
    »Wo hielten Sie sich heute Abend zwischen halb neun und zehn Uhr auf?«, fragte er.
    »Das kann ich Ihnen genau sagen. Um halb neun zog sich Mrs. Armstrong in ihr Zimmer zurück, ließ sich von mir das übliche Glas Porter bringen und ordnete an, dass die anderen ihre Drinks bekämen. Mr. Briggs ein Glas Rotwein, und der Rest je eine Flasche Cola.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein. Mrs. Armstrong sah darauf, dass niemand, mit Ausnahme Mr. Briggs, Alkohol trank. Cola sei billiger, meinte sie.«
    »Und dann?«
    »Dann ging ich in die Küche und wartete, falls Mrs. Armstrong noch irgendwelche Wünsche habe. Ich kam erst wieder herauf, als Esther schrie.«
    »Wie lange sind Sie schon hier im Haus?«
    Der Diener überlegte.
    »Ich war schon hier, als Mr. Armstrong noch lebte, das war vor vierzehn Jahren. Davor war ich schon fünfzehn Jahre bei ihm im Dienst.«
    »Das sind also insgesamt neunundzwanzig Jahre.«
    »Ja, ungefähr.«
    »Dann müssen Sie ja die Familienmitglieder sehr genau kennen.«
    »Das tue ich wohl.«
    »Und wie heißen Sie?«
    »Louis Blith.«
    Ich hatte den Eindruck, als ob er vor den Nachnamen einen Augenblick gezögert hatte, und merkte mir das.
    »Haben Sie irgendeinen Verdacht?«
    »Nicht im Geringsten. Ich könnte mir nicht denken, welchen Grund jemand gehabt haben sollte, die alte Frau umzubringen.«
    »Obwohl sie ein strenges Regiment führte.«
    »Das war wohl nötig«, meinte er und knackte mit den Gelenken seiner Finger.
    »Nun gut, darüber unterhalten wir uns noch«, sagte der Lieutenant. »Gehen Sie jetzt in die Küche und warten Sie, bis Sie wieder gerufen werden. Wo ist das andere Personal?«
    »Weiteres Personal gibt es nicht.«
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie allein das ganze Haus versorgen.«
    »Nein. Meine Aufgabe war es, Mrs. Armstrongs Zimmer, das gegenüberliegende Wohnzimmer, die Diele und den Garten in Ordnung zu halten. Den Rest besorgte Mrs. Hazel Armstrong, wobei ihr Esther gelegentlich half.«
    »Auch die Küche?«
    »Ja, auch die Küche. Mrs. Judith Armstrong machte jeden Tag einen genauen Küchenzettel und gab ihrer Schwiegertochter das Geld zum Einkäufen. Die brachte dann Mrs. Hazel die Sachen. Diese kochte.«
    »Herrliche Zustände müssen das gewesen sein«, meinte der Lieutenant, aber der Diener machte ein steinernes Gesicht und tat so, als habe er nichts gehört.
    Er ging, und Crosswing ließ den Anwalt holen.
    »Welcher Art war die Besprechung, die Sie heute Abend mit der Ermordeten hatten?«, fragte er.
    »Ich bedauere, Ihnen darüber keine Auskunft geben zu können. Meine Schweigepflicht verbietet mir das«, war die würdige Antwort.
    »Soll das heißen, dass Sie mir in einem Mordfall Ihre Unterstützung verweigern?«
    »Ich sehe nicht ein, was meine Auskunft zur Aufklärung beitragen könne«, wehrte sich Briggs.
    »Das wird sich noch herausstellen«, sagte der Lieutenant und drehte dem Anwalt den Rücken zu.
    Ich hatte längst begriffen, das wir es mit einem besonders sturen Menschen zu tun hatten. Formell war der Mann im Recht, wenigstens bis morgen früh. Dann würde ihm der Lieutenant einen Gerichtsbeschluss präsentieren, und Briggs 8 würde reden müssen. Vorläufig fühlte er sich als Sieger und fragte schnippisch: »Kann ich jetzt gehen?«
    »Durchaus nicht«, sagte Lieutenant Crosswing. »Sie waren zur Tatzeit genauso im Haus wie die anderen. Also sind auch Sie verdächtig, solange Sie mir kein eisenhartes Alibi bringen.«
    Zuerst war Mr. Briggs verblüfft, dann wütete er. Er drohte mit Beschwerden beim Senat, beim Stadtrat, beim High Commissioner und sogar beim Gouverneur. Lieutenant Crosswing ließ ihn toben.
    »Sergeant, bringen Sie Mr. Briggs zu den übrigen Herrschaften und bleiben Sie dort, damit nicht etwa Absprachen über die Aussagen getroffen werden.«
    Jetzt musste der Anwalt sich geschlagen geben, und er tat es mit Würde.
    ***
    Als nächstes bestellte der Lieutenant Dr. Shilling.
    »Es tut mir leid, Doktor, dass ich Sie zurückbehalten musste, aber ich lege besonderen Wert
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