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0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar

0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar

Titel: 0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
Autoren: Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
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möchte ich Ihnen dringend empfehlen, sich mit keiner derartigen Gestalt abzugeben. Salvatore Piscaro wirkt ebenso tödlich wie früher Giuletto.«
    Roy zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Du kannst mir viel erzählen. Dann fragte er: »Was wollen Sie nun eigentlich? Sie selbst haben nicht die Absicht, sich um eine Rolle zu bewerben. Sie erzählen mir, dass auch Salvatore Piscaro sich nicht darauf einlassen würde, was ich übrigens bezweifele. Um was handelt es sich nun eigentlich?«
    »Ich möchte, dass Sie ein Mädchen namens Gina Loreno, die gewaltig scharf auf die Rolle der Maria Amalita ist, empfangen und von ihr ein paar Probeaufnahmen machen. Gleichgültig, ob sie für die Rolle geeignet ist oder nicht. Mir geht es dabei nicht um Ihren Film, sondern um den Mörder Caminos. Giulettos Gang soll ebenfalls dabei auffliegen.«
    »Ist die Kleine hübsch?«, fragte Roy.
    »Bildhübsch!«
    »Dann bringen Sie sie mir. Ich werde sie ansehen.«
    »Das war der Zeck der Übung, darum bin ich hierhergekommen. Das ist aber noch nicht alles. Auch dann, wenn Sie Gina nicht gebrauchen können, so bitte ich Sie, ihr das nicht zu sagen, sondern sie mit freundlichen Worten hinzuhalten. Wenigstens solange, bis ich das von ihr erfahren habe, was ich erfahren will.«
    »Und was wollen Sie erfahren?«
    »Wie es jetzt um Giulettos Gang steht, wie stark sie ist, und wer Camino ermordet hat. Außerdem: wer es für nötig befunden hat, Mister Looke und Sie selbst zu bedrohen.«
    »Interessant, sehr interessant«, meinte Mister Roy und stützte sein Kinn in die Hand. »Das wäre etwas, was ich als Finale für den Giuletto-Film verwenden könnte.«
    »Es geht mir nicht um den Film, sondern um die Überführung eines Mörders«, sagte ich energisch. »Ich bin kein Regisseur, sondern ein G-man. Ein Mann ist ermordet worden. Es geht mich nichts an, ob er ein Gangster war oder nicht. Ich suche den oder die Mörder.«
    »Und ich pfeife auf den Mörder. Es sei denn, die Angelegenheit ergäbe ein gutes Drehbuch.«
    Ich warf einen Hilfe suchenden Blick auf Mister Looke, aber der zuckte nur die Achseln. Er kannte seinen Regisseur besser als ich. Ich gab es also auf, ihn zu bekehren und bat ihn lediglich, Gina am nächsten Tag nicht wegzuschicken, ohne ihr Hoffnungen gemacht zu haben.
    »Das kann ich«, sagte Roy. »Wenn das Mädchen einigermaßen nett aussieht und sich nicht gerade wie eine Holzpuppe bewegt, so werde ich eine Rolle besorgen. Wenn es nicht die Amalita ist, so bringe ich sie woanders unter.«
    Das war alles, was ich wissen wollte. Als wir uns verabschiedeten, hatte Roy unsere Anwesenheit schon vollkommen vergessen. Er war in eine Diskussion mit Looke verwickelt, die von unverständlichen Ausdrücken wimmelte, und winkte uns mit abwesendem Gesichtsausdruck zu.
    ***
    Es war elf Uhr und noch lange Zeit bis zu meinem Rendezvous am Abend. Von einer Telefonzelle aus rief ich das Office an. Ich wollte den Sprechfunk nicht benutzen. Es hätte jemand durch die Scheibe sehen können und das war nicht gerade nötig. Es gab nichts Neues im Office, und so beschlossen wir, Giulettos Witwe einen Besuch abzustatten. Die Adresse hatte ich mir vorsichtshalber von Crosswing geben lassen.
    Theresa Giuletto wohnte nicht in Little Italy, sondern an der Westseite von Manhattan in der 52. Straße am David-Clinton-Park, in einem modernen Bungalow. Wir klingelten an der Gartentür, und kurz darauf drang eine Stimme durch die Sprechanlage.
    »Wer sind Sie und was wollen Sie?«
    Es war eine sonore Männerstimme mit starkem, italienischem Akzent. Hier hatte es keinen Zweck, Verstecken zu spielen. Also antwortete ich.
    »Beamte des Federal Bureau of Investigation. Wir wollen Mrs. Giuletto sprechen!«
    »Mrs. Giületto ist nicht zu sprechen. Sie fühlt sich nicht wohl.«
    Ich versuchte energisch zu werden, bekam aber keine Antwort. Die Sprechanlage blieb stumm.
    Gewalt durften wir nicht anwenden. Wir hatten Giulettos Witwe nichts vorzuwerfen. Wir konnten ihr eine offizielle Vorladung schicken, aber wir waren sicher, dass sie nicht kommen würde. Statt ihrer würden wir lediglich ein ärztliches Attest erhalten.
    Also rückten wir wieder ab, und ich gab mich der Hoffnung hin, die Angelegenheit werde sich so entwickeln, dass die Witwe des Gangsters uns beim nächsten Mal nicht werde abweisen können. Ich brannte darauf, die erlittene Schlappe wettzumachen. Als ich mich noch einmal umblickte, sah ich, wie ein Vorhang sich leise bewegte. Wahrscheinlich stand sie
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