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0243 - Asyl der Gespenster

0243 - Asyl der Gespenster

Titel: 0243 - Asyl der Gespenster
Autoren: Rolf Michael
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Andrew Marshmully. »Ich habe nichts gegen arme Gespenster. Von mir aus kann sie auch nach Schloß Balmoral gehen. Soll sich dort der Verwalter mit ihr rumärgem, wenn die Königin im Sommer kommt… !«
    »Ruhe!« gebot Professor Zamorra. »Nur ich darf mit dem Gespenst reden. Diese Erscheinung ist wirklich harmlos. Sonst wären Sie schon nicht mehr am Leben, weil Sie sich eingemischt haben.«
    »Vor ungefähr zwanzig Nächten erschien auf Caimgorm-Castle einer der Druiden mit dem Silberstab!« heulte die Erscheinung.
    »Sieh an, Gryf macht Ferien in Schottland!« erkannte Professor Zamorra die Situation ganz richtig. »Und der fand sicher, daß für ihn und dich die Burg zu eng war.«
    »Richtig!« klagte die weiße Frau. »Er sah so sympathisch aus. Aber als er mich auf meiner mitternächtlichen Runde erspähte, veränderte er sich völlig. ›Es können nicht zwei Hähne auf einer Miste sein‹ - rief er mir zu. Und dann schwang er seinen Silberstab gegen mich. Ich konnte gerade noch fliehen…«
    »Eure Flucht ist hier zu Ende, Lady Viviane!« unterbrach sie Professor Zamorra hart. »Ich bin es, der den Fluch löst. Ich befreie dich davon mit der Kraft meines Amuletts, das Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hat und das auch für die Großfürsten der Hölle eine Gefahr ist. Stirb denn den zweiten Tod, Lady Viviane of Caimgorm-Castle! Den ewigen Tod. Mit der Kraft des Amuletts löse ich deinen Fluch… !«
    Mit hohlen Schreien schwebte die Gestalt der weißen Frau auf- und nieder. Aber die Wirkung des Amuletts, wie sie Professor Zamorra kannte, blieb aus.
    Merlins Stern machte nicht das geringste Anzeichen einer Aktivität. Nur der grünleuchtende Kranz zeigte an, daß es das Gespenst überhaupt registrierte.
    »Tu deine Pflicht!« rief Professor Zamorra das Amulett im Geist an. »Vernichte den Spuk!«
    Das grüne Leuchten wurde etwas intensiver. Aber die bekannte Wirkung kam nicht. Der magische Energiestrahl, der angreifende Dämonen traf und vernichtete, blieb aus.
    Professor Zamorra gab sich alle Mühe, nicht außer Fassung zu geraten. Das Amulett verweigerte den Befehl!
    Es schien der Erscheinung keine Bedeutung beizumessen. Professor Zamorra hatte schon einige Male erlebt, daß das Amulett seines Ahnherrn Leonardo de Montagne geisterhafte Erscheinungen oder Poltergeister nicht bekämpfte. Das ließ sein Leben äußerst riskant werden. Denn die weiße Magie, deren er sich sonst bediente, konnte nicht direkt als Waffe eingesetzt werden.
    Aber das Gespenst schien nichts davon zu merken, daß Zamorra hier seine stärkste Waffe gar nicht einsetzen konnte und er eigentlich waffenlos war. Es begann, um Gnade zu betteln.
    »Ich büße doch schon so viele hundert Jahre!« greinte die Erscheinung. »Irgendwann trifft mich der echte Strahl der Erlösung. Dann ist meine Untat vergeben. Aber wenn du deinen Zauber einsetzt, muß ich hinab…!«
    Professor Zamorra hielt den Atem an. Das waren ja ganz neue Töne! Er beschloß, seine nicht vorhandenen Trümpfe verdeckt zu halten und eine Art Poker mit dem Gespenst zu beginnen.
    »Überall verjagt man in diesen Tagen die Gespenster aus den Gemäuern!« klagte die weiße Frau. »Auf meiner Reise von Schottland bis hierher habe ich viel gehört. Dabei sind wir nur anders als ihr Menschen. Aber wir waren auch mal wie ihr. Und wir haben auch nichts anderes getan, als die meisten Menschen heute tun. Doch überall will man uns vertreiben. Und seitdem die Leute wieder an verschiedene Bücher kommen, kann uns fast jeder, der nur etwas Mut hat, verjagen!«
    »Ihr gehört nicht in diese Zeit, Viviane!« sagte Professor Zamorra.
    »So! Das meinst du aber nur!« ereiferte sich das Gespenst. »Dabei seid ihr fleißig dabei, unsere alten Gemäuer zu renovieren. Die Bücherschränke mancher Leute sind voll mit Literatur über Geister und Gespenster. Und da meint ihr, wir gehören nicht in diese Zeit? Ihr habt Schonzeiten für das Jagdwild und Schutzgebiete für die Tiere in fernen Ländern. Wo ist ein Schutzgebiet für uns Gespenster? Gebt uns ein Schloß, wo wir uns alle aufhalten können. Je verfallener das Gemäuer, je besser ist es für uns geeignet. Wir werden dann keinen Menschen mehr erschrecken, wenn wir dort umgehen!«
    »Ein Schutzgebiet für Geister! Ein Gespensterasyl!« begann Professor Zamorra plötzlich zu grübeln. »Warte mal. Da fällt mir etwas ein…«
    Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, als er ein altes Herrenhaus in Dorset kaufen wollte.
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