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0241 - Der Pesthügel von Shanghai

0241 - Der Pesthügel von Shanghai

Titel: 0241 - Der Pesthügel von Shanghai
Autoren: Jason Dark
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vorbei, um dorthin zu gelangen, wo dieser seltsame Vorgang geschah.
    Er wagte kaum hinzusehen, riß sich dann zusammen und schaute über die Kühlerhaube.
    Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Die Adern unter seiner dünnen Haut am Hals zuckten, denn aus der dunklen Erde zwischen den beiden Bohlen ragten zwei Hände.
    Gewaltige, braune Klauen, die sich an dem Schutzgitter des Wagens festgeklammert hatten und das Fahrzeug in die Tiefe zerren wollten. Aber das war nicht alles.
    Ryan sah Schultern und einen Kopf!
    Es war ein widerlicher Schädel, ein grausames Etwas, das zwischen den beiden Schultern aufragte. Braun in der Farbe, eingetrocknet, die Proportionen verschoben, das Zerrbild eines normalen Gesichts, aber mit Augen, die seltsam grün leuchteten.
    Mörderisch grün.
    Das war es, was ihn zusätzlich erschreckte. In diesen Augen lag überhaupt kein Gefühl, und die aus dem braunen Schlamm ragenden, gierigen Klauen dachten nicht im Traum daran, das Schutzgitter des Jeeps loszulassen, im Gegenteil, sie wollten den gesamten Jeep in die unheimliche Tiefe zerren und ihn kurzerhand verschlingen.
    Es dauerte seine Zeit, bis Ryan O’Casey begriff, in welch einer Gefahr er schwebte, aber er reagierte genau richtig und sagte sich, daß es für ihn, wollte er dem Unheil entkommen, nur eine Möglichkeit gab, nämlich die Flucht.
    Noch war es dem aus dem Sumpf steigenden Untier nicht gelungen, den Jeep völlig in die braune Tiefe zu zerren. Und dieses Wesen sollte es auch nicht schaffen, dafür wollte Ryan sorgen.
    Er mußte nur sein Entsetzen abschütteln, durfte einfach nicht mehr daran denken, in welch einer Gefahr er schwebte. Er achtete auch nicht auf die Umgebung, als er zu seinem Jeep hastete und sich hinter das Lenkrad warf.
    Der braune Sumpf lebte jetzt.
    Überall krochen die schrecklichen Gestalten aus der Erde.
    Lebende, grausame Monstren, Untote, Geschöpfe der Finsternis, schrecklich anzusehen und programmiert auf Mord.
    Der braune Sumpf lebte.
    Die grauen Wolken waren jetzt so tief gesunken, daß sie den Boden fast berührten. Sie schienen eine Kraft auszuströmen, die das in der Erde lauernde Unheil weckte.
    Das Grauen kam.
    Was die Jahrhunderte im Boden geschlummert hatte, war nicht mehr aufzuhalten.
    Der Atem des Mannes ging hektisch. Seine Augen zeigten einen starren Ausdruck. Er spürte, wie sein Wagen schwankte, wie er immer mehr nach vorn gezogen wurde, und für ihn wurde es höchste Eisenbahn. Der Zündschlüssel steckte noch. Eine halbe Umdrehung reichte, und der Motor sprang an.
    Er lief zwar unruhig, sogar stotternd, und der Mann mußte sich ungemein zusammenreißen, um nicht die Nerven vollends zu verlieren. Der Rückwärtsgang klemmte ein wenig. Er schimpfte auf den Wagen und auf China, denn er hatte sich ihn in Shanghai geliehen, und in diesem Land an ein Auto zu kommen, glich schon einem kleinen Wunder. Normalerweise hätte das Fahrzeug längst überholt werden müssen, das jedoch war vorerst noch ein Ding der Unmöglichkeit.
    Nach dem dritten Versuch hatte er es endlich geschafft. Der Gang war drin.
    Dann zurück.
    Da drehten die Reifen durch, denn vorn hing noch immer die verdammte Moorbestie aus dem Pesthügel, und die hatte Kraft.
    Auf dem Gesicht des Mannes sammelten sich die Schweißperlen.
    Er fluchte auf das Land, auf seinen Wagen, keuchte und gab Gas.
    Die Räder wollten nicht so schnell packen, Dreck spritzte hoch. Zu beiden Seiten des Wagen flogen die Stücke weg, vorn wippte der Jeep und wurde von dem Gewicht des Monstrums immer hart auf die Achse geschlagen.
    Es war ein verbissener Kampf, den der Mann führte. Ein Kampf ums nackte Überleben, den er einfach gewinnen mußte.
    Sekunden wurden für ihn zu kleinen Ewigkeiten. Auf dem alten Knüppeldamm kämpfte er um sein Leben, während ihn die unsichtbaren Wolken eines bestialischen Leichengeruchs umwehten.
    Die Pesttoten wollten ihr Opfer.
    Plötzlich ein gewaltiger Ruck.
    Er war frei!
    Fast hätte Ryan O’Casey aufgejubelt. Er starrte durch die Scheibe und sah die bis zur Körpermitte aus dem Sumpf unter den Bohlen hervorgebrochene Bestie, wie sie die braunen Arme ausgestreckt hatte und mit den Nägeln der spitzen Finger das Holz aufkratzte.
    Die Augen glühten in diesem unheimlichen Grün, innerhalb des Kopfes existierte sogar ein Mund, ein dunkles Loch, aus dem eine widerliche, faulige Geruchswolke strömte.
    Der Ruck oder das plötzliche Freikommen hatte auch seine Nachteile, die Ryan O’Casey sehr schnell zu spüren bekam. Er
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