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0240 - Totentanz im Dollar-Club

0240 - Totentanz im Dollar-Club

Titel: 0240 - Totentanz im Dollar-Club
Autoren: Totentanz im Dollar-Club
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gehörte.
    ***
    In der ganzen Nacht hatte ich damit tun, die Ratten abzuwehren. Zweioder dreimal kroch mir eine mit kalten, scharfkantigen Füßen über das Gesicht und schleifte ihren langen Schwanz über meine Nase hinweg. Ich erbrach mich vor Ekel.
    Als es draußen Tag wurde, fiel auch ein spärlicher Lichtschein in mein Gefängnis. Ich forschte seiner Herkunft nach und fand, dass einer der Dachziegel aus gewölbtem, dickwandigem Glas bestand.
    Sie hatten mir die Füße an den Gelenken mit Lederriemen zusammengebunden. Die Hände waren ebenfalls mit Lederriemen in Gürtelhöhe auf dem Bauch zusammengebunden worden. Aber sie hatten es so gemacht, dass sie gleichzeitig mit dem Gürtel an meiner Hose verbunden waren. Ich konnte die Hände nicht einmal hochheben.
    Natürlich versuchte ich es, als es hell genug war. Ich schob mich mühsam an eine der Kisten heran und unternahm den Versuch, an der Kante meine Fesseln durchzureiben. Als ich es aufgab, lief mir der Schweiß in Strömen am Körper herab. Die Fesseln aber waren nicht einmal angenagt.
    Diese Riemen konnte ich an den Kistenkanten niemals durchscheuern. Ich musste etwas anderes finden.
    Ein paar Stunden lang quälte ich mich ab, dass ich versuchte, trotz meiner Fesseln auf die Beine zu kommen. Es gelang mir zweimal - beinahe. Jedes Mal, wenn ich mich aufrichten wollte, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte wieder auf den Boden.
    Je höher die Sonne stieg, umso unerträglicher wurde die Hitze. In der Mittagszeit lag ich wie gerädert auf dem Boden und japste nach Luft. Ich verfiel ein paar Mal in einen unruhigen Schlummer. Solange es hell war, ließen mich allerdings die Ratten in Ruhe.
    Erst gegen Abend begann der Durst wirklich so stark zu werden, dass ich kaum noch an etwas anderes denken konnte als an trinkbare Sachen.
    Sei vernünftig, versuchte ich mir einzureden, bleib eine Weile ruhig liegen und sammle Kräfte. Dann versuch, ob die Fesseln nicht zu sprengen sind!
    Ich tat’s zweimal mit aller Anstrengung. Die Stirn- und Schläfenadern wollten mir beinahe platzen, so sehr strengte ich mich an.
    Aber die Riemen waren gutes Material. Die hätte ein Ochse nicht gesprengt. Die zweite Nacht kam. Das einzig Gute, was sie brachte, war spät, sehr spät, ein wenig Abkühlung. Dafür kamen die Ratten wieder. Ich war nicht mehr so von Angst und Abscheu erfüllt wie in der ersten Nacht. Ich fing an, mit meinen Kräften Haus zu halten. Gegen die Ratten bewegte ich mich nur noch, wenn sie meinem Kopf zu nahe kamen.
    Gegen Morgen schienen die Biester zu wissen, dass ich ihnen gar nicht wirklich gefährlich werden konnte. Sie wurden unverschämter. Ich schaffte es, mich zu einer hockenden Haltung an einer Kiste hochzuschieben. Dann blieb ich eine Weile ruhig und hörte mir ihr leises Trappeln und ihr scharfes Fiepen an.
    Als ich mich dann einfach zur Seite fallen ließ, hoffte ich, ich könnte eine oder gar zwei mit meinem Körpergewicht erwischen. Aber die Biester waren schneller als ich. Allerdings ließen sie mich danach eine Zeit lang in Ruhe.
    Ich ersehnte das Licht des Morgens, weil es mich hoffentlich von der Rattenplage befreien würde. Einmal biss mich eins dieser Biester in die Wade, aber ich riss meine zusammengebundenen Beine so schnell hoch und ließ sie so schnell wieder auf den Boden zurückfallen, dass ich eine erwischt haben musste. Ich konnte es in der Finsternis nicht sehen, ich fühlte es nur, als meine Beine wieder auf den Boden krachten. Und ich hörte das klägliche, schrille Winseln. Das verschaffte mir wieder eine Zeit lang Ruhe.
    Obgleich es mir schon vorgekommen war, als würde diese Nacht nie enden, war dann doch auf einmal der Morgen da. Ich dachte an die Hitze, die dieser Tag wohl wieder bringen würde.
    Meine Zunge lag trocken in einem trocknen Mund mit trocknen Lippen und trocknem Hals.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich diesen Tag überstand. Dass mich die Ratten nicht fraßen, wunderte mich am meisten. Mehr als einmal verfiel ich in eine Ohnmacht, erwachte gequält von Durst, Hitze, Hunger und Erschöpfung.
    Die dritte Nacht war die schlimmste von allen. Ich musste mich gegen eine Kiste hocken, um den Ratten nicht meinen ganzen Körper anzubieten und weil meine Schuhe noch den stärksten Widerstand boten gegen die scharfen Rattenzähne. Immer wieder ließ ich mich fallen, sodass die unheimliche Schar auseinander stob, und raffte mich wieder hoch, wenn ich sie von allen Seiten wieder herankommen hörte.
    Mein Verstand dämmerte in
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