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0240 - Totentanz im Dollar-Club

0240 - Totentanz im Dollar-Club

Titel: 0240 - Totentanz im Dollar-Club
Autoren: Totentanz im Dollar-Club
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einmal meinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte? Ich zog mich meiner Meinung nach sehr geschickt aus der Schlinge, indem ich in unerschütterlicher Ruhe sagte: »Ich finde Amerika wunderbar!«
    »Haben Sie die Absicht, geschäftliche Verhandlungen in New York zu führen?«, rief ein anderer.
    »Es ist möglich, dass auch geschäftliche Dinge bei meinem Besuch hier zur Sprache kommen«, sagte ich diplomatisch wie ein Politiker.
    »Wie lange werden Sie bleiben, Mr. Crockett?«
    »Das kann ich leider noch nicht sagen.«
    »Kommen Sie allein, Mr. Crockett?«
    »Ja.«
    »Werden Sie sich dem Vergnügen widmen?« - »Was halten Sie von der augenblicklichen Weltlage?« - »Angeln Sie gern?« - »Bevorzugen Sie die englische Kleidung?« - »Wären Sie abgeneigt, ganz nach den Vereinigten Staaten zu übersiedeln?« - »Essen Sie gern Steak?« - »Hat Ihr Besuch auch politische Bedeutung?«
    Die Jungs bombardierten mich mit Fragen. Ich gab Antworten, die immer alle Möglichkeiten einschlossen. Endlich erlöste mich jemand von den aufdringlichen Burschen. Und zwar Joseph Donald Towell…
    »Hallo, Mr. Crockett«, sagte er freundlich. »Entschuldigen Sie, dass ich mich verspätet habe.«
    »Das macht nichts«, sagte ich, schob meine echt englische Pfeife wieder in den Mundwinkel und drehte mich um, um mit Towell zusammen das Schiff zu verlassen. In seinem schwarzen Cadillac wurde ich mitsamt meinen Schrankkoffern zum Waldorf Astoria gebracht. Dort war bereits ein Luxusapartment für mich reserviert. Als das Gepäck in mein Zimmer gebracht wurde, verteilte ich englische Münzen als Trinkgelder. Entsprechend meinem Ruf als reicher Mann zeigte ich mich dabei ziemlich kleinlich.
    Die nächsten beiden Tage verbrachte ich in eintöniger Langeweile. Zwar besuchte ich zweimal morgens die Börse und spielte dort den Interessierten, aber innerlich kam ich aus dem Gähnen nicht heraus.
    Am Abend des dritten Tages holte mich Towell ab, um mich mit in den Klub zu nehmen. Die Leutchen hatten an diesem Abend nichts Besonderes auf dem Programm stehen. So wurde es eine Pokerpartie. Mir schwindelte, als ich die Geldscheinbündel sah, die gelegentlich auf der Mitte des Tisches lagen. Als ich gegen elf Uhr nach Hause fuhr, hatte ich Verabredungen mit McPortori, Johnson und Stone in der Tasche. Wenn ich an diese Verabredungen dachte, wurde mir flau in den Knien. Die versierten Männer mussten doch innerhalb kurzer Zeit feststellen, dass ich alles andere nur kein Finanzmann war. Außerdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, denn beim Pokern hatte ich fast ein ganzes Monatsgehalt an Deyville verloren. Das würde zwar von der FBI-Spesenabteilung ersetzt werden, aber immerhin hatte ich das Geld des Steuerzahlers verspielt. Dabei war ich nicht einmal leichtsinnig gewesen. Aber Deyville hatte das sagenhafteste Pokerglück, das ich je erlebt habe.
    Am nächsten Mittag traf ich mich mit Stone zum Mittagessen. Er kam ins Hotel, wo wir uns einen Tisch hatten reservieren lassen. Bevor er anfangen konnte, mich über meine Verhältnisse auszuhorchen, brachte ich das Gespräch auf die beiden Todesfälle.
    »Ich bin nicht abergläubisch«, sagte ich mit unbewegter Miene. »Aber es berührt mich doch ein wenig seltsam, dass ich auf einmal in einem Klub verkehre, der zwei seiner Mitglieder auf eine so tragische Weise und in so kurzer Zeit verloren hat.«
    »Ach!«, staunte Walter Stone, »Sie wissen davon?«
    »Ich habe davon gelesen«, sagte ich unbestimmt.
    Stone wurde lebhaft. Er zog seinen Stuhl ein wenig näher und brummte: »Sie haben vollkommen recht, Mr. Crockett! Mich würde das auch eigenartig berühren. Ich traue der ganzen Geschichte sowieso nicht. Aber das bleibt unter uns! Bitte, sprechen Sie nicht mit anderen darüber!«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte ich in der leicht reservierten Art, die ich mir für meine Rolle vorgenommen hatte. »Wieso aber stimmt etwas nicht?«
    »Das ist schwer zu sagen«, brummte Stone und spielte mit seinem Besteck, während wir auf die Suppe warteten. »Aber ich kenne Chetnut schon ziemlich lange. Wenn es einen Menschen in meinem Bekanntenkreis gab, der alle Aussichten hatte, hundert Jahre alt zu werden, dann war es Chetnut. Das können Sie mir glauben! Der Kerl hatte eine Gesundheit, die schon fast unnormal war.«
    »Darin kann man sich leicht täuschen«, sagte ich.
    »Nein, nein!«, widersprach Stone lebhaft. »Das kann Ihnen unser Klubarzt bestätigen.«
    »Aber in der Zeitung stand doch, sein Herz sei
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