Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
ich mich ihr zeigen sollte oder nicht. Sicherlich war es besser, wenn ich es nicht tat, solange ich nicht wusste, wer das Mädchen war. Geisslers Freundin vielleicht? Nein, das war unwahrscheinlich. Ich hatte mir irgendwo sein ungefähres Alter notiert. So um fünfundvierzig. Die Kleine war doch ein wenig zu jung für ihn. Oder seine Tochter? Ich besaß keinen Vermerk darüber, ob er Kinder hatte oder nicht. Ob sie von mir wusste? Möglich, wenn ich etwas mit ihrer Mutter zu tun gehabt hatte. Ob sie mich persönlich kannte?
    Vielleicht war es interessant, mit ihr zu reden. Ich konnte bestimmt einiges erfahren. Aber ich musste sicher sein, dass ich sie allein erwischte. Ich musste herausfinden, ob Geissler im Haus war – oder besser noch, wenn er nicht im Haus war.
    Jemand kam die Straße herauf, und ich begann, mich ebenfalls in Bewegung zu setzen und packte die nutzlose Kamera in die Tasche.
    Zwei Häuser weiter führte ein Feldweg von der Hauptstraße ab. Ich erreichte bald eine höher gelegene Stelle, von der aus ich Geisslers Haus gut beobachten konnte.
    Ich beschloss, auf die Dunkelheit zu warten.
    Niemand kam aus dem oder ging in das Haus. Als die Dämmerung einsetzte, flammte im Erdgeschoß hinter drei Fenstern Licht auf. Eine Weile sah ich die Gestalt des Mädchens, bis sie die Vorhänge zuzog. Nichts deutete auf Geisslers Anwesenheit hin. Dennoch wartete ich, bis es ganz dunkel war, bevor ich auf das Haus zuging. Ich kletterte über das Gartentor und schlich mich über den Rasen auf die erleuchteten Fenster zu.
    Die Haustür war verschlossen. Ich tastete mich lautlos um das Haus herum und entdeckte eine zweite Tür. Doch auch diese ließ sich nicht öffnen; das wäre auch zu einfach gewesen.
    Ich drückte mein Ohr dagegen und lauschte eine Weile auf Geräusche aus dem Innern. Es gab nicht viel zu hören. Leise schlich ich zu den erleuchteten Fenstern zurück und lauschte dort ebenso vergeblich. An Hand der undeutlichen Schatten versuchte ich festzustellen, ob das Mädchen allein war oder nicht. Schließlich entschied ich mich, zu läuten.
    Gleich darauf ging Licht im Flur an, und die Tür öffnete sich. Das Mädchen trat heraus. Sie trug ein dunkles knöchellanges Kleid. Ihr Gesicht war ein bleiches Oval. Sie erschrak, als sie mich gewahrte.
    „Oh!“ entfuhr es ihr. „Wie kommen Sie …“
    „Über das Gartentor“, erklärte ich rasch, als sie ausweichen wollte. „Haben Sie keine Angst.“
    Aber sie hatte; und sie war flink. Sie schlug die Tür zu, bevor ich es verhindern konnte.
    Resigniert starrte ich einen Augenblick auf die verschlossene Tür und hoffte, dass sie vielleicht Geissler herbeiholte; aber nichts geschah. Schließlich hob ich die Schultern und wollte mich schon abwenden, als die Tür erneut einen Spaltweit geöffnet wurde. Die Silhouette des Mädchens schob sich vor das Licht.
    „Was – was wollen Sie?“
    Ich blieb stehen.
    „Mit Albrecht Geissler reden“, erklärte ich.
    „Er ist nicht da“, erwiderte sie zögernd.
    Gut, dachte ich. Jetzt musste es mir gelingen, mit der Kleinen zu reden. Vorsicht, alter Junge! Erschrick sie nicht!
    „Und Sie?“ fragte ich. „Würden Sie mit mir reden?“
    „Worüber?“
    „Über Ihre Mutter.“
    Das war ein Schuss ins Blaue. Ich wusste ja nicht einmal, ob sie seine Tochter war.
    „Über Amanda?“ fragte sie verwundert. „Nein, ich glaube nicht, dass ich über Amanda reden möchte.“
    „Sie würden mir sehr helfen“, sagte ich.
    „Aber ich verstehe …“
    Sie brach ab und hielt den Kopf schräg, so dass das Flurlicht auf mich fiel. „Sie sind Herr Bermann, nicht wahr?“
    „Sie kennen mich?“ fragte ich erleichtert.
    „Wer kennt Sie nicht in dieser Stadt? Ihr Bild war tagelang in der Zeitung.“
    „Ah ja!“
    „Und Sie wollen meinen Vater sprechen?“
    Es klang ungläubig. Wusste sie von dem Mordanschlag ihres Vaters?
    „Nur sprechen?“
    „Um ganz ehrlich zu sein …“
    „Sie wollen sich rächen, nicht wahr?“
    Das Gespräch nahm nicht den Verlauf, den ich mir erhofft hatte. Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten.
    „Vielleicht“, erwiderte ich gepresst.
    „Etwa an mir?“
    „Aber nein“, knurrte ich verärgert.
    Ich wollte mich schon abwenden, da sagte sie: „Wollen Sie noch immer über Amada sprechen?“
    Ich hielt inne.
    Sie schloss die Tür. Eine Kette rasselte. Der Lichtspalt wurde breit. Sie winkte mir. „Kommen Sie, Herr Bermann! Ich glaube, Sie brauchen jemanden, der Ihnen hilft.“
    Ich trat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher