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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben
Autoren: Hugh Walker
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zögernd ein. Es klang aufrichtig, aber es gefiel mir trotzdem nicht. Ich war auf Informationen aus, nicht auf Hilfe. Aber ich war zu neugierig, um das Angebot auszuschlagen. Und mir gefiel das Mädchen.
    Sie schloss die Tür hinter mir und führte mich in ein Wohnzimmer, das gleichzeitig eine Bibliothek war. Der Raum war groß und beeindruckend, aber er weckte keine Erinnerungen.
    „Ich heiße Franziska“, sagte das Mädchen unbefangen und deutete auf einen der hochlehnigen Stühle. Sie selbst nahm auf dem Sofa Platz, zog die Beine hoch und lächelte.
    „Ich habe alles über Sie gelesen, Herr Bermann.“ Sie sah mich nachdenklich an. „Es war Vater, nicht wahr, der Sie umbringen wollte?“
    Ich sah sie erstaunt an, dann hob ich die Schultern. Warum sollte sie es nicht wissen.
    „Ja“, sagte ich.
    „Warum haben Sie ihn nicht angezeigt?“
    „Ich hatte keine Beweise“, erklärte ich.
    „Die hätte die Polizei rasch gefunden, wenn sie jemand auf die richtige Spur gebracht hätte. Nein, Herr Bermann, ich glaube nicht, dass das der Grund war. Sie wollen sich rächen. Sie müssen sich einfach rächen. Und ich werde Ihnen dabei helfen.“
    „Und warum, wenn ich fragen darf?“
    „Weil ich meinen Vater hasse“, erklärte sie theatralisch.
    Es war spürbar, dass sie meinte, was sie sagte.
    „Wie haben Sie sich denn diese Hilfe vorgestellt?“ fragte ich nicht ohne Spott. „Halten Sie die Kerze, während ich zuschlage?“
    „Unsinn!“ sagte sie ein wenig verärgert. „Sie nehmen mich nicht für voll, nicht wahr?“ Bevor ich eine dumme Antwort geben konnte, fuhr sie rasch fort: „Wir wollen doch nicht denselben Fehler machen wie mein Vater.“
    „Welchen Fehler?“ Ich begann aufzuhorchen.
    „Mord“, erklärte sie. „Nur sehr dumme oder sehr impulsive Menschen lösen ihre Probleme durch Mord.“
    „Wenn Sie mir eine Vorlesung über Kapitalverbrechen halten wollen, so ist das …“
    „Nein, das will ich nicht“, unterbrach sie mich wütend.
    Ich starrte verblüfft in ihr plötzlich blasses Gesicht mit dem schmalen Mund und den funkelnden Augen.
    „Hören Sie“, begann ich.
    „Ach, seien Sie ruhig!“
    „Nein, jetzt sind Sie ruhig!“ widersprach ich. „Es läuft mir kalt über den Rücken, wenn ich Sie so reden höre. Seien Sie nicht so altklug! Sie sind ein Kind. Also benehmen Sie sich auch so!“
    „Ich bin kein Kind“, begehrte sie auf.
    „Nein?“ Ich starrte sie einen Augenblick an, und sie wich meinem Blick aus. Ich erhob mich. „Das ist schade“, bemerkte ich kühl. „Ich mag keine Frauen, die hassen. Ich mag überhaupt keine erwachsenen Menschen, die hassen. Sie sind blind und machen alles kaputt.“ Ich ging zur Tür. „Sie können Ihrem Vater ruhig sagen, dass ich hier war, Fräulein Geissler.“
    „Herr Bermann!“ rief sie, als ich nach der Türklinke griff.
    Ich wandte mich noch einmal um.
    Sie wurde rot und murmelte: „Sie haben recht. Ich – ich bin wohl doch noch ein Kind.“
    Ich musste grinsen. „Kindern verzeihe ich, wenn Sie hassen.“
    „Warum?“
    „Weil die Vernunft erst aus der Erfahrung geboren wird“, erwiderte ich.
    „Dann glauben Sie nicht, dass es unerfahrene Erwachsene gibt?“ fragte sie ernsthaft.
    „Sie sind die wirklich Gefährlichen“, erklärte ich und kam zurück. „Nun?“
    „Nun?“ wiederholte sie.
    „Sagen Sie, was Sie vorhaben!“ forderte ich sie auf.
    Sie setzte sich und senkte den Kopf.
    „Was hatten Sie eigentlich vor?“ fragte sie.
    Ich betrachtete sie eine Weile stumm. Schließlich sagte ich: „Sie wollen mir noch immer helfen?“
    Sie nickte.
    „Sie haben sich jemanden aufgegabelt, der Ihre Hilfe wirklich brauchen kann, Fräulein Geissler.“
    „Franziska“, berichtigte sie mich.
    „Franziska“, wiederholte ich lächelnd. „Doch meine Pläne sind weitaus weniger spektakulär, als Sie vielleicht glauben.“ Als sie nichts sagte, fuhr ich fort: „Ich bin nicht hier, um mich zu rächen. Dazu habe ich zuviel vergessen. Womit Sie mir helfen könnten, sind Informationen.“
    „Informationen“, murmelte sie enttäuscht. „Sie müssten wesentlich mehr über den Mord wissen als ich.“
    „Natürlich, über den Mord selbst vielleicht – dass Ihr Vater es getan hat – und so weiter. Aber – ich weiß nicht mehr, warum.“
    Sie sah mich verblüfft an. „Kein Witz?“
    Ich schüttelte ein wenig verlegen den Kopf. „Aus unerfindlichen Gründen weiß ich, dass es etwas mit ihrer Mutter zu tun hatte.“
    „Meine
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