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024 - Irrfahrt der Skelette

024 - Irrfahrt der Skelette

Titel: 024 - Irrfahrt der Skelette
Autoren: Larry Brent
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Sie
unterbrach sich. Ihre Blicke vermählten sich mit denen Larrys. Dunkle Kirschenaugen
schienen ihn zu durchbohren und in seinem Innersten lesen zu wollen.
    »Erzählen Sie ruhig weiter«, forderte er sie mit leiser Stimme
auf.
    »Ich weiß nicht, wie Sie dazu stehen. Ich habe mir die Sache noch
mal durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht halten Sie mich für verrückt?«
    X-RAY-3 schüttelte den Kopf.
    »Keineswegs. Ich möchte Ihre Geschichte gern hören. Und ich
verspreche Ihnen auch, nicht abfällig darauf zu reagieren. Ich glaube auch
nicht, daß es dazu kommen würde. Denn ich selbst bin davon überzeugt, daß es
zahllose Dinge gibt, die uns Normalsterblichen noch nicht begegnet sind.«
    »Patrick sieht einen riesigen Schädel, der sich aus dem öligen,
spiegelglatten Wasser erhebt. Einen Schlangenkopf, so groß, so unheimlich, daß
der Koch wie angewurzelt am Heck steht, unfähig, etwas zu sagen oder zu rufen. Eine
Seeschlange, der Schädel so groß wie ein Fesselballon, zerklüftet wie die
Oberfläche eines verwitterten Felsbrockens. Riesige Augen, groß wie
Suppenschüsseln, leuchten gräßlich in der milden Nacht und hinter dem
gewaltigen Schlangenkopf taucht ein massiger, schuppenbedeckter Körper auf, der
sich zwanzig, dreißig Meter hoch in im Nachthimmel türmt.
    Mit einem gurgelnden Aufschrei weicht Patrick zurück. Wahnsinn flackert
in seinen Augen. Er glaubt, eine Halluzination wahrzunehmen. Er fällt über
einen Liegestuhl und sieht noch, wie der unheimliche Körper der Seeschlange
lautlos in den Fluten untertaucht. Patrick ist wie von Sinnen. Er rollt sich
auf die Seite, übersieht den Metallpfosten, knallt mit dem Kopf dagegen und
verliert die Besinnung.
    Zwei Stunden später erwacht er. Sofort setzt seine Erinnerung
wieder ein. Er wirft einen Blick über die endlose Weite des Meeres. Die
spiegelglatte See umgibt das Schiff. Nichts ist mehr von dem Schreckgespenst wahrzunehmen,
das er deutlich vor sich gesehen hat.
    Und nun ist alles verschwunden, weg wie ein Spuk.
    Unbemerkt sucht Patrick seine Kabine auf. Kein Mensch an Bord hat etwas
bemerkt, nicht mal der wachhabende Erste Offizier. Und mit niemand sprach der
Koch über sein unheimliches nächtliches Erlebnis, das er nicht vergessen
konnte. Das Ereignis gab ihm zu denken.
    Ich erfuhr davon in einer schwachen Stunde, als er jemand
brauchte, dem er sich anvertrauen konnte. Ich war zu dieser Zeit eng mit ihm
befreundet.
    Sie sind ein Fremder. Ich hatte Patrick versprochen, niemals seine
Story weiterzuerzählen. Aber dieser Bericht hier ... «, sie faltete die Zeitung
so zusammen, daß die Spalte mit der fetten Überschrift genau in die Augen fiel,
»hat mich dazu verleitet, Ihnen davon zu berichten. Das endlose Meer, ein
einziges unbekanntes Gebiet - und außerhalb der normalen Schiffsrouten bewegen
sich diese kleinen Boote. Oft sind sie wochenlang allein auf dem Wasser. Ihre
Begleiter sind anfangs noch die Delphine, dann Haie und Wale. Und dann
vielleicht Seeschlangen oder ähnliche Ungetüme, wer weiß ... «
    Nach ihren Worten herrschte eine Zeitlang Schweigen. Dann meinte
Larry: »Und was macht Patrick heute?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Seit Monaten habe ich
nichts mehr von ihm gehört. Er soll das Schiff gewechselt haben, erfuhr ich
durch einen Zufall. Aber auf welcher Linie er jetzt fährt, entzieht sich meiner
Kenntnis.«
    Sie ließ dieses Thema fallen. Larry gab auf die ihm eigene Art dem
Gespräch eine andere Richtung. Er erfuhr, daß Angela künstlerische Anlagen
hatte und bereits mit mehr oder weniger großem Erfolg in Los Angeles in
Nachtklubs und in Spielhöllen in Las Vegas aufgetreten war.
    »Aber nun suche ich die ganz große Chance«, meinte sie
abschließend, und ihre Augen strahlten. »Ich weiß, daß Harry B. Fletcher, der
große Musikproduzent, an einer Kreuzfahrt von New York aus teilnimmt. Ich habe
meine gesamten Ersparnisse zusammengekratzt und eine Kabine auf der Andrea
Morena gebucht. Sogar bei der Prominenz auf dem Promenadendeck. Mein Gespartes
hat dazu natürlich nicht gereicht. Freunde mußten einspringen, und im Moment
habe ich mehr Schulden als sonst etwas. Aber ich habe eine große Hoffnung, die
Chance, Harry B. Fletcher persönlich kennenzulernen - privat. Auf der Andrea
Morena, während des Bordfestes, kann ich zeigen, was in mir steckt. Wenn es mir
gelingt, Fletchers Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, dann ist der Weg zum
Starruhm frei, Mr. Brent. Fletcher ist nicht nur einer der
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