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024 - Die Rattenkönigin

024 - Die Rattenkönigin

Titel: 024 - Die Rattenkönigin
Autoren: Dämonenkiller
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Stufen hoch. Ratten sprangen sie an. Jacob hielt ihnen die winzige Flamme des Feuerzeugs entgegen und trampelte auf den glitschigen Körpern herum. Julies Eisenstange krachte immer wieder gegen das Geländer und die Stufen der Wendeltreppe. Delana raffte sich noch einmal auf. Sie stürzte schreiend die Treppe hinauf, an einem Bein eine Ratte nachziehend. Julie folgte ihr, während Jacob sich mutig den Ratten entgegenstellte.
    Endlich hatten sie das obere Ende der Wendeltreppe erreicht. Das andere Mädchen lag bewußtlos auf dem Boden, aber wenigstens waren die Ratten noch nicht bis hier hochgekommen. Jacob beförderte noch einige der Biester mit Fußtritten die Wendeltreppe hinunter, und Julie erschlug mit der Eisenstange eine Ratte, die sich in Delanas Ferse verbissen hatte, dann öffnete Jacob die Tür zu seiner Wohnung. Er schleppte das bewußtlose Mädchen hinein, Julie und Delana schafften es aus eigener Kraft. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloß fiel, verließen jedoch auch Julie die Kräfte; ihr wurde schwarz vor Augen.
    Als sie wieder zu sich kam, sah sie, wie ihr Jacob gerade eine Flasche an den Mund hielt. Er brachte sogar ein Grinsen zustande. Obwohl sein blutverschmiertes Gesicht einen furchtbaren Anblick bot, beruhigte es Julie. Sie trank in großen Schlucken aus der Flasche Kognak. Er rann ihr brennend die Kehle hinunter.
    »Ich habe bereits nach einem Arzt telefoniert. Die Feuerwehr wird auch bald eintreffen.«
    Julie kam auf die Beine. Sie sah Delana und das andere Mädchen auf einer Sitzbank hocken. Sie stierten dumpf vor sich hin.
    »Schock!« erklärte Jacob. »Ich habe ihre Wunden notdürftig behandelt, aber für Delana konnte ich nicht viel tun. Sie braucht Spitalspflege. Du scheinst noch am besten von uns davongekommen zu sein, Julie.«
    »Ich fühle mich soweit auch wieder ganz gut«, sagte sie tonlos und blickte ihm in die Augen. »Jacob, was – was hat das zu bedeuten?«
    Er hob die Schultern. »Ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß …« Er verstummte.
    »Es sah fast so aus, als hätten die Ratten diesen Überfall geplant. Sie kamen wie auf Kommando aus ihren Löchern. Wie eine Armee, ein Meer gedrillter Soldaten, das einer vorbestimmten Kriegstaktik folgt.«
    Als sie Jacobs Wohnung verließ, kam ihr das Erlebte wie ein böser Traum vor. Jacob hatte ihr ein Kleid und einen Mantel aus der Garderobe seiner Freundin geliehen. Der Arzt hatte ihr eine Tetanusspritze gegeben und sie für morgen ins Wilhelmina-Krankenhaus bestellt. Die beiden anderen Mädchen waren sofort dort eingeliefert worden.
    Bevor sie Jacob verließ, hatte sie noch einen Blick ins Keller-Atelier geworfen, wo die Feuerwehrmänner mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt waren. Es sah wie auf einem Schlachtfeld aus.
    Julie war sogar wieder so weit in Ordnung, daß sie sich ans Steuer ihres Wagens setzen konnte. Sie wollte rasch fort vom Schauplatz der Geschehnisse. Anselm erwartete sie. Jacob hatte ihn angerufen und erzählt, was passiert war. Anselm hatte gelacht. Manchmal glaubte sie, daß er überhaupt keine Gefühle besaß und auch für sie nichts empfand. Aber er konnte auch sehr zärtlich sein. Manchmal. Deshalb liebte sie ihn.
    Julie bog in die Buiksloterstraat ein und stellte den Wagen vor der Einfahrt ab. Sie hatte zwar den Schlüssel für das Tor, doch keine Lust, es aufzusperren. Sie stieg aus und ging zu dem kleinen Seiteneingang, der von Efeu umrahmt war.
    Als sie die Tür öffnete, hörte sie hinter sich ein Geräusch, und dann sagte eine keifende Stimme: »Julie Hanegem?«
    Sie fuhr herum und erschrak. Vor ihr stand eine bucklige Gestalt, die einen seltsam bestickten Umhang trug und sich auf einen verzierten Stock stützte.
    »Keine Angst! Ich tue Ihnen nichts«, sagte die Frau. »Im Gegenteil, ich meine es gut mit Ihnen. Ich will Sie warnen.«
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie?« fragte Julie ängstlich und wollte durch die Tür entwischen.
    Aber da legte sich eine knochige, mit Pigmenten übersäte Hand auf die ihre und hielt sie fest.
    »Man nennt mich Arline«, sagte die Alte. »Ich will Ihnen helfen. Anselm, Ihr Verlobter, ist ein Betrüger. Er hintergeht Sie.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!« fuhr Julie die bucklige Arline an und wollte sich befreien, doch die Alte hielt sie fest.
    »Ich muß Sie warnen, Julie«, keifte die Alte weiter. »Sie sind in großer Gefahr.« Sie stutzte und betrachtete Julies Hand mit den Wunden. »Rattenbisse!« konstatierte
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