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0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

Titel: 0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster
Autoren: Der letzte Raum hat keine Fenster
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abgemessenen Schritten zu einer Tür, einer anderen als die, durch die er mich am Mittag eingelassen hatte. Nachdem er diskret geklopft und auf das »Herein« gewartet hatte, kam er zurück und sagte: »Bitte, treten Sie ein. Nein, nicht hier.«
    Damit öffnete er die Tür zu dem mir bereits vertrauten Raum.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis Mrs Greaseback auf der Schwelle zum Nebenzimmer erschien. Sie trug einen kanariengelben, mit Reihern bestickten, chinesischen Schlafrock und sah viel netter aus als am Mittag. Das kam vielleicht daher, dass ihre Wangen leicht gerötet und ihr Haar nicht so straff gekämmt war.
    Erst als ich näher trat und sie begrüßte, bemerkte ich, dass auch ihr Lippenstift nicht mehr so akkurat aufgetragen war wie zuvor. Er war leicht verschmiert.
    »Ich habe sehr wenig Zeit, Mr. Cotton«, sagte sie lächelnd, ohne mir einen Platz anzubieten.
    »Ich fürchte, Sie werden sich etwas Zeit nehmen müssen, Mrs. Greaseback«, entgegnete ich ernst. »Ich habe vor zwei Stunden Ihren Gatten gefunden.«
    »Deshalb hätten Sie nicht zu kommen brauchen Er wäre schon von selbst wieder aufgetaucht.«
    »Ich sagte eben, dass ich Ihren Gatten gefunden habe. Leider wird er nicht in der Lage sein, aus eigenem Entschluss wieder aufzutauchen.«
    »Wieso? Haben Sie ihn etwa verhaftet und warum?«, fragte sie, nicht etwa erschreckt, sondern eher neugierig.
    »Nein Wir haben ihn nicht verhaftet. Ihr Gatte ist leider nicht mehr am Leben.«
    Sie zog die Brauen zusammen, als müsse sie diese Nachricht erst verdauen, aber von Schrecken konnte ich nichts in ihrem Gesicht lesen.
    »Wieso? Hat er einen Unfall gehabt?«
    »Nein, er wurde in seinem Wochenendhaus ermordet.«
    Das schien ihr mm doch an die Nerven zu gehen. Sie trat einen Schritt zurück und fragte mit mühsam beherrschter Stimme.
    »Von wem und warum?«
    »Beides glaube ich zu wissen, aber ich habe noch keinen Beweis dafür. Ich nehme an, dass der Mörder identisch mit dem Gangster ist, der den ursprünglichen Räuber des Colliers erschlagen und dieses mitgenommen hat.«
    »Das begreife ich nicht. Was sollte er für einen Grund dazu gehabt haben?«
    »Das frage ich mich vorläufig auch«, sagte ich, und dann schoss ich eine Frage nach ihr. »Kennen Sie einen Mann mit einer Hasenscharte?«
    Ich beobachtete ihr Gesicht genau Es zeigte sich darin nur blankes Erstaunen und vielleicht eine Spin- von Ekel.
    »Ich habe als ungefähr zwölfjähriges Mädchen einmal einen Menschen mit dieser Entstellung gesehen. Ich konnte das niemals vergessen, aber es blieb bei diesem einzigen Mal. Warum haben Sie mich eigentlich gefragt?«
    »Weil ich einen Mann mit dem Spitznamen Harelip-Bob als den Mörder im Verdacht habe.«
    »Wie grässlich«, sagte sie. »Ich habe geglaubt, es sei eine Frau gewesen.«
    »Welche Frau?«
    »Das weiß ich nicht. Abe hatte doch so viele Freundinnen, und ich glaubte, eine davon habe ihm übel genommen, dass er sich nicht mehr um sie, sondern nur noch um dieses Flittchen von der Revue kümmerte.«
    Mein nächster Weg war ins Office. Mein Verdacht war richtig gewesen. Die gefundenen Abdrücke waren die des Mannes mit der Hasenscharte Aber was konnte den Kerl veranlasst haben, Greaseback aus dem Weg zu räumen?
    Es gab nur eine Antwort, und die lautete dass er ihn gekannt haben musste.
    Um zwölf Uhr betraten Phil und ich das Revue Theater, und zwar diesmal durch den Bühneneingang. Der Portier wollte Schwierigkeiten machen, aber unsere Ausweise taten ihre Schuldigkeit.
    Er führte uns in Mercedes Passadas Garderobe. Inmitten einer Menge von Kostümen fanden wir noch zwei freie Hocker und setzten uns. Es roch durchdringend nach Schminke, Puder und Parfüm. Wir brauchten nicht lange zu warten.
    Dann erschollen die Beifallssalven des Publikums. Wir konnten die Vorhänge zählen. Es waren deren acht, und dann war plötzlich der Gang von lachenden und plaudernden Mädchenstimmen erfüllt. Die Mitwirkenden strömten zu ihren Umkleideräumen, um sich abzuschminken und anzuziehen.
    Als die Türe auf gedrückt wurde, erhoben wir uns. Mercedes hatte einen Umhang, eine Art Cape, über die Schultern geworfen. Während sie eintrat, warf sie noch ein Scherzwort über die Achsel zurück. Dann erblickte sie uns, und ihr Gesicht erstarrte.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie erregt. »Ich habe den ganzen Abend über schon das Gefühl gehabt, es müsse etwas passieren. Ist etwas mit Janette oder… Haben Sie etwas von Abe gehört?«
    »Ja«, sagte ich. »Wir haben
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