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0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

Titel: 0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster
Autoren: Der letzte Raum hat keine Fenster
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müsse.«
    »Nehmen wir also an, einer Ihrer Leute habe aufgepasst, so würde er auch beobachtet haben, wie Ihre beiden Angestellten das Collier einpackten und damit weggingen.«
    »Da muss ich Ihnen widersprechen. Der Schmuck wurde um vier Uhr aus der Werkstatt, die sich ein Stockwerk höher befindet, abgeholt. Die Werkstatt schließt um genau fünf Uhr, und ich weiß genau, dass keiner meiner Leute sie vorher verlassen hat. Es wird nämlich sorgfältig darüber Buch geführt, wann die Arbeiter kommen und gehen.«
    Hier konnte also das Leck nicht sein. Wir fuhren nochmals in die Wohnung der Passada.
    Heute öffnete uns eine Zofe in schwarzseidenem Kleid mit weißem Häubchen und einem französischen Akzent.
    »Messieurs wünschen?«, fragte sie.
    »Wir möchten Miss Passada sprechen.«
    Ein mitleidiges Lächeln glitt über ihr Gesichtchen.
    »Miss Passada hat sich nach dem Frühstück nochmals zur Ruhe begeben. Sic wird keinesfalls vor drei Uhr aufstehen.«
    »Dann wird sie eben heute eine Ausnahme machen«, lächelte ich. »Wecken Sie die Dame und sagen Sie ihr, zwei G-men wollten sie wegen des Schmuckraubes sprechen.«
    »Oh!«, staunte das Mädchen, ließ uns wenigstens in die Diele treten und verzog sich mit einem gemurmelten: »Einen Augenblick, bitte.«
    Wir hörten undeutliche, gedämpfte Stimmen, die der Zofe und die eines Mannes. Es dauerte ewig lange, fast zehn Minuten, und ich war bereits drauf und dran, mich energisch bemerkbar zu machen, als die Kleine zurückkam.
    »Mr. Greaseback will Sie empfangen.«
    Dieser Greaseback schien den größten Teil seiner Zeit bei seinem neuen Star zu verbringen. Als wir eintraten, erhob er sich aus dem Schreibtischsessel und schob ein paar Papiere zurück.
    »Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«, fragte er.
    Er war, genau wie gestern, tadellos gekleidet, trug eine gestreifte Hose, einen schwarzgrauen Cut und dazu eine fliederfarbene Weste.
    Ich überließ es Phil, die nötigen Fragen zu stellen.
    »Haben Sie mit irgendeinem Menschen über das Collier und seine bevorstehende Ablieferung gesprochen?«
    »Nein. Der Käufer hatte die Bedingung gestellt, es müsse bis zur Vorstellung gestern Abend strengstes Geheimnis bleiben, und auch dann, hätte ich seinen Namen niemals nennen dürfen.«
    »Aber Sie haben uns doch telephonisch bestätigt, dass der Schmuck versichert wurde. Um ein derartiges Stück zu versichern, müssen Sie der Gesellschaft unbedingt nähere Angaben gemacht haben.«
    »Selbstverständlich. Ich lieferte eine Zeichnung und die genauen Gewichte und den Wert der einzelnen Steine, des Materials und der Arbeit ab.«
    »Ohne den Namen des Käufers zu nennen?«
    »Das war ja unnötig. Die Versicherung läuft auf meinen Namen.«
    »Warum nicht auf den Namen von Miss Passada?«
    »Tja, das ist eine etwas delikate Sache«, sagte er verlegen. »Die Police hätte natürlich auf ihren richtigen Namen ausgestellt werden müssen, und den benutzt sie nicht gerne.«
    »Miss Coppersmith, meinen Sie.«
    »Na ja, wenn Sie es schon wissen, aber Sie können sich vorstellen, dass dieser Name, der so gar nicht mit dem Beruf, dem Äußeren und der Kunst der Dame, harmoniert, ihr nicht sympathisch ist. Darum bat sie mich, dass ich das Schmuckstück versichern solle.«
    »Sie trat also beim Abschluss dieser Versicherung gar nicht in Erscheinung?«
    »Nein.«
    »Diese Police enthält auch keinen Passus, nach dem im Verlustfalle die Versicherungssumme an Miss Passada auszuzahlen ist?«
    »Natürlich nicht, Sie wissen ja, warum.«
    »Dann muss die Dame aber ein ungeheueres Vertrauen zu Ihnen haben«, lächelte ich.
    »Ich schmeichele mir allerdings, das Vertrauen meiner Schutzbefohlenen in hohem Maße zu besitzen«, erklärte Mr. Greaseback pompös. »Aber schließlich konnte ja auch niemand ahnen, dass der Versicherungsfall jemals eintreten würde.«
    »Man könnte fast meinen, dass Sie auf dem Mond leben, Mr. Greaseback«, entgegnete ich ihm. »Wissen Sie denn nicht, dass es nur in den Vereinigten Staaten mindestens tausend Gangster gibt, die sich auf den Diebstahl oder Raub besonders kostbarer und ausgefallener Stücke spezialisiert haben?«
    »Das ist mir wirklich neu«, beteuerte er. »Ich habe immer geglaubt, derartige Fälle kämen nur vereinzelt vor.«
    »Dann haben Sie eben falsch geglaubt. Ich bin aber noch nicht fertig. Sind Sie fest davon überzeugt, dass Miss Passada selbst den Mund gehalten hat? Sie hat doch vertraute Freundinnen, und ich möchte nicht dafür
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