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0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

Titel: 0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
Autoren: Die Angst kriecht in das Kellerloch
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waren, nahm sie den Hörer erneut auf, drückte wieder den Knopf nieder und sagte: »Hallo? Sind Sie noch da?«
    »Ja, natürlich. Nun, wie steht’s?«
    »Es tut mir leid, Sir, dass ich Ihnen eine negative Auskunft geben muss«, sagte das Mädchen unbewegten Gesichts. »Der Chef bedauert außerordentlich, aber wir sind mit Aufträgen derart überhäuft, dass es unmöglich ist, weitere anzunehmen. Es tut uns sehr leid.«
    »Schade. Aber es ist vernünftig, dass Sie die Grenzen Ihrer Kapazität zugeben. Was man nicht leisten kann, soll man nicht versprechen. Vielen Dank. Vielleicht klappt es noch ein andermal.«
    »Ja, schon möglich. Auf Wiederhören.«
    Die Brünette legte den Hörer auf, beendete ihre Maniküre und betrachtete danach wohlgefällig ihr Werk. Nach einiger Zeit ging die Tür hinter ihrem Rücken auf und ein schwerer, untersetzter Mann von etwa fünfundvierzig Jahren erschien auf der Schwelle. Er trug einen sandfarbenen Anzug der oberen Preisklasse und hatte das robuste Gesicht eines Mannes, der es gewöhnt ist, täglich mit Schwierigkeiten fertig werden zu müssen.
    »Hallo, Ruth«, brummte er mit sonorer Stimme. »Sind die Jungs noch nicht da?«
    »Bis jetzt noch nicht«, erwiderte das Mädchen. »Ist es denn schon halb zehn?«
    »Na, viel fehlt jedenfalls nicht mehr. Gibt’s was Neues?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln: »Kaum. Irgendeine Firma hat angerufen, ob wir ihre Werbung übernehmen könnten. Ich habe gesagt, ich müsste 12 Rückfrage halten. Und dann sagte ich ihnen, wir wären mit Aufträgen derart- eingedeckt, dass wir nichts Neues dazunehmen könnten.«
    Der Mann grinste breit.
    »Braves Mädchen«, lobte er. »Wie hieß die Firma denn?«
    »Brocks & Sons«, erwiderte das Mädchen.
    »Ach, das ist die Maschinenfabrik drüben in Queens«, nickte der Mann. »Wenn wir überhaupt eine Werbeagentur wären, würde es sich bestimmt lohnen, von denen einen Auftrag zu kriegen. Aber so…«
    Er machte eine unbestimmte Handbewegung. Das Mädchen sah ihn nachdenklich an. Plötzlich beugte sie sich vor und fragte: »Wann heiraten wir, Vander?«
    Über das Gesicht des Mannes huschte eine Wolke des Unmuts.
    »Mach mich nicht verrückt, ja? Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass wir heiraten, sobald wir unsere Schäfchen im trockenen haben. Dann lösen wir den Laden hier auf und verschwinden. Irgendwohin, wo es schön ist. Südsee oder so.«
    »Und wann wird das sein?«, fragte das Mädchen mit Nachdruck.
    Vander stöhnte und ließ sich in einen Stahlrohrsessel fallen.
    »Meine Güte, soll ich das vielleicht auf die Stunde genau im Voraus wissen? Sobald wir genug Geld zusammenhaben, Ruth. Es muss dir doch klar sein, dass ein Mann wie ich nicht aufhören kann, wenn er gerade mitten im dicksten Geschäft steckt.«
    »Das sagst du seit mehr als zwei Jahren«, schmollte Ruth Anderson. »Ich vermute, du wirst mich nie heiraten. Du willst mich bloß hinhalten.«
    »Aber, Darling!«, schnaufte Vander. »Wie kannst du nur so etwas denken. Als Mann hat man eben manchmal seine geschäftlichen Sorgen, da ist man vielleicht nicht so aufmerksam und so zärtlich, wie man sein sollte. Das musst du doch verstehen. Ich…«
    Er wurde durch das Öffnen der Tür unterbrochen, die hinaus in den Flur führte. Vier Männer, die alle um die Dreißig herum waren, traten rasch nacheinander ein und grüßten lässig, indem sie den Zeigefinger an die Hutkrempe legten. Vander sprang auf. Er schien über die Störung erfreut zu sein.
    »Endlich!«, rief er. »Ich habe schon gewartet. Wir haben eine dicke Sache! Los, wir wollen keine Zeit verlieren. Ruth, du passt auf, dass uns niemand stören kann, ja? Du weißt ja, was auf dem Spiel steht.«
    Das Mädchen nickte stumm. Mit zusammengepressten Lippen beobachtete sie, wie Vander mit den vier Männern das Vorzimmer verließ, sein dahinter gelegenes Arbeitszimmer durchquerte und mit ihnen schließlich im Konferenzzimmer verschwand. Während Ruth Anderson rasch die Taste an einem Gerät niederdrückte, das Mikrofon und Lautsprecher zugleich war, setzten sich zwei Räume weiter die fünf Männer an den langen Tisch. Vor Vanders Platz stand ein gleiches Gerät wie jenes, das Ruth Anderson gerade eingeschaltet hatte. Aber Vander rechnete nicht damit, dass das Mädchen ihre Unterhaltung abhören würde.
    »Was liegt denn an, Chef?«, fragte einer der vier Ankömmlinge.
    Vander grinste breit.
    »Ein Auftrag, der uns auf einen Schlag Achtzigtausend einbringt«, erklärte er mit
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